Alltag und Freizeit

Nationalsozialismus

Beim Thema "Alltag und Freizeit" werden unter anderem die alltäglichen Beschäftigungen und Zustände in den Fokus gerückt. Dazu gehören Schnappschüsse vom öffentlichen Treiben auf den Straßen und dem, was Einwohnern und Einwohnerinnen während ihres Weges möglicherweise begegnete und auffiel. Wir erfahren von den Hobbys der Menschen und ihren sportlichen Aktivitäten im Sommern und im Winter (zum Beispiel Schi- und Eislaufen), außerdem vom Zeitvertreib nach der verrichteten Arbeit und am Wochenende, als das Kino viele Interessierte anzog. Zu den Bildern des Alltags zählen mithin jene, die den Alltag des Kriegs - mit den ab 1943 andauernden Bombardierungen - abbilden.

Auge Gottes

47.822500

16.246781

Mit dem Beginn der Bombardierungen ab August 1943 zählten Bilder der Zerstörung bald zum Alltag. Auf dem Weg zur Schule, zum Einkauf oder zum Arbeitsplatz kam der Wiener Neustädter bzw. die Wiener Neustädterin an vom Krieg gekennzeichneten Örtlichkeiten vorbei: seien es zusammengefallene Häuser, von Splittern durchlöcherte Fassaden und Fahrzeuge oder Brandruinen. Der Krieg hatte 1943 die Stadt und seine Menschen erreicht. Die Durchhalteparolen und die NS-Propaganda vermochte es zu Kriegsende kaum mehr die Bevölkerung zu motivieren. Wiener Neustadt war eine im Vergleich zu anderen Städten weitaus deutlicher be- bzw- getroffene Stadt. Dementsprechend gravierender waren die Folgen im Alltag: extreme Zerstörungen, massive Stadtflucht der Menschen und viele Tote, die man zu Grabe tragen musste.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/183

Bahnhof Wiener Neustadt

47.811610

16.234393

Von 1943 bis 1945 war der Alltag in Wiener Neustadt von vielen Bombenangriffen und Fliegeralarmen geprägt. Befand man sich gerade dann im Industriegelände oder an wichtigen Verkehrswegen, wie an der Südbahn, dann war man besonders gefährdet, weil eben dort die Ziele der Alliierten lagen. Der Bahnhof, also der Hauptbahnhof und der Schneebergbahnhof, aber auch der südlicher gelegene Verschiebebahnhof wurden mehrfach schwer getroffen und in der Folge der Transportverkehr lahm gelegt. In einem solchen Falle wurde versucht, die Gleisanlagen möglichst rasch wieder instand zu setzen, zumindest provisorisch, sodass ein Minimum des Zugverkehrs aufrecht erhalten werden konnte.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/187

Eislaufplatz im Stadtpark

47.809740

16.239045

An der Promenade im Stadtpark, wo sich heute in einem tiefer gelegenen Bereich Tennisplätze befinden, konnten die Einwohner der Stadt im Winter Eis laufen. Der Eislaufplatz lag in einem Abschnitt des einstigen mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Stadtgrabens, womit sich auch die ungewöhnliche Lage dieses Platzes erklärt. Über die westlich des Platzes gelegenen Gebäude mit der Adresse Promenade 8 - worin sich auch das Stadtpark-Café befand - gelangten die Besucher auf die Eisfläche. Dieser Eislaufplatz war ein sehr beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Nachdem in den Schulen eine strikte Geschlechtertrennung herrschte, konnte man dort ungezwungen Kontakte knüpfen und Spaß haben.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/182

Fußballplatz Fischauergasse

47.822410

16.237137

Der Fußball- bzw. auch Sportplatz an der Fischauerstraße lag gleich östlich des Bahndamms und verbarg sich einst hinter hohen Holzplanken. Es handelte sich ein großes Areal, auf dem sich zumeist am Wochenende die am Fußballsport interessierte Bevölkerung versammelte. Dementsprechend waren es Männer und Burschen, denn damals war es eher die Ausnahme, dass Frauen ihre Männer auf den Fußballplatz begleiteten, es wurde teils sogar als ungebührlich erachtet. Im Frühjahr ging die Saison unmittelbar nach dem "Anschluss" 1938 los und gleich versammelten sich Kinder, Jugendliche, Männer in Zivil und Soldaten (noch in den alten österreichischen Uniformen, aber bereits mit angeheftetem deutschen Reichsadler) auf dem Fußballplatz.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/186

Kollonitschgasse

47.813550

16.238127

Die Wiener Neustädter Kinos spielten in der Zeit von 1938 bis 1945 eine wichtige Rolle für die NS-Propaganda. In einprägsamen Bildern wurden deutschsprachige Spielfilme gezeigt, die den Menschen unterhalten sollten, aber auch spezifische Werte (wie Kameradschaft, Mut, Heimattreue, Kampfgeist etc.) vermitteln sollten. Regimekritische Filme gab es nicht, sondern Propagandafilme und den Krieg verherrlichende Filme standen auf dem Kino-Programm. Die "Deutsche Wochenschau" wurde zum wichtigsten Informationsmittel in den deutschen Kinos. In Wiener Neustadt konnte man in der Kollonitschgasse 1 ("Elite-Lichtspiele"), der Schlögelgasse 24 ("Apollo"), am Babenbergerring 6 ("Skala") und in der Brodtischgasse 3 ("Zentral") Kinovorstellungen besuchen - Letzteres war ein "arisiertes" Kino.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/188

Schmuckerau

47.819060

16.224524

Bei der "Siedlung Schmuckerau" handelte es sich um eine so genanntes Siedlungsprojekt am Stadtrand von Wiener Neustadt. Das Ziel der Stadtväter bestand darin, Einwohnern auf Basis äußerst günstiger Kredite Grund und Boden zur Verfügung zu stellen. Die "Siedler" hatten die Flächen zu bebauen und Gärten anzulegen. Am äußeren Ende der Obstgasse begann ursprünglich dieses Projekt, im Rahmen dessen anfangs kleine Einfamilienhäuser zwischen der nördlich der Obstgasse und dem Fischabach, dann auch zwischen Reitweg und Felbergasse erbaut wurden. Die Kinder in der Schmuckerau nützen die unbebauten Flächen im Winter und Sommer für Spiel und Sport. Auch das Skifahren auf kleinen Hügeln im Gelände zählte dazu.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/185

Wiener Straße

47.823080

16.246329

Sportveranstaltungen waren beliebt, seien es Fußballmatches, Leichtathletik-Wettkämpfe oder Motorsportveranstaltungen - wobei letztere die größte Aufmerksamkeit erreichten. Die Faszination für Geschwindigkeit und besondere körperliche Leistungen bzw. Fähigkeiten spielte eine maßgebliche Rolle. Der NS-Staat hatte seine "Helden" im Sport, was wiederum die Zielsetzung der verstärkten Körperertüchtigung und der vormilitärischen Erziehung stützte und voranzutreiben half. Am 10. Juni 1939 führte beispielsweise ein großes Radrennen, nämlich die "Großdeutschlandfahrt" durch Wiener Neustadt, an dem hunderte Menschen die Strecke, die von Norden durch die Wiener Straße führte, säumten. Es war dies die 9. Etappe dieses Rennens (von Wien nach Graz), das in insgesamt 20 Etappen über mehr als 5.000 Kilometer von und nach Berlin führte.

/zeitabschnitte/nationalsozialismus/place/184

Orte in diesem Kartenausschnitt

Alle Erinnerungsorte dieses Themas