Kirche

Ständestaat

Burgplatz vor der St.-Georgskirche

47.810050

16.244851

Prozessionen führten die Gläubigen nicht nur zum Dom und zur Mariensäule am Hauptplatz, sondern auch die St.-Georgskirche wurde zum Ziel der katholischen Gemeinde. Vermutlich stand der Priester zu solchen Anlässen mit den Ministranten auf dem Niveau der Kirche, also über der West-Tor-Einfahrt in die Burg, um zu den Gläubigen auf dem Burgplatz zu sprechen und von allen gehört und gesehen zu werden.

/zeitabschnitte/staendestaat/place/399

Domplatz nahe der Propstei

47.815510

16.242409

In der Zeit des Ständestaates wurden kirchliche Feste und Feierlichkeiten intensiviert, denn sie sollten die "christlich-deutsche Gesinnung", wie es damals hieß, zum Ausdruck bringen. Die Regierung versuchte möglichst viele Bevölkerungsgruppen bzw. Berufsstände zu integrieren, vor allem die Arbeiterschaft. (Man sprach damals von der "Verchristlichung".) Die Berufsstände sollten für das Gemeinwohl des Staates zusammenarbeiten, der Klassenkampf sollte damit sein Ende finden. Der durch den Katholizismus bestimmte Staat und die Institution der Kirche wirkten für die Menschen zusammen, und die Autorität des christlichen Staates sei durch Gott gegeben - so die Staatstheorie. Eines dieser nun groß gefeierten Feste war unter anderem die Erstkommunion, wie sie am Pfarr- bzw. Domplatz (1936 wurde der Pfarrplatz in Domplatz umbenannt) stattfand. Die Burschen und Mädchen erschienen traditionell in Weiß. Damals galt für die Burschen sichtlich der Matrosenanzug als Kleiderordnung. Der Tag der Erstkommunion war aber auch der Tag des Aufmarsches der Burschen des Österreichischen Jungvolkes der Vaterländischen Front (vgl. die uniformierten Kinder im Hintergrund eines Fotos), worin sich wieder die Verbindung zwischen Kirchen und staatlicher Politik zeigt.

/zeitabschnitte/staendestaat/place/397

Hauptplatz vor der Mariensäule

47.813070

16.244173

Seit jeher bildeten die Fronleichnamsprozessionen in Wiener Neustadt einen wichtigen Bestandteil des jährlichen Kirchenkalenders. Stets war die Mariensäule am Hauptplatz eine Station. Nun aber, nämlich im christlich-autoritären Ständestaat, veränderte sich das Bild der Prozession dahingehend, als nicht nur das neue Staatssymbol - das Krukenkreuz - zum mitgeführten und präsentierten Element bei Gottesdiensten wurde, sondern auch Mitglieder von Studentenverbindungen und (schlagenden) Burschenschaften, neben Soldaten, die Gruppe der Geistlichen (allen voran der damalige Propst Uhl) unmittelbar begleiteten. Propst Uhl gewann nachweislich zunehmend an Einfluss bei politischen Entscheidungen, wie bei der Zuweisung eines Arbeitsplatzes (auf Basis einer "Empfehlung der Kirche").

/zeitabschnitte/staendestaat/place/398

Orte in diesem Kartenausschnitt

Alle Erinnerungsorte dieses Themas