Vor 100 Jahren – Der Bau der Synagoge

Erinnerungsort

Vor 100 Jahren – Der Bau der Synagoge

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Baumkirchner Ring 4 Bau und Fertigstellung der Synagoge   Ein Gotteshaus – errichtet mit Spenden und der Hilfe Wilhelm Stiassnys Am Beginn des vergangenen Jahrhunderts wurde die Synagoge der jüdischen Gemeinde von Wiener Neustadt erbaut. Die Pläne stammten vom berühmten Architekten k. u. k. Baurat Wilhelm Stiassny (Absolvent der Wiener Akademie der bildenden Künste, Mitbegründer der renommierten Architektenvereinigung „Wiener Bauhütte“ und erfolgreicher Bauunternehmer). Er schrieb für viele andere Synagogen in der Habsburgermonarchie verantwortlich und wirkte unentgeltlich für die Planung der Wiener Neustädter Synagoge. Mit einem Kostenaufwand von rund 80.000,- Kronen konnte das imposante Gebäude in nur einem Jahr errichtet werden. Um das Geld aufzubringen, waren von Vertretern der jüdischen Gemeinde von Wiener Neustadt – die schon damals zu einer der größten Österreichs zählte – Spenden im In- und Ausland gesammelt worden. Am 16. März 1902 hatte die feierliche Grundsteinlegung stattgefunden, und schon am 18. September 1902 erfolgten die Schlusssteinlegung und die Einweihung.    Zur Architektur Das zweistöckige Gebäude war vom Baumkirchnerring über einen Vorhof erreichbar und stand zirka zehn Meter zurückversetzt. Die beiden seitlichen Teile der Synagoge traten als eckige Türme hervor. Das markanteste Zierelement der Synagoge stellte eine große Rosette mit einem Davidstern von mehreren Metern Durchmesser dar, der mit Glas-Einlegeteilen ausgeführt und mit goldenen Lettern umrahmt war. Der Vers „Mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden“ folgte dem Lauf des Fensterzierrahmens für diesen Davidstern. Den krönenden Abschluss des Gebäudes bildeten die „Gesetzestafeln“, aufgesetzt auf den höchsten Punkt des zentralen großen Rundbogens. Die Synagoge hatte eine Fläche von fast 340 Quadratmetern. Der Betsaal maß eine Gesamthöhe von über zehn Metern. Sitzbankreihen für rund 200 Personen im Erdgeschoß und 100 Sitzplätze in der Frauengalerie im ersten Stock sollten ausreichend Platz geben.  Höchst ungewöhnlich an der Wiener Neustädter Synagoge war, dass sie nicht geostet, also quasi nach Jerusalem ausgerichtet war, wie die meisten Gotteshäuser. Daher befand sich der Thora-Schrein nicht im Osten der Synagoge, sondern an der nördlichen Seite des Gebäudes.   Ein Schlussstein aus Jerusalem Eine hervorzuhebende Besonderheit ist, dass der 1902 gesetzte Schlussstein von Jerusalem nach Wiener Neustadt transportiert worden war, um die Synagoge damit symbolisch mit Israel (damals Palästina) zu verbinden. 1938 wurde das Gebäude während des Novemberpogroms zwar beschädigt, aber es wurde kein Raub der Flammen. Im Zweiten Weltkrieg, als 52.000 Bomben auf Wiener Neustadt fielen, blieb die Synagoge davon völlig verschont; keine Bombeneinwirkung fügte ihr weiteren Schaden zu. 1952/53 wurde sie dennoch abgerissen.   Weitere Informationen zur Synagoge finden Sie zum Beispiel im Stadtspaziergang durch das jüdische Wiener Neustadt in TOWN: http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/stadtspaziergang-juedisches-wr-neustadt/pplace/454?pfadid=5    

Vor 100 Jahren – Der neue Posthof als Technik-Zentrum nach 1900

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Baumkirchner Ring 4

Bau und Fertigstellung der Synagoge

 

Ein Gotteshaus – errichtet mit Spenden und der Hilfe Wilhelm Stiassnys

Am Beginn des vergangenen Jahrhunderts wurde die Synagoge der jüdischen Gemeinde von Wiener Neustadt erbaut. Die Pläne stammten vom berühmten Architekten k. u. k. Baurat Wilhelm Stiassny (Absolvent der Wiener Akademie der bildenden Künste, Mitbegründer der renommierten Architektenvereinigung „Wiener Bauhütte“ und erfolgreicher Bauunternehmer). Er schrieb für viele andere Synagogen in der Habsburgermonarchie verantwortlich und wirkte unentgeltlich für die Planung der Wiener Neustädter Synagoge. Mit einem Kostenaufwand von rund 80.000,- Kronen konnte das imposante Gebäude in nur einem Jahr errichtet werden. Um das Geld aufzubringen, waren von Vertretern der jüdischen Gemeinde von Wiener Neustadt – die schon damals zu einer der größten Österreichs zählte – Spenden im In- und Ausland gesammelt worden.

Am 16. März 1902 hatte die feierliche Grundsteinlegung stattgefunden, und schon am 18. September 1902 erfolgten die Schlusssteinlegung und die Einweihung. 

 

Zur Architektur

Das zweistöckige Gebäude war vom Baumkirchnerring über einen Vorhof erreichbar und stand zirka zehn Meter zurückversetzt. Die beiden seitlichen Teile der Synagoge traten als eckige Türme hervor. Das markanteste Zierelement der Synagoge stellte eine große Rosette mit einem Davidstern von mehreren Metern Durchmesser dar, der mit Glas-Einlegeteilen ausgeführt und mit goldenen Lettern umrahmt war. Der Vers „Mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden“ folgte dem Lauf des Fensterzierrahmens für diesen Davidstern. Den krönenden Abschluss des Gebäudes bildeten die „Gesetzestafeln“, aufgesetzt auf den höchsten Punkt des zentralen großen Rundbogens.

Die Synagoge hatte eine Fläche von fast 340 Quadratmetern. Der Betsaal maß eine Gesamthöhe von über zehn Metern. Sitzbankreihen für rund 200 Personen im Erdgeschoß und 100 Sitzplätze in der Frauengalerie im ersten Stock sollten ausreichend Platz geben. 

Höchst ungewöhnlich an der Wiener Neustädter Synagoge war, dass sie nicht geostet, also quasi nach Jerusalem ausgerichtet war, wie die meisten Gotteshäuser. Daher befand sich der Thora-Schrein nicht im Osten der Synagoge, sondern an der nördlichen Seite des Gebäudes.

 

Ein Schlussstein aus Jerusalem

Eine hervorzuhebende Besonderheit ist, dass der 1902 gesetzte Schlussstein von Jerusalem nach Wiener Neustadt transportiert worden war, um die Synagoge damit symbolisch mit Israel (damals Palästina) zu verbinden.

1938 wurde das Gebäude während des Novemberpogroms zwar beschädigt, aber es wurde kein Raub der Flammen. Im Zweiten Weltkrieg, als 52.000 Bomben auf Wiener Neustadt fielen, blieb die Synagoge davon völlig verschont; keine Bombeneinwirkung fügte ihr weiteren Schaden zu. 1952/53 wurde sie dennoch abgerissen.

 

Weitere Informationen zur Synagoge finden Sie zum Beispiel im Stadtspaziergang durch das jüdische Wiener Neustadt in TOWN:

http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/stadtspaziergang-juedisches-wr-neustadt/pplace/454?pfadid=5

 

 

Bilder

Ehemaliger Standort der Wiener Neustädter Synagoge

Datierung: 2017 Quelle: Sammlung Sulzgruber Autor: Werner Sulzgruber Copyright: Werner Sulzgruber Zusatzinfo: Foto

Gedenktafel zur Synagoge am Baumkirchnerring 4

Datierung: 2017 Quelle: Sammlung Sulzgruber Autor: Werner Sulzgruber Copyright: Werner Sulzgruber Zusatzinfo: Foto

Hauptansicht der Synagoge von Südosten, 1905

Datierung: 1905 Quelle: Sammlung Witetschka Autor: unbekannt Zusatzinfo: Foto

Synagoge mit dem westlich situierten Arbeiterheim am Ring, 1912

Datierung: 1912 Quelle: Sammlung Sulzgruber Autor: unbekannt Zusatzinfo: Foto

Blick vom Dom auf die nördlich gelegene Synagoge, frühe 1920er Jahre

Datierung: 1920er Jahre Quelle: Stadtarchiv Wiener Neustadt Autor: unbekannt Zusatzinfo: Foto

Haus des Gewerkschaftsbundes und der Arbeiterkammer am Standort der Synagoge, 1950er Jahre

Datierung: 1950er Jahre Quelle: Sammlung Habitsch Autor: unbekannt Zusatzinfo: Foto-Digitalisat