Verkehrs- und Flugwesen

Nationalsozialismus

Das Thema "Verkehrs- und Flugwesen" involviert zum einen inhaltlich verschiedene Verkehrsmittel - von der Eisenbahn über Straßenverkehrsmittel bis zum Flugzeug. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Wiener Neustädter Flugzeugwerken (WNF), ihrer Infrastruktur, der dortigen Produktion und den Arbeitern und Angestellten in den WNF - Werk I und II. Neben seltenen Dokumenten dominieren Abbildungen von den Flugzeugwerken mit ihren Jagd- und Kampfflugzeugen.

Adolf-Hitler-Platz

47.812990

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Auf dem Adolf-Hitler-Platz befand sich zwischen dem Rathaus und dem Grätzl ein langgezogenes Gebäude, das als "Wartehallen" bezeichnet wurde und wo die Fahrdienstleitung der "Städtischen Kraftwagenunternehmungen" untergebracht war. An diesem Autobusbahnhof konnten die Fahrgäste die Fahrpläne lesen, zu- und aussteigen und mit den richtigen Bussen Haltestellen in der Stadt und der Umgebung erreichen. Die Autobusse waren im südwestlichen Teil des Platzes aufgereiht abgestellt, um von dort zu den "Wartehallen" vorzufahren.

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Bahnhof Wiener Neustadt

47.811580

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Der Wiener Neustädter Bahnhof stellte einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt für die gesamte Region des südlichen Niederösterreich dar, weil von hier weitere Verbindungen - zum Beispiel mit Hilfe der Schneebergbahn, der Ödenburger bzw. Aspang-Bahn oder mittels Umstieg auf Autobusse - in die Täler der Voralpen, nach Süden und das Burgenland und weiter nach Ungarn bestanden. Die Bahn wurde ab 1938 auch sofort für die NS-Propaganda eingesetzt, weil an Bahnhöfen eine hohe Personen-Frequenz herrschte und man sehr viele Reisende (zum Beispiel mit Plakaten und Flugblättern am Bahnhofsplatz oder im Bahnhof selbst) erreichen konnte. Vom Bahnhof aus fuhren Wiener Neustädter an die Orte, zu denen sie einberufen wurden (verstärkt schon 1939 und ab Kriegsbeginn, also 1. September 1939), oder sie kamen als Soldaten mit ihrem Heimaturlaubsschein in Händen an, um sich kurzzeitig zu erholen - solange dies möglich war. Viele kehrten von den Fronten und aus der Kriegsgefangenschaft nicht zurück.

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Bahnwärterhaus Nr. 42

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Mit der Überleitung der Bundesbahnen (BBÖ) in die Deutsche Reichsbahn (DR) kam es zu einigen Veränderungen, als nämlich politisch unzuverlässige Beamte ausschieden und die Übernahme aller Infrastrukturen, Verkehrswege und Transportmittel erfolgte (offiziell mit dem 1. Jänner 1939). Die Bahnbediensteten folgten offenbar mehrheitlich dem Nationalsozialismus, nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern wohl zur Erhaltung ihres Arbeitsplatzes, was dies voraussetzte. So schmückten beispielsweise Hakenkreuzfahnen 1938 auch gut und gerne das kleinste Bahnwärterhäuschen. Manche Eisenbahner aus Wiener Neustadt wurden im Gegensatz dazu wegen ihrer Widerstandstätigkeit zu Opfern des NS-Regimes.

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NSKK-Motorstandarte 197

47.809560

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Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) war mit seiner Motorstandarte 197 im Bereich des Stadtparks untergebracht, nämlich im Haus des verstorbenen jüdischen Rechtsanwalts Dr. Emanuel Berstl. Die "arisierte" Berstl-Villa (Promenade 4) befand sich östlich der Lederer Gasse beim Stadtpark. Das NSKK faszinierte auch die Wiener Neustädter, weil nun die Männer die Möglichkeit erhielten, selbst wenn sie über keinen Führerschein verfügten, etwas über Fahrzeug- und Motoren-Technik zu lernen (Funktion, Reparaturen etc.) und mit Motorrädern und Automobilen zu fahren. Der Zugang zu Kraftfahrzeugen war ein wichtiges Beitrittsmotiv für viele Mitglieder.

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Wiener Neustädter Flugzeugwerke - Werk II

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Während das Werk I der Wiener Neustädter Flugzeugwerke (WNF) östlich der Wiener Straße lag und im Kern das Gebiet der Flugzeugfabrik (Wiener Straße 120) umfasste, die bis 1942 weiter nach Osten (südlich begrenzt von der Trasse der Pottendorfer Bahnlinie) großzügig erweitert wurde, konnte man für das so genannte Werk II auf Bestehendes zurückgreifen. Denn man adaptierte 1938/39 die Daimler-Motoren-Fabrik in der Pottendorfer Straße mit ihren zahlreichen Werkstätten. Die 1933 stillgelegte Fabrik musste entsprechend instand gesetzt und in einigen Bereichen gänzlich neu ausgestattet werden. Auf dem alten Fabriksareal hatte sich die Makospinnerei und Zwirnerei "Pick & Co" befunden, die als jüdischer Betrieb 1938 "arisiert" wurde. Die Nachfolge-Firma "Walek & Co" wurde von den WNF übernommen. Innerhalb des Werkes II der WNF befanden sich viele Gebäudekomplexe und Hallen, die in ihrer Dimension aber nicht an die neu errichteten des Werkes I heranreichten. Im Werk II zählten zu den größten Produktionshallen die Hallen 13, 27/28 und 30.

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Wiener Neustädter Flugzeugwerke WNF

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Die Wiener Neustädter Flugzeugwerke (WNF) bestanden währen der NS-Zeit aus zwei Werken (I und II). Im heutigen "Industriegelände Nord" lag östlich der Wiener Straße - stadtauswärts nach der Radiatorenfabrik - die Wiener Neustädter Flugzeugfabrik. In jener konnte zwar 1935 wieder mit der Erzeugung von Flugzeugen begonnen werden, aber die Anzahl der lizenziert hergestellten Flugzeuge war sehr gering. Erst ab dem Jahr 1938 kam es zum großzügigen Ausbau dieses Standorts (Werk I), der Einstellung hunderter Facharbeiter und der Produktion von Flugzeugen für die Deutsche Wehrmacht in überaus großer Stückzahl. Das Werk I der WNF wuchs bis 1942 in östliche Richtung, schloss sich um die Radiatoren-Fabrik und entlang der Pottendorfer Bahnlinie. Das weitläufige Areal wies fünf besonders große Produktionshallen (35, 36, 39, 43, 45) auf. Die Werksbahn führte in einem Halbkreis zur Pottendorfer-Bahnlinien-Trasse, sodass Anlieferungen und Schwer- bzw. Groß-Transporte realisiert werden konnten. Der besondere Vorteil für die Produktion war der Umstand, dass die WNF hier direkt an das Flugfeld III, das als Werksflugfeld diente, anschloss. Auf dem Flugfeld III wurden die erforderlichen Testflüge - also das nötige "Einflliegen", aber auch Versuche - durchgeführt. Auf dem Werksgelände befand sich sogar ein eigenes Sportgelände für die Mitarbeiterschaft, weil die WNF auch als Vorzeigebetrieb der Deutschen Arbeitsfront (DAF) galt.

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