Zeitabschnitt Erster Weltkrieg (1914 - 1918)

Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 bedeutete für Wiener Neustadt eine Zeit der Not und Entbehrung. Als Zentrum der Offiziersausbildung und Garnisonsstadt mit einer dichten militärischen Infrastruktur wurden hier viele Soldaten für ihren Einsatz ausgebildet und an die Fronten des Weltkrieges geschickt. Wiener Neustadt stellte eine wichtige Versorgungsstätte im südlichen Niederösterreich dar, wobei hier beispielsweise das Kriegsspital - eine "Lazarettstadt" an der Pottendorfer Straße - neben vielen anderen medizinischen Einrichtung eine bedeutende Rolle spielte. Fast vergessen ist das große Kriegsgefangenen- bzw. Arbeitslager. Die Stadt mit ihren Industriebetrieben (vor allem Metall- und Maschinen-Industrie) wuchs, wie auch die gesamte die Region, zu einem riesigen Rüstungszentrum heran, in dem man Waffen und Munition (zum Beispiel die als kampfentscheidend eingestufte Artillerie-Munition) produzierte. Mit dem Zuzug der erforderlichen Arbeitskräfte stieg die Zahl der Einwohner deutlich an, wodurch sich die Wohnmöglichkeiten mehr und mehr einschränkten. Die zunehmend schlechteren Arbeits- und Lebensverhältnisse sowie die ungenügende Versorgungslage an der "Heimatfront" mündeten 1918 in den so genannten "Jännerstreik", mit dem tausende Arbeiter und Arbeiterinnen ihren Unmut über die Missstände zum Ausdruck brachten und der ein Signal des Widerstandes, aber auch für den Frieden war. Bis zum Ende des Krieges hatte die Bevölkerung schließlich einen hohen Tribut leisten müssen: an Gefallenen, an Verwundeten, an Hunger-Toten.

Hauptplatz

47.813030

16.242838

In der Zeit des Ersten Weltkriegs wurde der Hauptplatz nicht verändert. Weiterhin gab es auf dem gepflasterten Platz optisch abgetrennte Streifen für die Fußgänger. Jener Teil des Platzes, welcher sich vor dem Rathaus und den daran angeschlossenen Laubengängen befand, wurde zum beliebten Abstell- und Warteplatz für Kutschen. In fast jedem Gebäude waren im Erdgeschoß Handelsgeschäfte untergebracht, aber auch in Obergeschoßen hatten Rechtsanwälte ihre Kanzleien und Ärzte ihre Praxen.

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Blick nach W

47.815510

16.248097

Im Osten der Stadt konnte man von einzelnen Türmen fast die gesamte Stadt überblicken, beispielsweise vom Turm des Neuklosters oder jenem der Kirche des säkularisierten Klosters (Karmeliterkirche) in der Schlöglgasse 24, wo sich auch der Standort des einstigen "Biografen" (eines frühen Kinos) befand. Von den Resten der mittelalterlichen Stadtmauer erhaschte man schon damals - wegen der Verbauung durch größere Häuser - keinen weitläufigen Blick über die Stadt. Damals gab es noch keine Grazer Straße, sondern es verliefen schmale Straßenzüge von Süd nach Nord: Vom Burgplatz zog sich nämlich die Niederländer Gasse in Richtung Norden, und an diese schloss wiederum die Pogner Gasse an, die am Eyersperg Ring mit der Mühlgasse verbunden war.

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Teil der gesammelten Luftaufnahmen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs

47.813080

16.243725

Luftaufnahmen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs haben Seltenheitswert. Umso erstaunlicher sind außergewöhnlichen Blickwinkel und Perspektiven, die man aus einem Flugzeug auf die Stadt erhält. Das städtische Siedlungsgebiet wirkt auf manchen Aufnahmen fast unwirklich, und es bedarf eines genauen Blicks, um manche Teile der Stadt überhaupt noch zu erkennen, nachdem rund 100 Jahre seit der Aufnahme dieser Luftbilder vergangen sind. Der Grad der Urbanisierung war im Ersten Weltkrieg deutlich geringer, also die Anzahl der Gebäude weitaus reduzierter als heute. An der Peripherie ist viel Grün- und Ackerland erkennbar: noch unbesiedeltes und meist agrarisch genutztes Gebiet der Steinfeldstadt. Sehr gut sichtbar sind die Verkehrswege, vor allem die Straßenhauptverkehrswege und die Bahn, die zentralen Plätze (Haupt- und Pfarrplatz) sowie die hohen bzw. großflächigen Gebäude der Industrie und des Militärs.

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Blick vom Wasserturm zum Dom

47.807750

16.243027

Vom Wasserturm konnte man in Richtung Süden noch fast freies Gebiet überblicken, denn dort befanden sich unter anderem (zwischen Günser und Neunkirchner Straße) die Holzlagerplätze ("Holzplatz"). Zwischen den gut sichtbaren Domtürmen und dem Wasserturm vermochte man in den Stadtpark und seine Villen (zum Beispiel zur "Berstl-Villa" des bekannten Rechtsanwalts Dr. Emanuel Berstl) zu blicken und die Straßenzüge der Bräuhofgasse mit dem Gebäude des Bauhofes sowie und die Bahngasse noch sehr genau zu betrachten. Damals waren noch Reste der alten Befestigungsanlagen (zum Beispiel ein umgebauter Wehrturm nahe dem Brauhof) und der Glockenturm einer heute nicht mehr existenten Kirche in der Bahngasse zu sehen.

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Blick vom Dom zum Neukloster und der Militärakademie

47.815080

16.242965

Einer der besten Aussichtspunkte war und ist der Wiener Neustädter Dom. Von der Höhe der Glocken-Plattform oder vom Türmer-Zimmer lässt sich die Stadt bestens überblicken. Auf dieser Höhe ist es möglich, in die Innenhöfe zu sehen und zugleich alle Dächer bis zu den umliegenden Gebirgen zu überschauen. Das Grätzl am Hauptplatz ist als hoher, zusammenhängender Gebäudekomplex wahrnehmbar. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs waren die elektrischen Zuleitung bzw. Aufhängungen auf den Dächern auffällige Zeichen der Stromversorgung in der Stadt. Die Spitze der Neukloster-Kirche, des Rakozyturmes der Militärakademie und der St. Georgskirche scheinen aus dieser Perspektive auf gleicher Höhe zu sein - was aber nicht stimmt.

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Luftaufnahmen Flugfeld II zwischen Wöllersdorfer und Badener Straße

47.835360

16.232833

Heute völlig unsichtbar geworden, bestand zwischen der ehemaligen Wöllersdorfer Straße, die über das Flugfeld führte, und der Badener Straße eine wichtiger Infrastrukturbereich für das Flugwesen in Wiener Neustadt. In einem auffälligen Bogen aneinander gereiht, befanden sich militärische Gebäude, Montage- bzw. Nachschubhallen und Hangars. Alle diese in einer U-Form aufgereihten Gebäude gehörten zur Fliegerkaserne, deren Hauptgebäude mit einer Zahl von Nebengebäuden an der damaligen Gürtelstraße (heute Flugfeldgürtel) stand.

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Luftaufnahmen Stadtgebiet um den Bahnhof

47.811820

16.233747

Die Wiener Neustädter Hauptbahnhof, der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch als "Südbahnhof" bezeichnet wurde, hatte in der Zeit des Ersten Weltkriegs seine maximale Ausdehnung erreicht. Dies war in der besonderen Bedeutung Wiener Neustadts als Militär- und Rüstungsstadt begründet gewesen. Unmittelbar neben dem "Südbahnhof" lag der Schneebergbahnhof, zu dem an durch die Unterführung in der Kollonitschgasse gelangte. Die Bahntrasse durchtrennte die Stadt im Westen, wodurch die einzelnen Übergänge und Unterführungen zunehmend zu Hauptverkehrsadern wurden. Die Zehnergasse stellte insofern eine wichtige West-Ost-Verbindung dar, die vom Zehnerviertel zum Bahnhof und in die Innenstadt führte.

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Luftaufnahmen vom Süden der Stadt - Verschiebebahnhof/Neunkirchner Straße/Günser Straße/Akademie

47.802210

16.232092

Nach Süden wurde die Stadt von der Ödenburger Bahn begrenzt. Jenseits derselben fand man landwirtschaftliche Fläche vor; diesseits, also nördlich, befand sich das große Areal des städtischen Schlachthofs an der Neunkirchner Straße. Die Anlage des Schlachthofes setzte sich aus vielen niedrigen Gebäudekomplexen (zum Beispiel der Schweinehalle und die Fleischmarkthalle), Stallgebäuden und umzäunten Bereichen für Pferde, Rinder und Schweine zusammen. An der Neunkirchner Straße lag das Verwaltungsgebäude, wie es auch heute noch sichtbar ist. In der südlichen Periphere entdeckt man unter anderem die Markthallen (Marktgasse), den Sanitätsschlachthof, das städische Bad, die städtischen Rebanlagen und die Holzplätze an der Gymelsdorfer Straße. Weiter östlich - über die Holzplätze hinweg - schließt die Günser Straße an. Dort umfasst eine Steinmauer den großzügig angelegten Akademiepark.

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Luftaufnahmen Flugzeugfabrik an der Wiener Straße

47.836460

16.246015

Die Österreichische Flugzeugfabrik AG, kurz ÖFFAG, befand sich an der Wiener Straße und war 1915 (durch Karl Freiherr von Skoda und die Österreichische Creditanstalt für Handel und Gewerbe) gegründet worden. Ihr Ziel bestand darin, beispielsweise Aufklärungsflugzeuge - Doppeldecker der Eigenmarke C I, Bauart 51, und C II, Bauart 52 und 52.5 - sowie Seeflugzeuge - Typ K - für den Kriegseinsatz zu produzieren. Bekannt wurden die Jagdflugzeug-Serien namens Albadros, die man ab 1917 herstellte und, wie übrigens alle Flugzeuge der ÖFFAG, mit einem Austro-Daimler-Motor (aus dem nahe gelegenen Wiener Neustädter Werk) ausstattete. Die ÖFFAG war das drittgrößte Flugzeugproduktionswerk der Habsburgermonarchie und musste 1918 stillgelegt werden.

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Luftaufnahmen Verschiebebahnhof Wiener Neustadt

47.804100

16.230465

Während der Personenverkehr auf der Bahn am Süd-(Haupt-) und Schneebergbahnhof abgewickelt wurde, konzentrierte sich der Warentransport primär auf den Verschiebebahnhof an der Neunkirchner Straße. Dort fanden die Be- und Entladearbeiten statt und auf mehreren Abstellgleisen warteten die Waggons mit diversen Gütern (beispielsweise Holz, Metallwaren, Vieh etc.) auf den Weitertransport nach Norden oder Süden. Nicht überraschend ist, dass sich auch Magazine und Lagerflächen in diesem Bereich befanden. Auch Drehscheiben (um Lokomotiven in die Gegenfahrtrichtung zu drehen oder auf Schienen in andere Himmelsrichtungen zu setzen) und ein so genannter "Ringlokschuppen" (zum Einstellen der Dampflokomotiven) durften nicht fehlen.

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Luftaufnahmen Daimlerwerke und Papierfabrik Salzer

47.825730

16.261018

Im Nordosten der Stadt war nahe der Pottendorfer Straße die Daimler Motorenfabrik. Die Daimlerwerke erstreckten sich westlich der bekannten Überkreuzung des Kehrbaches und des Wiener Neustädter Kanals. Die zu den Werken führende Bahntrasse, die ungefähr parallel zum Kanal verlief, war noch aus hoher Flugdistanz erkennbar. Genau auf der anderen Seite der Überkreuzung lagen die Papierfabrik Salzer, die Tierfutterfabrik und die Hammerbrotfabrik. Nicht ohne Grund war das Gebäude der "Papiermühle" in einem von mehreren Läufen des Fischa- und Kehrbachs durchzogenen Grüngürtel, denn die Papierproduktion hatte bekanntlich einen hohen Wasserbedarf. Hadern und Lumpen wurden zerkleinert und eingeweicht. Der gewonnene Zellstoff wurde zu unterschiedlichen Formen von Papier, Pappe und Karton verarbeitet.

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Neunkirchner Straße

47.825730

16.261018

In der Zeit des Ersten Weltkriegs war die Neunkirchner Straße mit Kopfsteinpflaster und breiten Gehsteigen an beiden Seiten baulich ausgeführt worden. Sie bildete (vergleichbar mit der Wiener Straße nördlich des Hauptplatzes) eine sehr wichtige Verkehrsverbindung von Süden in das Stadtzentrum. Noch war das Fahrrad das am meisten benutzte Verkehrsmittel, mit dem die Wiener Neustädter ihre Wege erledigten. In der Neunkirchner Straße reihten sich viele Geschäfte bzw. Handwerksbetriebe aneinander, wie beispielsweise die Spezerei- und Gemischtwarenhandlung Schlamadinger (Nr. 28), das Damen- und Kinder-Konfektionswaren-Geschäft Rudich (Nr. 20) und der Klaviermacher Neubauer (Nr. 19). Auch das Hotel Meszaros "Goldener Hirsch" (Nr. 4) und das Gasthaus Flasch (Nr. 21) sowie Banken, wie die Wechselstuben-Aktiengesellschaft "Merkur" (Nr. 11) und der Wiener Bankverein (Nr. 14), waren in dieser Straße zu finden.

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Stadtpark mit Pavillon

47.825730

16.261018

Im Stadtpark befand sich unweit des Cafés an den Tennisplätzen (bzw. im Winter beim Eislaufplatz) ein hölzerner Pavillon. Das dreistufige Blechdach schützte die Holzkonstruktion mit seinen Bemalungen vor Wind und Wetter. Der Pavillon war mit Vogel- und Naturmotiven verziert und gab genügend Platz in seinem runden Inneren, dass kleine Musikkapellen in den Sommermonaten dort musizieren konnten. Die Bevölkerung ließ sich zu diesen Anlässen auf den zahlreichen Parkbänken und Kaffeehausstühlen nieder, um den künstlerischen Darbietungen zu lauschen. Der Stadtpark war seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Erholungsraum für die Einwohner der Steinfeldstadt.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/419

Bahngasse mit Kapuzinerkirche

47.810940

16.240166

Das Kapuzinerkloster mit seiner Kirche war in der Zeit des Ersten Weltkriegs noch von einer hohen Mauer umschlossen. An der Ecke zur Bräuhausgasse prangte damals ein riesiges Kreuz, und Händler hatten ihre Verkaufsstände unmittelbar daneben an der Kapuzinermauer. Zwischen der Kapuzinermauer und dem Häuserblock, der zwischen Bahn- und Bräuhausgasse lag, bestand eine relativ breite Fläche. Vom Bahnhof kommende Passanten gingen gerne über diesen Platz auf kürzestem Wege zum Brauhof, um dort ein Bier zu trinken oder auf der Kegelbahn zu spielen.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/420

Blick vom Dom nach Norden

47.814780

16.242539

Vom Langschiff des Domes oder von einem der Domtürme gewinnt man einen faszinierenden Blick über die Stadt. Sah man zur Zeit des Ersten Weltkriegs in Richtung Norden, dann war die Stadtgrenze noch relativ nahe. Die Bebauung verlief bis zirka zur Vorstadtkirche in geschlossener Form. Dann bestand eine kaum bebaute Zone, bedingt durch die Aulandschaft des Fischa- und Hammerbaches, die sich wie eine grüner Gürtel durch die Stadt zog. Erst im Bereich der Fischauer Gasse (Josefstadt) und der Pottendorfer Straße (Industriebetriebe) setzte sich die Bebauung sichtbar fort: Kasernen (wie die Artilleriekaserne, die Fliegerkaserne und die Kavallerie-Kaserne), der städtische und jüdische Friedhof, die großen Fabriken (Flugzeug-, Radiatoren- und Lokomotivfabrik etc.) sowie Arbeitersiedlungen waren in der Stadt-Peripherie im Norden vorhanden.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/421

Hauptplatz aus verschiedenen Blickwinkeln

47.812870

16.243684

Der Wiener Neustädter Hauptplatz änderte sich in seinem Bild während der Zeit des Ersten Weltkriegs nicht. Auf Fotografien aus dieser historischen Phase lässt sich das typische Aussehen der Fenster erkennen, das durch die Fensterläden gekennzeichnet war. In der Innenstadt waren damals Klappläden sehr beliebt, mit denen man sich gegen die heiße Sommersonne und neugierige Blicke der Nachbarn schützen konnten. Gerne ließ man die unteren höheren Teile der Fensterläden geöffnet, indem man sie seitlich nach außen öffnete oder nur nach außen hinausschob und mit einer Eisenstange fixierte. Am Hauptplatz herrschte nicht nur an den Markttagen reges Treiben, sondern der Lärm der vielen Passanten, der Pferdegespanne, Kutschen, Leiterwagen und Zugwagen war alltäglich. Die Hauptverkehrsader zog sich von Norden nach Süden, auch von ungarischer Seite kamen die Händler ins Zentrum. Auf dem Platz gab es mehrere elektrische, hoch aufragende Laternen, die bei Dunkelheit Licht spendeten. An der Fassade des Rathauses waren zwei große Leuchtkörper befestigt, nicht nur um das Verwaltungsgebäude entsprechend erstrahlen zu lassen, sondern auch um im Areal vor dem Rathaus Licht zu geben, weil dort die Pferde-Kutschen abgestellt wurden und Gäste aufnahmen bzw. transportierten.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/422

Eyerspergring

47.815980

16.246889

Der Eyerspergring verlief vom Baumkirchnerring (ab der Wiener/Kaiser-Wilhelm-Straße) bis in den Bereich der heutigen Grazer Straße (damals Bastei- und Mühlgasse) und weiter in einem Bogen nördlich des städtischen Fuhrhofs vorbei, wo er in den Corvinusring überging. Direkt an der nach Norden führenden Mühlgasse gab es kaum Häuser, ähnlich wie am Ende des Eyerspergrings, von wo man in östliche Richtung zum Infektionsspital gelangte. Der Eyerspergring war der kürzeste Straßenabschnitt des Ringes in Wiener Neustadt.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/423

Blick von der Karmeliter-Kirche nach Westen

47.814800

16.247165

Auch vom Turm der Karmeliter-Kirche nahe dem Allgemeinen Krankenhaus gewann man einen großartigen Blick über die Stadt bis zu den Voralpen. Vom Dom und dem östlich liegenden großen Posthof-Gebäude lief ab der Wiener Straße, die im Ersten Weltkrieg kurzzeitig auch Kaiser-Wilhelm-Straße genannt wurde, die Rosengasse in östliche Richtung; parallel zu ihr die Deutschgasse, die der Karmeliter-Kirche am nächsten war. Während die Rosengasse ab die Pognergasse (die von Norden nach Süden ging) stieß, schloss an die Deutschgasse die Schlögelgasse an, die an der Kirche und dem früheren Karmeliterkloster (und der später darin untergebrachten Bräunlich-Fabrik) vorbeiführte.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/424

Wöllersdorfer Straße

47.829880

16.237117

Die Wöllersdorfer Straße führte, wie ihr Name bereits sagt, von Wiener Neustadt nach Wöllersdorf. Sie begann beim Auge Gottes, wo sich einst das K. k. Postamt befunden hatte, und führte in nordwestliche Richtung - vorbei an der Harz-Raffinerie, der Kaiser-Franz-Josef-Kavallerie-Kaserne und dem Mauthaus - über die Südbahn und weiter über die Gürtelstraße zwischen den beiden Gebäudekomplexen der K. u. k. Flieger-Kasene über das Flugfeld. Dabei trennte sie den Exerzierplatz und das Flugfeld I der Fliegerkaserne und das Flugfeld II (mit jenem Teil der Flieger-Kaserne, der sich in einem auffälligen Bogen um das südliche Ende des Flugfeldes II zog). An der Straße lief auch eine Bahnverbindung von Wiener Neustadt zur Munitionsfabrik Wöllersdorf. Westlich der Südbahn bzw. der Äußeren Bahnzeile standen einige große Wohnhäusern an der Wöllersdorferstraße (z. B. durchzogen von der Arbeitergasse, der Steinabrückler Gasse etc.).

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/425

Neunkirchner Straße - Engelbrechtgasse

47.806650

16.240146

Fuhr man in der Zeit des Ersten Weltkriegs über die Neunkirchner Straße nach Süden, so war der Bereich nach dem Wasserturm links der Straße völlig unverbaut, jedenfalls bis zur Hallengasse. An der rechten Straßenseite standen allerdings einige Wohngebäude, von denen sich die größten und auffälligsten an der Kreuzung zur Engelbrechtgasse befanden. Hinsichtlich seiner für die Steinfeldstadt einzigartigen Architektur war das so genannte "Rundhaus" zweifellos spektakulär: ein mehrstöckiges Wohnhaus mit gerundeter Fassade, in turmähnlicher Form, mit ausgebautem Dach, langen Balkons sowie außergewöhnlich großen Balkontüren und Fenstern. Sein Standort unweit des Stadtparks und die bauliche Extravaganz machten es zu einem Blickfang.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/426

Herzog-Leopold-Straße

47.813350

16.241363

Das auffälligste Gebäude in der Herzog-Leopold-Straße war zweifellos das Stadttheater, das vom an Kultur interessierten Teil der Bevölkerung auch während der Kriegszeit noch besucht wurde. Das Gasthaus "Theater" bot den Besuchern die entsprechende Verköstigung vor oder nach einem Theaterbesuch, aber auch darüber hinaus war es ein beliebter Terffpunkt. In den benachbarten Gebäuden gab es viele unterschiedliche Handels- und Handwerksbetriebe. So erhielten die Kunden beispielsweise im Haus Nr. 15, quasi nebenan, bei Herrn Frischmann Sonnen- bzw. Regenschirme (auch an Nr. 9) und Gehstöcke oder in der Mehlhandlung von Berta Hain diverse Mehlsorten und Gries; oder aber im Haus Nr. 16 beim Zuckerbäcker Kwarda Süßigkeiten und Eis oder beim Schneider Ullrich Uniformen aller Art. Wer nicht nur Unformen, sondern auch Herren-, Damen- und Kinder-Wäsche sowie Sport- und Touristenartikel suchte, der fand bei Max Ganauser in der Herzog-Leopold-Straße 10-12 diese Waren. Papier und Bürowaren aller Art konnte man damals in der Papierhandlung Lechner (Nr. 13) erwerben. Modewaren, Konfektion, Vorhänge und Teppiche bot Hans Platzer im Haus Nr. 5 an; und in Heinrich Seisers Großhandel an der Nr. 25 wurde man der Spezerei- und Kolonialwaren und Landesprodukte fündig.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/428

Blick von der Evangelischen Kirche nach Norden

47.812560

16.237609

Vom Turm der evangelischen Kirche am Bismarckring konnte man in Richtung Norden die Kreuzung Kollonitschgasse/Herzog-Leopold-Straße, aber auch den Babenbergerring (mit derm K. k. Staatsgymnasium) bis zur Jubiläumsschule (heute Volksschule am Baumkirchnerring) überblicken. Im Gebäude am Ende der Herzog-Leopold-Straße (Nr. 32) befand sich im vorderen Trakt die Landesoberrealschule und die höhere Gewerbeschule, während im hinteren Trakt zur Herrengasse das Lehrer-Seminar (also die Lehrerbildungsanstalt mit der Übungsschule) situiert war. Etwas versetzt zum Straßenverlauf stand gegenüber dem genannten großen Schulgebäudes das Wirtshaus von Karl Kraus (später "Deutsches Haus"), Herzog-Leopold-Straße 27-29.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/429

Stadtrat der k.k. Stadt Wiener Neustadt - Heimatschein

47.814490

16.244124

Nicht jeder, der in der Stadt Wiener Neustadt wohnte, hat hier auch sein so genanntes "Heimatrecht". Oft waren es Menschen aus anderen Teilen der Monarchie, die in der Steinfeldstadt Fuß fassen und sich hier eine neue Existenz aufbauen wollten. Zumeist stammten die sich neu ansiedelnden Personen aus dem nahen West-Ungarn, aber auch aus Böhmen, Mähren oder Galizien. Erst wenn diese Einwohner die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatten und eine gewissen Zeitdauer in der Stadt gemeldet und berufstätig gewesen waren, konnten sie das Heimatrecht bekommen. Seit 1869 waren ein mindestens 10 Jahre bestehender Wohnsitz in der Stadt und der Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft die Voraussetzungen für den Erhalt des Heimatrechts. Dieses wurde vom Stadtrat der k. k. Stadt Wiener Neustadt mit dem "Heimat-Schein" schriftlich bestätigt und verliehen.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/430

K.. k. Bezirkshauptmannschaft

47.814810

16.243644

Die Bezirkshauptmannschaft, in der unter anderem auch die Reisepässe ausgestellt wurden, befand sich in Wiener Neustadt in der Wiener Straße im so genannten Posthof. Dieser beherbergte nicht nur die Telegraphenanstalt, also die Telefonzentrale der Stadt, sondern war gleichsam das Hauptpostamt Wiener Neustadts. Darüber hinaus hatten Rechtsanwälte und Geschäftsleute im Posthof ihre Kanzleien und Betriebe. Der Posthof galt als außerordentlich moderne Einrichtung und war eine besondere Adresse. Insofern führte der Weg von Einwohner der Stadt und der Region bisweilen gerne in den Posthof, sei es wegen des Einkaufs in einem der dortigen Geschäfte, aufgrund eines Telefonats, eines aufzugebenden Telegramms oder einer Postsendung oder sei es wegen eines erforderlichen Behördenwegs (z. B. auf das Passamt der Bezirkshauptmannschaft).

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/432

Josefstadt - Pernerstorferstraße

47.824040

16.245067

Die so genannte "Windhose von Wiener Neustadt" richtete am 10. Juli 1916 in Wiener Neustadt erheblichen Schaden an, nachdem sich am späteren Nachmittag -um zirka 16.15 Uhr - ein Tornado (eine Trichterzelle) im Piestingtal (bei Dreistetten) gebildet hatte und über das Flugfeld in die Steinfeldstadt zog. Bei dieser Sturmkatastrophe wurden nicht nur am Stadtrand viele Häuser und Industriegebäude (z. B. Gebäude der Lokomotivfabrik) zerstört - besonders traf des die Josefstadt -, sondern auch Gebäude nahe des Auge Gottes wurden von diesem Wirbelsturm erreicht. Der Tornado zog eine Schneise von bis zu 600 Metern Breite im Durchmesser. Abgesehen von dem entstandenen Sachschaden, der mit rund 900.000 Kronen beziffert wurde, verloren 32 Menschen ihr Leben; über 300 Personen wurden verletzt.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/433

Sparkasse - Geldscheine aus der Zeit des Ersten Weltkrieges

47.811280

16.243878

Die Wiener Neustädter Sparkasse in der Neunkirchner Straße 17 war eine von mehreren Banken in Wiener Neustadt (neben der Allgemeinen Verkehrsbank in der Wiener Straße 9, der Wiener Neustädter Spar- und Kreditgenossenschaft in der Neunkirchner Straße 15 und anderen). Es handelte sich um das größte Bankinstitut der Stadt. Als Währung galt in der Habsburgermonarchie die Krone: 1 Krone entsprach 100 Heller. 1914 erhielt man für 1 Krone etwa 3 kg Brot. Bereits für eine Krone gab es Geldscheine (Banknoten der Österreichisch-ungarischen Bank), die man auch in Metallgeld (nicht aber in Gold) wechseln konnte, allerdings nur in Wien und Budapest. Kronen-Geldscheine existierten beispielsweise im Wert von zwei, zehn oder fünfzig Kronen. Die Banknoten waren in deutscher und ungarischer Sprache bedruckt, trugen unter anderem den Habsburger Doppeladler und die Bezeichnung "Deutschösterreich". Während des Ersten Weltkriegs war eine durchaus gravierende Inflation gegeben; die Preise stiegen 1914 bis 1918 um das 15-Fache.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/434

Wohnverhältnisse

47.816184

16.245774

Die Menschen waren während des Ersten Weltkriegs von Armut und Wohnungsnot geplagt. Zwar boten sich in Wiener Neustadt viele Arbeitsplätze in der (Rüstungs-)Industrie, aber das Einkommen war minimal und die Arbeitsbedingungen katastrophal. Es fehlte an allem, und es wurde gespart, wo immer es ging. Die Stadtbevölkerung war seit Kriegsbeginn erheblich angewachsen. Für viele tausende Menschen gab es schließlich nur Notquartiere. Jeder Quadratmeter Grünfläche wurde zum Anbau von Obst und Gemüse genutzt, denn hungrige Mäuler mussten gestopft werden.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/20

Feuerwehr

47.814358

16.239926

Die Freiwillige Feuerwehr von Wiener Neustadt war eine wichtige Einrichtung für die Sicherheit der Stadt. Die Zentrale der Stadtfeuerwehr befand sich in der Herrengasse 28. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs waren es allerdings alsbald nur noch ältere Männer, die hier Dienst taten, nämlich jene, die nicht in die k. u. k. Armee eingezogen wurden und keinen Kriegsdienst an der Front zu leisten hatten. Wie auch in der vergangener Zeit, war die Feuergefahr keineswegs gebannt, vor allem nicht in einer Zeit, als viele Menschen Zigarren und Zigaretten rauchten, noch viele offene Feuerstellen in den Haushalten bestanden und die Feuerschutzmaßnahmen noch relativ dürftig waren. Seit dem großen Stadtbrand von 1834, als unermesslicher Schaden entstanden war, wurde der Feuerwehr in Wiener Neustadt ein wichtiger Stellenwert eingeräumt.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/21

Kriegsspital im Ersten Weltkrieg

47.832500

16.264219

Im Norden der Stadt wurden 1915 an der Pottendorfer Straße mehrere Holzbaracken errichtet, wo verletzte und verwundete Soldaten medizinisch versorgt wurden. Für die Versorgung der großen Anzahl von Verwundeten mussten in der Stadt überhaupt mehrere Militär-/Notspitäler errichtet werden (z. B. im Neukloster, in der Taubstummenanstalt, in der städtischen Turnhalle etc.). Das "Kriegsspital" wurde zu einer Barackensiedlung größeren Ausmaßes und in durchaus moderner, wenn auch einfacher Form des Holzbaues, in der 1650 Menschen untergebracht werden konnten und in der auch eine Kirchenbaracke nicht fehlen durfte. Um die nicht gehfähigen Soldaten transportieren zu können und durch frische Luft ihre Genesung zu beschleunigen, wurden Schienen im Areal verlegt und die Betroffenen jeweils zu dritt in eigens dafür angefertigten "Rollbetten" händisch von einem Punkt zum anderen geschoben. Die im Kriegsspital verstorbenen Soldaten wurden auf dem städtischen Friedhof bestattet.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/435

Gasthaus Oskar Andersch

47.804750

16.236553

Das Gasthaus von Oskar Andersch in der Neunkirchner Straße 68 war ein sehr großer Gastbetrieb in der Nähe des städtischen Schlachthofes und des Viehmarktes. Deshalb konnte sich das Gasthaus gut etablieren und hatte vor allem an den Markttagen überdurchschnittlich viele Gäste, die hier das beworbene Bier- und Wein-Angebot konsumierten oder im Gastgarten, in dem man durch ein Tor eintrat, ihr Mittagessen oder eine Jause konsumierten. Die Pferdegespanne wurden vor dem Haupteingang im Schatten eines Baumes abgestellt, wo die Pferde Heu und Hafer in bereitgestellten Futtertrögen vorfanden. Insofern war für Mensch und Tier gesorgt.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/437

Stadtpark - Springbrunnen

47.810080

16.237692

Seit dem 19. Jahrhundert war der Stadtpark ein wichtiger Erholungsraum für die städtische Bevölkerung. Die Stadtregierung bemühte sich darum, dass der Park ein wahrliches Schmuckstück darstellte - was ihr auch gelang. Deshalb fand man hier auch im Ersten Weltkrieg wunderschöne Blumenbeete und gepflegte Grünflächen vor. Rosengärten und exotische Pflanzen waren Teil des Parks, wo der Erholungssuchende auf Sitzbänken beim Pavillon (nahe dem Stadtpark-Café), bei den verschiedenen Denkmälern und beim großen Springbrunnen Ruhe und Muße fanden. Die Notzeit machte es aber auch erforderlich, Nutzpflanzen, Obststräucher bzw. -bäume und Gemüse an einzelnen Flächen anzubauen.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/438

Private Musikschule Tritremmel

47.818980

16.247590

Die private Musikschule von Ferdinand Tritremmel und seiner Gattin befand sich in der Locatellistraße 7, die einst anders als heute verlief, denn sie zog sich von der Kaiserbrunngasse (6 und 7) über die Fischa zur Pottendorferstraße. Die Musikschule war bekannt und Tritremmel selbst hatte einen guten Ruf. Er unterrichtete ausschließlich Knaben, und jene erlernten bei ihm verschiedene Musikinstrumente, wie zum Beispiel Geige und Klavier.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/439

Santa Christiana

47.819768

16.244935

Das Mädchen-Institut "St. Christiana" in der Wienerstraße 65 beherbergte eine private Mädchen-Volks- und Hauptschule (mit Öffentlichkeitsrecht). Außerdem gab es an diesem Standort eine zweiklassige Handelsschule und das Angebot von Koch- und Handarbeitskursen. Es waren geistliche Schwestern, die für den Unterricht und die Ausbildung verantwortlich schrieben. Der religiösen und tugendhaften Erziehung der jungen Mädchen wurde hoher Wert beigemessen. Das Institut genoss einen hervorragende Ruf. 1903 war diese Bildungseinrichtung in der Räumen der ehemaligen Krupp`schen Löffelfabrik eingerichtet worden.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/22

Lehrerbildungsseminar

47.814170

16.239379

Das Landes-Lehrerseminar und die dazugehörende vierklassige Knaben-Übungsschule in der Herrengasse 29 war eine Bildungseinrichtung, in der Pädagogen für ihren Beruf als Lehrer (mit entsprechender Unterrichtspraxis) ausgebildet wurden. Insgesamt hatte die Schule bald acht Klassen. Direktor war bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Dr. Karl Hauschild, und ein Personenkreis von zirka 14 Professoren bildeten den Lehrkörper. Unter ihnen war auch Josef Heitzenberger, einige Beiträge zur Stadtgeschichte schrieb. Die Knaben, die die Übungsvolksschule besuchten, erhielten dort bereits früh einen besonderen Musikunterricht. Bekannte Namen, die mit dem Lehrerbildungsseminar in Verbindung stehen, sind beispielsweise Josef Matthias Hauer (der Begründer der Zwölftonmusik, der bekanntlich an der Schule Klavier-, Orgel-, Cello- und Gesangsunterricht hatte) und Ferdinand Ebner (seinerseits Volksschullehrer und Philosoph).

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/440

Militärakademie

47.808673

16.246149

Die Militärakademie am Burgplatz 1 beherbergte in seinen Räumlichkeiten und Nebengebäuden zahlreiche militärische Einrichtungen. Unter anderem befand sich an jener Stelle, wo heute die Daun-Kaserne steht, ein Militärspital: das Spital der k. u. k Theresianischen Militär-Akademie. Südlich der Burg bestand ein großes Freibad mit einem Sprungturm (ausgeführt als überdachte Hauskonstruktion) - also keine Freizeiteinrichtung, sondern ein Bad zur körperlichen Ertüchtigung der Soldaten. Weiter südlich standen zum Beispiel die Reithallen und Ställe für die Pferde der Offiziere, denn jeder Offizier musste natürlich in der Habsburgermonarchie standesgemäß das Reiten beherrschen. Zum Exerzieren stand seit jeher der große Platz vor der Statue Maria Theresias zur Verfügung. Die Reitwiese und das Parkgelände boten ausreichend Übungsmöglichkeiten für die Soldaten in der Militärakademie.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/23

Hauptplatz

47.813439

16.243543

Die Stadt und Region Wiener Neustadt war während des Ersten Weltkriegs nicht nur ein bedeutendes Rüstungszentrum, sondern auch ein wichtiges militärisches Zentrum für die Ausbildung, die Versorgung und den Nachschub. Einheiten der Infanterie, der Artillerie und der Kavallerie waren hier beispielsweise stationiert; man denke nur an die Zeughaus-, die Paulaner-, die Kammann'sche Cavallerie-, die Zollegestätte- oder die Artilleriekaserne. Die Truppenkontingente zeigten manchmal selbstverständlich auch entsprechende Präsenz in der Innenstadt: bei Gedenkfeiern, an Festtagen und bei hohen Besuchen. Die Soldaten der k. u. k. Armee waren also stets ein Teil des Stadtbildes.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/24

Flieger-Kaserne an der Gürtelstraße

47.831400

16.230241

Die K. u. k. Flieger-Kaserne an der Gürtelstraße war ein sehr weitläufiger Gebäudekomplex mit vielen Einzelgebäuden entlang der Gürtelstraße. Sie reichte an die Wöllersdorfer Straße und die Badener Straße. Der südlichere Komplex direkt an der Gürtelstraße mit dem langgezogenen Hauptgebäude inkludierte auch Offizierswohnungen, Unteroffiziers- und Mannschaftsunterkünfte, Wirtschaftsgebäude, Stallungen, eine Wagenremise, ein Benzindepot und zwei Hangars. Der zweite Gebäudekomplex der Kaserne umfasste ein Mannschaftsgebäude, das Kriegsausrüstungsdepot, einschließlich der Wagenremisen und Garagen, mehrere große Hangars, Schuppen für den Nachschub und Werkstätten. (Das große Heizhaus sollte in der Geschichte der Stadt noch eine besondere Rolle spielen, da es in den frühen 1930er Jahren zu einer Kirche umfunktioniert wurde.) Die Kaserne wurde 1917 fertig gestellt, feierlich an die Heeresverwaltung - unter Beisein von Kaiser Karl - übergeben und trug fortan den Namen "Kaiser-Karl-Fliegerkaserne". Die Wiener Architekten Theiß und Jaksch schrieben für den Bau verantwortlich. Es handelte sich um den ersten Flieger-Kasernenbau der Monarchie!

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Eingangstor zur Flieger-Kaserne

47.831060

16.230819

Das Zugangsportal zur Flieger-Kaserne, die 1917 eröffnet wurde, erinnert an einen griechischen Tempelbau und war nicht nur aufgrund der großen Dimension eindrucksvoll, sondern auch wegen der vom Wiener Bildhauer Carl Wollek geschaffenen riesigen Statue, die auf dem zentralen Gebäudeteil stand. Bei der aus Kalkstein hergestellten Figur handelt es sich um eine Sagenfigur aus den deutschen Heldensagen: "Wieland der Schmied". Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten 1917 vor dem Portal - es war ein sehr regnerischer Tag - wurden mehrere Zelte an der Gürtelstraße aufgestellt und Kaiser Karl empfangen.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/443

Flugfeld II

47.836680

16.226347

Das Flugfeld II befand sich - im Gegensatz zum Flugfeld I (beim Hauptgebäude der Flieger-Kaserne) - bei jenem Gebäude-Komplex der Kaserne, der zwischen Wöllersdorfer Straße und Badener Straße lag. Dieser Kasernenteil war insgesamt größer als jener des Flugfeldes I und wies vor allem Versorgungs- und Nachschubsgebäude sowie Hangars auf. Um das Kasernengelände zog sich eine Bahnlinie, die von der Bahnverbindung zwischen Wiener Neustadt und Wöllersdorf (entlang der Wöllersdofer Straße über das Flugfeld) abzweigte und in einem Bogen bis zur Badener Straße verlief.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/444

Truppenspital

47.812580

16.249869

Das "Kaiser-Franz-Josef-Truppenspital" in der Ungargasse wurde anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph (1898) erbaut, 1903 fertig gestellt und nach dem Kaiser benannt, wie es an dem einstöckigen Gebäude auch zu lesen war. Zum Spital zählte auch ein Pavillon, in dem separiert Infektionskranke unterzubringen waren und der Am Kanal lag. Diese Versorgungseinrichtung befand sich also nahe dem Allgemeinen Krankenhaus und war über die östliche Stadteinfahrt bzw. aus Ungarn rasch erreichbar. Während des Ersten Weltkriegs und des damit verbundenen hohen Bedarfs an medizinischen Versorgungsstätten wurde die Anzahl der ursprünglich eingeplanten 50 Patienten überschritten. Zahlreiche anderen Militärspitäler wurden als Reserve- bzw. Notspitäler errichtet.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/445

Kavallerie-Kaserne

47.828120

16.240297

Die "Kaiser-Franz-Josef-Kavallerie-Kaserne" in der Wöllersdorfer Straße (heute Pernerstorfer Straße) war - wie das Truppenspital - anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers errichtet und 1903 in einem feierlichen Akt der Militärverwaltung übergeben worden. Bürgermeister Kammann hatte den Bau initiiert, nachdem bestehende Kasernen veraltet waren. Im Ersten Weltkrieg hatte die Stadt in der Folge vergleichsweise große militärische Unterbringungskapazitäten (wobei auch diese sehr bald nicht mehr ausreichen sollten). Kavallerie befand sich jedoch nicht nur in der Kavallerie-Kaserne, sondern auch in der Militärakademie mit seinen Reithallen und -wiesen. Eine Reitschule war nahe der Kavallerie-Kaserne, südlich des jüdischen Friedhofs an der Wiener Straße situiert.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/446

Artillerie-Kaserne

47.821720

16.231692

Die von 1909 bis 1911 erbaute "Kaiser-Franz-Josef-Artillerie-Kaserne" an der Fischauer Straße war äußerlich bereits durch Elemente in der Fassadengestaltung (Kanonenrohre) der Waffengattung der Artillerie zuordenbar und lag gänzlich am westlichen Stadtrand. An der Ostseite der Kaserne führte die eine Gasse, die Feldgasse, direkt nach Nrden zum nächsten Kasernengelände, nämlich der Flieger-Kaserne. Sogar eine Feldbahn führte (anfangs parallel zur Feldgasse) in Richtung Norden, dann durch die beiden Gebäude-Komplexe der Flieger-Kaserne an der Wöllersdorfer Straße über das Flugfeld bis in die Munitionswerke. Auf diesem Weg war zum einen die erforderliche Artillerie-Munition schnell heranzuschaffen und zum anderen Geschütze und schweres Gerät auf dem Schienenweg zum jeweiligen Einsatzort zu bringen. Vorerst war das Feldkanonenregiment 6 in dieser Kaserne untergebracht.

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Spital der Militärakademie

47.808960

16.245989

Das "Spital der k. u. k. Theresianischen Militärakademie" reichte als traditionelle Versorgungseinrichtung in der Militärstadt Wiener Neustadt während des Ersten Weltkriegs bei Weitem nicht aus. Nicht ohne Grund war nach der Jahrhundertwende das Truppenspital in der Ungargasse gebaut worden. Nun aber bedurfte es einer ganzen Reihe von Reserve- und Notspitälern, um die hunderten verwundeten und verletzten Soldaten medizinisch zu versorgen. Im Rahmen der so genannten Militärpflege während des Krieges mussten Soldaten, Landsturmarbeiter und Zivilisten im Raum Wiener Neustadt verstärkt in Barackenspitälern (z. B. Kriegsspital) versorgt werden. Das Spital der k. u. k. Theresianischen Militärakademie blieb weiterhin ein zentraler Stützpunkt für die medizinische Hilfe für die Soldaten der Akademie.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/448

Hangars und Flugzeuge am Flugfeld II

47.833750

16.232372

Dort, wo heute die Verlängerung der Wöllersdorfer Straße über das Flugfeld verlaufen würde, trennte einst tatsächlich die Wöllersdorfer Straße das Flugfeld I im Südosten der Straße und das Flugfeld II im Nordwesten derselben. Ursprünglich befanden sich nur entlang der südwestlichen Seite der Straße Hangars, in deren Mitte der Kaiser-Pavillon stand. An der nördlichen Straßenseite reihten sich bald ebenso mehrere hölzerne Hangars aneinander. Auf der Höhe der K. u. k. Flieger-Kaserne (Hauptgebäude am Flugfeld I) an der Gürtelstraße machten die Gebäude einen auffälligen Bogen. Die u-förmige Reihung der Gebäude, die Teil der Flieger-Kaserne (am Flugfeld II) waren und unter denen sehr große Hangars und Produktionshallen befanden, war aus der Luft eindeutig zu erkennen. Dabei handelte es sich um eine während des Ersten Weltkriegs typische Bauform militärischer Flugplatz-Anlagen. An der rechten, nördlichen Seite der Wöllersdorfer Straße verliefen Bahnschienen, die auch den bogenförmig aufgebauten Teil der Flieger-Kaserne am Flugfeld II umfassten.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/449

Hangars und Flugzeuge am Flugfeld I

47.836310

16.223152

Auf dem militärischen Flugfeld I der Flieger-Kaserne war auch der Exerzierplatz dieser militärischen Einrichtung. Seit der Entwicklung des Flugfeldes ab 1909 und den an der linken, südlichen Seite der Wöllersdorfer Straße bestehenden Hangars mit dem Kaiser-Pavillon in deren Mitte, hatte sich mit dem Bau der Flieger-Kaserne am Flugfeld Erhebliches verändert. Denn es waren mit 1917 zahlreiche Gebäude an der Gürtelstraße bezugsfertig (Verwaltungshauptgebäude, Offiziershaus, Unteroffiziersgebäude etc.) und zwei große Hangars vorhanden. An der südlichen Straßenseite der Wöllersdorfer Straße waren die Hangars und Versorgungsbauten weiter ausgebaut worden. Dabei kamen Holz und Blech (für großflächige und mobile Wände) als Baustoffe zum Einsatz. Das gesamte militärische Gelände war streng bewacht und (zumindest zu den diversen Straßen) umzäunt.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/450

Österreichische Flugzeugfabrik AG.

47.836220

16.246076

Die Österreichische Flugzeugfabrik AG. lag östlich der Wiener Straße. Zu ihr kam man, wenn man nach Norden fuhr, nach dem K.u.k.Militär-Hafer-Depot die Gleise der Pottendorfer-Bahn überquerte und dann an der Radiatoren-Fabrik vorbeifuhr. Dann sah man zur Rechten die 1909 eröffnete Flugzeugfabrik. Nachdem anfangs Lenkballons (zum Beispiel vom Typ "Parsevall" und "Stagl-Mannsbarth"), dann auch schon für militärische Zwecke (vor allem der Aufklärung), und Flugzeuge mit Daimler-Motoren erzeugt worden waren, wurde die Fabrik zum militärisch ausgerichteten Produktionswerk von Flugzeugen. Die Flugzeuge der ÖFFAG und ihre Leistungsfähigkeit wurden von den Militärpiloten, die in der Fliegerkaserne stationiert wurden, auch getestet und kamen als Aufklärungs- und Kampfflugzeuge in den Kriegseinsatz.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/451

Gotischer Erker

47.815710

16.244094

In der Wiener Straße 25 befand sich ein gotischer Erker, auf dem ein Motiv aus der Bibel, nämlich der Südenfall, dargestellt wurde. Er war ein wahrer Blickfang auf der linken Häuserzeile vor der Kirche St. Peter an der Sperr. Dieser Erker war nicht der einzige in der Stadt, sondern so manches Gebäude schmückte ein Erker, wobei jener an der Ecke der Neunkirchner Straße zur Bahn-/Burggasse (Neunkirchner Str. 26) und jener von der Schulgasse zur Kesslergasse (Schulgasse 6) wohl besonders erwähnenswert sind.

/zeitabschnitte/erster-weltkrieg/place/25

Wasserturm

47.807770

16.243065

Der 1909/10 erbaute Wasserturm an der Gabelung zwischen der Günser Straße und der Neunkirchner Straße war rasch zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden, wenngleich es nicht Ziel des Baues war, sondern dieser die städtischen Brunnenanlagen ersetzen sollte. Mit dem Bevölkerungsanstieg war die Wasserversorgung über private Brunnen nicht mehr ausreichend, bestehende Wasserleitungen und Brunnen (z. B. Kaiserbrunnen) waren veraltet und immer wieder kam es zu Typhus-Fällen, wodurch man nach der Jahrhundertwende auf eine verbesserte, moderne und dauerhafte Versorgung mit einem Hochbehälter (mit rund 780 Kubikmetern Fassungsvermögen) setzte. Das Projekt - realisiert von den beiden Wiener Architekten Theiß und Jaksch - war in mehrfacher Hinsicht erfolgreich: sowohl hinsichtlich der nunmehr bestehenden Versorgungsmöglichkeit mit bestem Trinkwasser als auch wegen der Architektur des Turmes, der zum beliebten Fotomotiv wurde. Man muss sich aber vor Augen führen, dass nach dem Bau des Wasserturmes die Versorgung nicht bestand, solange keine Verlegung von tausenden Laufmetern Wasserleitungen in Wohnhäuser und öffentliche Gebäude sichergestellt war. Dies musste erst realisiert werden und erforderte jahrelange Bauarbeiten bis in die Zwischenkriegszeit.

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