Vor 100 Jahren – Folk's Verlag und der frühe Tourismus
ErinnerungsortVor 100 Jahren – Folk's Verlag und der frühe Tourismus
47.813750
16.243703
Wiener Straße 3 Anton Folk's Verlag Stadtkarten – Postkarten Der Wiener Neustädter Verlag Anton Folk war in der Stadt der Produzent von Karten aller Art schlechthin: vorerst von Stadtkarten und vor allem Postkarten. Der Buchhändler hatte neben dem Buchverkauf mit seiner Verlagsgründung und der Verlegung von Büchern, Broschüren und Karten einerseits einen florierenden Einkommenszweig eröffnet, andererseits aber damit auch neue Druck-Medien auf den Markt gebracht. Er stillte auf diese Weise bestehende Bedürfnisse der Stadtbevölkerung und der Gäste aus dem In- und Ausland. Eine unzählige Menge von Postkarten wurde als Lithografie (Steindruck), Phototypie (Lichtdruck) und Autotypie (Rasterdruck) in Schwarz-Weiß oder Farbe hergestellt. Großauflagen gelangen mit Hilfe der fototechnischen Vervielfältigung erst in den 1920er Jahren. Anton Folk blieb nicht ohne Konkurrenz, denn auch andere Postkarten-Verlage der Stadt (K. Blumrich, S. Ferber, J. F. Gleditsch, J. N. Hammer, R. Hausstein, A. J. Kuderna, W. Rolf) oder aus Wien, München und Leipzig publizierten zur Jahrhundertwende. Man hatte das Potential von Postkarten für den Fremdenverkehr des 19. Jahrhunderts entdeckt, als das Gebiet des Semmering (des „Zauberbergs“) durch den Tourismus aufblühte und davon auch das südliche Niederösterreich wirtschaftlich profitierte. Es dauerte nicht lange und sogar erste Wanderkarten kamen für die Region auf den Markt – in den 1950er Jahren dann Autokarten. Anton Folk positionierte sich allerdings auch als Musikalienhandlung und brachte Druckwerke für Komponisten auf den Markt, wie zum Beispiel zur 700-Jahr-Feier von Wiener Neustadt (1894) den Jubel-Fest-Marsch „Allzeit Getreu“ von Kapellmeister Leopold Sprowacker. Früher Städte-Tourismus 1892 Der Tourismus steckte um 1900 noch in den Kinderschuhen. Da Wiener Neustadt eine Industriestadt war, lenkte man damals den Blick gerne auf die reizvollere ländliche Umgebung und die Region – wie sich dies in Fremdenverkehrsbroschüren, Plänen und Postkarten aus der Zeit der Jahrhundertwende widerspiegelt. Natürlich wurden darin auch die Sehenswürdigkeiten der Steinfeldstadt kurz präsentiert, zum Beispiel schon 1892 sogar in einem eigenen Städteführer, nämlich im „Führer durch Wiener-Neustadt“ in einem der Woerl'schen Reisehandbücher: Rathaus, Mariensäule, Hauptpfarrkirche, Bischofshof, Neuklosterkirche, Militärakademie, Zeughaus, Stadttheater etc. Klischees werden bedient Fast skurril wirken heute die Motive zum „Wiener Neustädter Touristen-Kränzchen“, die zum Beispiel von einem Stuttgarter Kunstverlag für dieses Ereignis 1898 produziert worden waren. Denn auf den Postkarten mit „Gruss vom Wr.-Neustädter Touristen-Kränzchen“ wurden nicht nur ortsfremde künstliche Kulissen abgebildet, sondern auch Personen in landesfremder Dirndl-Tracht und mit Federhut – nämlich aus Hindelang im Allgäu (aufgenommen vom Stuttgarter Fotografen P. Widmayer). Naturnähe und Geselligkeit wurden suggeriert. Hier wurde wohl das Klischee des „kräftigen Naturburschen“ und „urigen, Bier trinkenden Landmenschen“ bedient. Mit der bäuerlichen Wirklichkeit in und um Wiener Neustadt hatte dies allerdings wenig zu tun.
Vor 100 Jahren – Der Hauptplatz als riesiger Marktplatz
47.813080
16.244129
Wiener Straße 3
Anton Folk's Verlag
Stadtkarten – Postkarten
Der Wiener Neustädter Verlag Anton Folk war in der Stadt der Produzent von Karten aller Art schlechthin: vorerst von Stadtkarten und vor allem Postkarten. Der Buchhändler hatte neben dem Buchverkauf mit seiner Verlagsgründung und der Verlegung von Büchern, Broschüren und Karten einerseits einen florierenden Einkommenszweig eröffnet, andererseits aber damit auch neue Druck-Medien auf den Markt gebracht. Er stillte auf diese Weise bestehende Bedürfnisse der Stadtbevölkerung und der Gäste aus dem In- und Ausland. Eine unzählige Menge von Postkarten wurde als Lithografie (Steindruck), Phototypie (Lichtdruck) und Autotypie (Rasterdruck) in Schwarz-Weiß oder Farbe hergestellt. Großauflagen gelangen mit Hilfe der fototechnischen Vervielfältigung erst in den 1920er Jahren.
Anton Folk blieb nicht ohne Konkurrenz, denn auch andere Postkarten-Verlage der Stadt (K. Blumrich, S. Ferber, J. F. Gleditsch, J. N. Hammer, R. Hausstein, A. J. Kuderna, W. Rolf) oder aus Wien, München und Leipzig publizierten zur Jahrhundertwende. Man hatte das Potential von Postkarten für den Fremdenverkehr des 19. Jahrhunderts entdeckt, als das Gebiet des Semmering (des „Zauberbergs“) durch den Tourismus aufblühte und davon auch das südliche Niederösterreich wirtschaftlich profitierte. Es dauerte nicht lange und sogar erste Wanderkarten kamen für die Region auf den Markt – in den 1950er Jahren dann Autokarten.
Anton Folk positionierte sich allerdings auch als Musikalienhandlung und brachte Druckwerke für Komponisten auf den Markt, wie zum Beispiel zur 700-Jahr-Feier von Wiener Neustadt (1894) den Jubel-Fest-Marsch „Allzeit Getreu“ von Kapellmeister Leopold Sprowacker.
Früher Städte-Tourismus 1892
Der Tourismus steckte um 1900 noch in den Kinderschuhen. Da Wiener Neustadt eine Industriestadt war, lenkte man damals den Blick gerne auf die reizvollere ländliche Umgebung und die Region – wie sich dies in Fremdenverkehrsbroschüren, Plänen und Postkarten aus der Zeit der Jahrhundertwende widerspiegelt. Natürlich wurden darin auch die Sehenswürdigkeiten der Steinfeldstadt kurz präsentiert, zum Beispiel schon 1892 sogar in einem eigenen Städteführer, nämlich im „Führer durch Wiener-Neustadt“ in einem der Woerl'schen Reisehandbücher: Rathaus, Mariensäule, Hauptpfarrkirche, Bischofshof, Neuklosterkirche, Militärakademie, Zeughaus, Stadttheater etc.
Klischees werden bedient
Fast skurril wirken heute die Motive zum „Wiener Neustädter Touristen-Kränzchen“, die zum Beispiel von einem Stuttgarter Kunstverlag für dieses Ereignis 1898 produziert worden waren. Denn auf den Postkarten mit „Gruss vom Wr.-Neustädter Touristen-Kränzchen“ wurden nicht nur ortsfremde künstliche Kulissen abgebildet, sondern auch Personen in landesfremder Dirndl-Tracht und mit Federhut – nämlich aus Hindelang im Allgäu (aufgenommen vom Stuttgarter Fotografen P. Widmayer). Naturnähe und Geselligkeit wurden suggeriert. Hier wurde wohl das Klischee des „kräftigen Naturburschen“ und „urigen, Bier trinkenden Landmenschen“ bedient. Mit der bäuerlichen Wirklichkeit in und um Wiener Neustadt hatte dies allerdings wenig zu tun.