Vor 100 Jahren – Wiener Neustadt als Wiege des Films und des Kinos
ErinnerungsortVor 100 Jahren – Wiener Neustadt als Wiege des Films und des Kinos
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Brodtischgasse 3 und Schlögelgasse 24 Film- und Kinogeschichte in Wiener Neustadt Findeis – Pionier der österreichischen Filmgeschichte Gottfried Findeis, ein gelernter Schildermaler und Fotograf, war 1883 nach Wiener Neustadt übersiedelt und hatte bis 1897 einen eigenen Betrieb in der Adlergasse 8. Hier arbeitet er auch an der Verbesserung bzw. Konstruktion eines kinematographischen Apparates. Vermutlich als erster Österreicher schaffte es Findeis, eigene kinematographische Aufnahmen herzustellen. Damit wurde Wiener Neustadt zu einer Wiege des Kinos. Findeis war „der erste Erzeuger in Österreich für cinematographische Apparate und Film (lebende Photographien)“, wie er selbst 1897 schreibt. Er hatte von der Statthalterei Niederösterreich, befürwortet vom Stadtrat Wiener Neustadt, eine „Lizenz zum Reisen für Niederösterreich“ bekommen, um mit seinem neuartigen Apparat seine „Demonstrationen“ durchführen zu können. Nachdem es 1897 durch Anselm Hirsch zur ersten Kino-Vorführung in St. Pölten gekommen war, wurden 1898 durch Gottfried Findeis und Karl Jahn Vorstellungen gegeben: zuerst in Mödling und dann in einigen niederösterreichischen Städten (Horn, Zwettl, Laa/Thaya, Krems, Korneuburg, Tulln, Hainburg und Bruck/Leitha). Am 11. Dezember 1898 präsentierte Findeis im Saal des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“ mehrere Filme. In der Wiener Neustädter Zeitung wurde damals dazu stolz berichtet, dass der Kinematograph in Wiener Neustadt konstruiert worden war und somit ein „Neustädter Erzeugnis“ sei. Mit ihm würden „Szenen aus dem Leben in unserer Stadt“ vorgeführt, was den Tatsachen entsprach. Denn Findeis präsentierte in Wiener Neustadt zum ersten Mal Eigenproduktionen mit dokumentarischem Charakter, wie auch Lumière. Der Film „Die Ankunft eines Eisenbahnzuges am Bahnhof von Wiener Neustadt“ ist wohl der erste Film, der von einem Österreicher hergestellt wurde, und schreibt somit Filmgeschichte. Auch „Ausgang der Arbeiter aus der Lokomotivfabrik Wiener Neustadt“ ist ein solcher Pionier-Beitrag zur Geschichte des Films. Gottfried Findeis hatte seine einzigartigen Aufnahmen in Wiener Neustadt gemacht, sei es von einem fahrenden Aussichtswagen der Bahn, am Wiener Neustädter Bahnhof oder vor der Lokomotivfabrik in der Pottendorfer Straße. Findeis war zweifellos ein mehrfacher Pionier: als Konstrukteur eines Kinematographen, als Künstler bzw. Schausteller im neuen Wandergewerbe des Reisekinos und als österreichischer Filmhersteller. (Leider sind diese ersten Film von Wiener Neustadt nicht erhalten.) Maxim's-Bio-Theater & Wiener Neustädter Biograf 1903, also acht Jahre nach den Vorführungen der Brüder Lumière in Paris und fünf Jahre nach der Erst-Vorführung in der Stadt, war im Festsaal des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“ in der Brodtischgasse 3 nochmals ein Kinematograph vorgeführt und der Stummfilm „Ali Baba und die 40 Räuber“ gezeigt worden. 1905/08 richtete man das erste ständige Kino in Wiener Neustadt ein, das Stummfilme zeigte. Anfangs hieß es noch „Maxim's-Bio-Theater“ und befand sich im Parterre-Saal des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“, dann als „Maxim's-Bio.“ in der Herrengasse (Ecke Babenbergerring). Die Bezeichnung „Maxim's“ leitete sich vom Vornamen des Direktors Maximilian Rády-Maller ab, die Abkürzung „Bio“ ist in Verbindung zu den „sprechenden und lebenden Bildern“ von Menschen zu sehen. In den 1920er Jahren schloss das „Zentral-Kino“ im Haus des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“ (mit Zugang von der Brodtischgasse 3) an die Film- bzw. Kino-Tradition in diesem Gebäude an. Der „Wiener-Neustädter Biograf“, ein weiteres sogenanntes Lichtspiel-Theater bzw. Filmkino, etablierte sich mit seinen Vorführungen vor dem Ersten Weltkrieg ab zirka 1910 in der ehemaligen Karmeliter Kirche (damals der Bräunlich'schen Fabrik) in der Schlögelgasse 24. Das Wiener Neustädter Welt-Panorama In der Bahngasse 38 (im „Bürgerhof“) befand sich das „Wiener-Neustädter Welt-Panorama“. Dort wurden Fotografien präsentiert, die Aufnahmen aus der ganzen Welt zeigten und die Besucher zu fremden, exotischen Orten auf allen Kontinenten führten. Die Fotografien wechselten wöchentlich, sodass man an jedem Wochenende und den folgenden Tagen Neues bestaunen konnte. Der Blick durch ein Guckloch auf die beleuchteten Fotografien war ein beliebtes Freizeitvergnügen. In einer Zeit, in der an Fernsehen noch gar nicht zu denken war und in Zeitungen und Zeitschriften nur selten Bilder von außereuropäischen Ländern und Kulturen abgedruckt wurden, waren Bilder von Menschen in Asien oder Schwarzafrika etwas höchst Faszinierendes.
Vor 100 Jahren – Schokoladenfabrikation der Marke Stich
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Brodtischgasse 3 und Schlögelgasse 24
Film- und Kinogeschichte in Wiener Neustadt
Findeis – Pionier der österreichischen Filmgeschichte
Gottfried Findeis, ein gelernter Schildermaler und Fotograf, war 1883 nach Wiener Neustadt übersiedelt und hatte bis 1897 einen eigenen Betrieb in der Adlergasse 8. Hier arbeitet er auch an der Verbesserung bzw. Konstruktion eines kinematographischen Apparates.
Vermutlich als erster Österreicher schaffte es Findeis, eigene kinematographische Aufnahmen herzustellen. Damit wurde Wiener Neustadt zu einer Wiege des Kinos. Findeis war „der erste Erzeuger in Österreich für cinematographische Apparate und Film (lebende Photographien)“, wie er selbst 1897 schreibt. Er hatte von der Statthalterei Niederösterreich, befürwortet vom Stadtrat Wiener Neustadt, eine „Lizenz zum Reisen für Niederösterreich“ bekommen, um mit seinem neuartigen Apparat seine „Demonstrationen“ durchführen zu können.
Nachdem es 1897 durch Anselm Hirsch zur ersten Kino-Vorführung in St. Pölten gekommen war, wurden 1898 durch Gottfried Findeis und Karl Jahn Vorstellungen gegeben: zuerst in Mödling und dann in einigen niederösterreichischen Städten (Horn, Zwettl, Laa/Thaya, Krems, Korneuburg, Tulln, Hainburg und Bruck/Leitha).
Am 11. Dezember 1898 präsentierte Findeis im Saal des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“ mehrere Filme. In der Wiener Neustädter Zeitung wurde damals dazu stolz berichtet, dass der Kinematograph in Wiener Neustadt konstruiert worden war und somit ein „Neustädter Erzeugnis“ sei. Mit ihm würden „Szenen aus dem Leben in unserer Stadt“ vorgeführt, was den Tatsachen entsprach. Denn Findeis präsentierte in Wiener Neustadt zum ersten Mal Eigenproduktionen mit dokumentarischem Charakter, wie auch Lumière. Der Film „Die Ankunft eines Eisenbahnzuges am Bahnhof von Wiener Neustadt“ ist wohl der erste Film, der von einem Österreicher hergestellt wurde, und schreibt somit Filmgeschichte. Auch „Ausgang der Arbeiter aus der Lokomotivfabrik Wiener Neustadt“ ist ein solcher Pionier-Beitrag zur Geschichte des Films.
Gottfried Findeis hatte seine einzigartigen Aufnahmen in Wiener Neustadt gemacht, sei es von einem fahrenden Aussichtswagen der Bahn, am Wiener Neustädter Bahnhof oder vor der Lokomotivfabrik in der Pottendorfer Straße. Findeis war zweifellos ein mehrfacher Pionier: als Konstrukteur eines Kinematographen, als Künstler bzw. Schausteller im neuen Wandergewerbe des Reisekinos und als österreichischer Filmhersteller. (Leider sind diese ersten Film von Wiener Neustadt nicht erhalten.)
Maxim's-Bio-Theater & Wiener Neustädter Biograf
1903, also acht Jahre nach den Vorführungen der Brüder Lumière in Paris und fünf Jahre nach der Erst-Vorführung in der Stadt, war im Festsaal des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“ in der Brodtischgasse 3 nochmals ein Kinematograph vorgeführt und der Stummfilm „Ali Baba und die 40 Räuber“ gezeigt worden.
1905/08 richtete man das erste ständige Kino in Wiener Neustadt ein, das Stummfilme zeigte. Anfangs hieß es noch „Maxim's-Bio-Theater“ und befand sich im Parterre-Saal des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“, dann als „Maxim's-Bio.“ in der Herrengasse (Ecke Babenbergerring). Die Bezeichnung „Maxim's“ leitete sich vom Vornamen des Direktors Maximilian Rády-Maller ab, die Abkürzung „Bio“ ist in Verbindung zu den „sprechenden und lebenden Bildern“ von Menschen zu sehen. In den 1920er Jahren schloss das „Zentral-Kino“ im Haus des Hotels „Zum Goldenen Hirschen“ (mit Zugang von der Brodtischgasse 3) an die Film- bzw. Kino-Tradition in diesem Gebäude an.
Der „Wiener-Neustädter Biograf“, ein weiteres sogenanntes Lichtspiel-Theater bzw. Filmkino, etablierte sich mit seinen Vorführungen vor dem Ersten Weltkrieg ab zirka 1910 in der ehemaligen Karmeliter Kirche (damals der Bräunlich'schen Fabrik) in der Schlögelgasse 24.
Das Wiener Neustädter Welt-Panorama
In der Bahngasse 38 (im „Bürgerhof“) befand sich das „Wiener-Neustädter Welt-Panorama“. Dort wurden Fotografien präsentiert, die Aufnahmen aus der ganzen Welt zeigten und die Besucher zu fremden, exotischen Orten auf allen Kontinenten führten. Die Fotografien wechselten wöchentlich, sodass man an jedem Wochenende und den folgenden Tagen Neues bestaunen konnte.
Der Blick durch ein Guckloch auf die beleuchteten Fotografien war ein beliebtes Freizeitvergnügen. In einer Zeit, in der an Fernsehen noch gar nicht zu denken war und in Zeitungen und Zeitschriften nur selten Bilder von außereuropäischen Ländern und Kulturen abgedruckt wurden, waren Bilder von Menschen in Asien oder Schwarzafrika etwas höchst Faszinierendes.