Haus Kollonitschgasse 12
ErinnerungsortHaus Kollonitschgasse 12
47.812970
16.236251
Wohn- und Bürogebäude – Kollonitschgasse 12 Kreisleitung der NSDAP Etwa in der Mitte der Kollonitschgasse sieht man an der Nordseite des Straßenzuges das Haus Nr. 12. Das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Haus war das Palais der Reichsgrafen von Götzen – wie das gräfliche Wappen über dem Eingang widerspiegelt. Hier befand sich ab 1938 die Kreisleitung der NSDAP: Mit der Eingliederung Österreichs 1938 und der gesellschaftlichen Gleichschaltung wurden entsprechende Infrastrukturen und Verwaltungen geschaffen, die die NS-Herrschaft und ihr Parteiapparat benötigten, um möglichst alle Lebensbereiche zu kontrollieren. Zur bürokratischen Zentralverwaltung der NSDAP zählte regional die Kreisleitung. Sie war gemeinsam mit dem Rathaus und den dortigen Bürgermeister das Machtzentrum für die Stadt und den Verwaltungsbezirk. Deshalb befanden sich also an der Adresse Kollonitschgasse 12 wichtige Ämter der NSDAP und der ihr angeschlossenen Organisationen. Zu den Ämtern und Abteilungen der Kreisleitung zählten beispielsweise jene für Handwerk und Handel, Propaganda und Presse, die NS-Volkswohlfahrt, die NS-Frauenschaft und viele andere. An der Spitze stand der Kreisleiter von Wiener Neustadt, Ingenieur Ferdinand Ulz, der sich bereits in der illegalen Zeit einen Namen gemacht hatte und in der Verbotszeit der NSDAP in Haft gewesen war. Der NSDAP-Kreisleitung Wiener Neustadt unterstanden organisatorisch 26 Ortsgruppen (mit jeweils einem Ortsgruppenleiter. In den 81 „Zellen“ (geführt von je einem Zellenleiter) waren über 400 Blockleiter für die Partei tätig. Für die zahlreichen Parteidienststellen und NS-Organisationen reichte die Liegenschaft in der Kollonitschgasse (die zur „Straße der SA“ umbenannt wurde) mit ihren Baulichkeiten und Flächen dennoch nicht aus, weshalb andere Gebäude adaptiert wurden. Für die NSDAP war es am einfachsten, Häuser von Juden, die man aus der Stadt vertrieben hatte, zu beschlagnahmen. Dementsprechend wurden an ehemals jüdischen Adressen, aber auch Gebäuden, die zuvor Organisationen im „Ständestaat“ gedient hatten, eingebunden. Das Haus Kollonitschgasse 12 hatte einer jüdischen Familie gehört, nämlich der Weinhändlerfamilie Reininger. Während etwa die Sturmabteilung – SA-Standarte 76 (Wiener Neustadt) – ihre Zentrale in der Kollonitschgasse fand, waren beispielsweise die Jugendorganisationen andernorts untergebracht: der Bund Deutscher Mädel (BDM) im Truppenspital in der Ungargasse und die HJ in der Martinsgasse 9. Quellen/Literatur:Gertrud Gerhartl, Wiener Neustadt. Niederösterreichischer Kulturführer. Wien/München 1983.Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.
Stadtmauer beim Reckturm
47.816360
16.240849
47.812917
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16.237571
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47.813802
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47.816527
16.240107
47.816329
16.241015
Wohn- und Bürogebäude – Kollonitschgasse 12
Kreisleitung der NSDAP
Etwa in der Mitte der Kollonitschgasse sieht man an der Nordseite des Straßenzuges das Haus Nr. 12. Das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Haus war das Palais der Reichsgrafen von Götzen – wie das gräfliche Wappen über dem Eingang widerspiegelt. Hier befand sich ab 1938 die Kreisleitung der NSDAP:
Mit der Eingliederung Österreichs 1938 und der gesellschaftlichen Gleichschaltung wurden entsprechende Infrastrukturen und Verwaltungen geschaffen, die die NS-Herrschaft und ihr Parteiapparat benötigten, um möglichst alle Lebensbereiche zu kontrollieren. Zur bürokratischen Zentralverwaltung der NSDAP zählte regional die Kreisleitung. Sie war gemeinsam mit dem Rathaus und den dortigen Bürgermeister das Machtzentrum für die Stadt und den Verwaltungsbezirk. Deshalb befanden sich also an der Adresse Kollonitschgasse 12 wichtige Ämter der NSDAP und der ihr angeschlossenen Organisationen. Zu den Ämtern und Abteilungen der Kreisleitung zählten beispielsweise jene für Handwerk und Handel, Propaganda und Presse, die NS-Volkswohlfahrt, die NS-Frauenschaft und viele andere. An der Spitze stand der Kreisleiter von Wiener Neustadt, Ingenieur Ferdinand Ulz, der sich bereits in der illegalen Zeit einen Namen gemacht hatte und in der Verbotszeit der NSDAP in Haft gewesen war.
Der NSDAP-Kreisleitung Wiener Neustadt unterstanden organisatorisch 26 Ortsgruppen (mit jeweils einem Ortsgruppenleiter. In den 81 „Zellen“ (geführt von je einem Zellenleiter) waren über 400 Blockleiter für die Partei tätig.
Für die zahlreichen Parteidienststellen und NS-Organisationen reichte die Liegenschaft in der Kollonitschgasse (die zur „Straße der SA“ umbenannt wurde) mit ihren Baulichkeiten und Flächen dennoch nicht aus, weshalb andere Gebäude adaptiert wurden. Für die NSDAP war es am einfachsten, Häuser von Juden, die man aus der Stadt vertrieben hatte, zu beschlagnahmen. Dementsprechend wurden an ehemals jüdischen Adressen, aber auch Gebäuden, die zuvor Organisationen im „Ständestaat“ gedient hatten, eingebunden. Das Haus Kollonitschgasse 12 hatte einer jüdischen Familie gehört, nämlich der Weinhändlerfamilie Reininger.
Während etwa die Sturmabteilung – SA-Standarte 76 (Wiener Neustadt) – ihre Zentrale in der Kollonitschgasse fand, waren beispielsweise die Jugendorganisationen andernorts untergebracht: der Bund Deutscher Mädel (BDM) im Truppenspital in der Ungargasse und die HJ in der Martinsgasse 9.
Quellen/Literatur:
Gertrud Gerhartl, Wiener Neustadt. Niederösterreichischer Kulturführer. Wien/München 1983.
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.