Politik
StändestaatBesuch von Emil Fey
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Der damalige Vizekanzler und Offizier Emil Fey, der am1. Mai 1934 auch zum Sicherheitsminister ernannt worden war, besuchte immer wieder die Stadt Wiener Neustadt. Dies geschah entweder zu offiziellen Anlässen oder war privater Natur, denn sein Sohn Herbert Fey war Militärakademiker. Fey, der im Rang eines Majors stand, wurde dann in der Akademie feierlich empfangen. Bekanntlich nahm sich Emil Fey, gemeinsam mit seiner Gattin Malvine und seinem 19-jährigen Sohn, am 16. März 1938 das Leben. Fey flüchtete in den Selbstmord, weil er glaubte, sichere Informationen zu besitzen, dass von der nationalsozialistischen Führung ein Schauprozess gegen ihn veranstaltet werden würde.
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Domplatz - nördlicher Bereich zwischen Dom und Propstei
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Der Domplatz war in der Zeit des "Ständestaates" immer wieder Aufmarschplatz für die Organisationen des christlich-sozialen Staates, in dem bewusst die Nähe zur katholischen Kirche (keineswegs zur evangelischen Kirche oder jüdischen Gemeinde) gesucht wurde. Insofern bot es sich an, den Domplatz und die Propstei als Treff- und Sammelpunkt zu bestimmten sowie dort an kirchlichen Feier- und Festtagen und zu Gottesdiensten Präsenz zu zeigen: natürlich stolz in Uniform und den Parteiabzeichen der VF. (Angemerkt sei hier, dass beispielsweise die erste Parteizentrale der Vaterländischen Front nicht zufällig am Neuklosterplatz 1 war.)
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Einwohnermeldestelle im Magistrat
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Die Einwohnermeldestelle war in Wiener Neustadt Teil der Magistratsdirektion und befand sich im Rathaus, im zweiten Stock (Tür 29). Mit der Einführung der Erkennungskarten wurden hier diese Dokumente ausgestellt. Die Stadtregierung hatte mit der Erkennungskarten-Kartei ab 1936 in der Folge einen aktuellen Überblick über alle österreichischen Staatsbürger der Stadt. Während das Meldezettel-System (Melderegister) die Basis aller hier gemeldeten Einwohner dokumentierte, waren die Erkennungskarten (Kartei in der Einwohnermeldestelle) mit ihrem Foto ein Vorläufer des Personalausweises. Natürlich hatte es aber bereits damals Personalausweise gegeben, zum Beispiel für Beamte bestimmter Behörden oder für Arbeiter und Angestellte in einzelnen großen Industriebetrieben und ihren Abteilungen.
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Erkennungskarte
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1936 wurden österreichischen Staatsbürgern so genannte Erkennungskarten ausgestellt, die ein Foto (Lichtbild) und persönliche Daten enthielten. Die Erkennungskarte zählte zu den Ausweisen bzw. Ausweispapiere, die - im Unterschied zum Reisepass - nur innerhalb Österreichs ihre Gültigkeit hatten. Diese Karten wurden von den Bürgern und Bürgerinnen damals mitgeführt und mussten auf Verlangen (zum Beispiel eines Polizeibeamten) vorgewiesen werden. Sie hatten zwar unterschiedliche Farben, waren aber in ihrem inhaltlichen Aufbau ohne Unterschied: Karten-Nummer, Vor- und Zuname, Geburtsdatum, Geburtsort, Beruf, Bundesland, Verwaltungsbezirk, Einwohnermeldestelle/Meldeamt/Gemeinde, Ausstellungsdatum, Unterschriften. Damit waren die Karteninhaber für die Exekutive und Verwaltung rasch zuordenbar. Mit der Einführung der Erkennungskarten sollten die Kontrolle und die Sicherheit in Österreich verbessert werden.
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Flugfeldkaserne
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Die Flieger-Kaserne musste nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geschlossen werden. Gebäude, die auf dem militärischen Gelände lagen, waren einer zivilen Nutzung zugeführt worden. 1936 übergab die Stadtgemeinde eine ganze Reihe von Fliegerkasernenobjekten an den Bund. Dies hatte zur Folge, dass die seit der Adaptierung der Fliegerkaserne für Wohnungen lebenden Mieter in Ersatzwohnungen untergebracht werden mussten. Aber auch soziale Einrichtungen der Stadtgemeinde, wie die Bezirksfürsorgekommission (die damals sogar erst sehr kurzfristig in die Kaserne eingezogen war), das Jugendamt II, ein Kindergarten, eine Tagesheimstätte, eine Wärmestube und anderes, wurden verlegt. Mitglieder der so genannten "Revolutionären Sozialisten" verwendeten das Hauptgebäude der Flieger-Kaserne im Widerstand gegen den "Ständestaat" bzw. Austrofaschismus auch als Fläche für ihre Botschaften. So malte man am 1. Mai 1933 mit Kalkfarbe in großen Lettern auf das Dach das Wort Freiheit und zudem das Zeichen der drei Pfeile (also das Kampfabzeichen der Sozialisten und Revolutionären Sozialisten).
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Hauptplatz - östlicher Teil
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Wie später in der Zeit des Nationalsozialismus - durch die Hitlerjugend (HJ) und den Bund deutscher Mädel (BDM) - wurde die österreichische Jugend in den Jahren 1935/36 bis 1938 von der Ständestaat-Regierung vereinnahmt. Sie sollte an den christlich-deutschen Staat Österreich ideologisch gebunden werden. Die Erziehung dazu sollte über das Elternhaus und vor allem die Schule und die Jugendorganisationen der VF gewährleistet werden. Nach dem Vorbild Deutschlands gründete man das "Österreichische Jungvolk" der VF und uniformierte Kinder und Jugendliche. In Wiener Neustadt begann man damit erst 1936 und schuf die ersten Jungvolk-Heime in der Ungargasse 29 und nahe der Lokomotivfabrik. Wenn auch relativ selten, so kam es dennoch auch zu größeren Aufmärschen in der Stadt, konkret am Hauptplatz. Im Vergleich zu den späteren HJ-Veranstaltungen zeigte die Präsenz des "Österreichischen Jungvolks" (ÖJV) wenig Wirkung; der Wunsch, in das ÖJV einzutreten war gering.
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Kreiskrankenkasse am Eyerspergring 4
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In der Nacht vom 8. auf den 9. März wurde im österreichischen Ministerrat eine Volksbefragung beschlossen und für den 13. März festgesetzt. Die Regierung Schuschnigg, die außen- und innenpolitisch unter großen Druck geraten war,zte nun darauf, den Entwicklungen in Richtung eines "Anschlusses" an das Deutsche Reich ein Ende zu setzen, indem man einen klaren Entschluss des österreichischen Volkes für einen unabhängigen österreichischen Staat herbeiführt. So begann man mit einer intensiven Werbung, in der sich Slogans und Aufdrucke, wie "Mit Schuschnigg für eine freies Österreich? Ja!", "Jeder Österreicher stimmt mit Ja!", "Unsere Fahne bleibt Rot-Weiß-Rot! Stimmt: Ja!" etc., nahezu überall fanden: in der Tagespresse, auf Außenmauern, auf Briefkuverts und anderen möglichen Werbeflächen. Aufgrund des rasch folgenden militärischen Einmarsches deutscher Truppen in Österreich kam es letztlich nie zu dieser Wahl bzw. Abstimmung.
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