Jüdische Opfer
ErinnerungsortJüdische Opfer
47.813550
16.243437
Stolperstein Braunberg – Hauptplatz 13 Die Opfergruppe der Juden und Jüdinnen An dieser Stelle wurde der erste „Stolperstein“ in Wiener Neustadt verlegt. Insgesamt wurden bis zum Jahr 2014 100 Gedenksteine dieser Art für unterschiedliche Opfergruppen gesetzt, nämlich für Juden und Jüdinnen, „Euthanasie“-Opfer und politische Opfer: Juden und Jüdinnen zählten zur größten Opfergruppe während der nationalsozialistischen Herrschaft. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung Europas wurde bis 1945 ermordet. Antisemitismus, Ausgrenzung, Stigmatisierung, Beraubung und Vertreibung brachten die Vernichtung mit sich. Aus Österreich wurden ab 1938 rund 130.000 Juden und Jüdinnen vertrieben, 65.000 wurden in der Shoah ermordet und nur zirka 5.500 überlebten. In Wiener Neustadt befand sich eine große jüdische Gemeinde. Denn es handelte sich in der Mitte der 1920er Jahre um die zweitgrößte israelitische Kultusgemeinde Niederosterreichs und kurz vor 1938 um die drittgrößte (nach der IKG Baden und Mödling). Vor 1938 wohnten über 870 Juden und Jüdinnen im Stadtgebiet. Die jüdische Minderheit bildete 2,3 Prozent der Einwohnerschaft der Stadt Wiener Neustadt. Die Anzahl jüdischer Todesopfer kann mit mindestens 200 Personen beziffert werden, da zumindest bei diesen Menschen dokumentiert ist, wann und wo (teils sogar wie) sie ermordet wurden und zu Tode kamen. Von rund 200 Juden und Jüdinnen aus Wiener Neustadt weiß man, dass sie sich 1938 und den folgenden Jahren erfolgreich retten konnten bzw. Zuflucht in diversen Exilen (zumeist in Palästina, Großbritannien und den USA) fanden. Eines der Opfer aus der Gruppe der Juden war der Zahntechniker Gustav Braunberg (geboren am 17.01.1896 in Wien), der mit seiner Frau Olga und seiner Tochter Anna am Hauptplatz 13 wohnte und hier auch seine Praxis führte. Im Juni 1938 ließ sich seine „arische“ Gattin von ihm scheiden und am 5. Juli 1938, wenige Tage nach der Scheidung, fuhr Gustav Braunberg nach Prag, um ein Visum für Südamerika zu beantragen. Seine Wiener Neustädter Praxis wurde am 25. August 1938 von einem nicht-jüdischer Zahntechniker übernommen. Braunberg selbst konnte nicht weiterreisen und verdiente sich deshalb über längere Zeit seinen Lebensunterhalt in Prag. Die Scheidung wurde zu seinem Todesurteil, denn am 18. August 1944 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert und am 29. September 1944 in Auschwitz ermordet. Quellen/Literatur:Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.
Bomben-Opfer
47.812670
16.245359
47.813538
16.243443
47.813003
16.244548
47.812957
16.245446
47.812670
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Stolperstein Braunberg – Hauptplatz 13
Die Opfergruppe der Juden und Jüdinnen
An dieser Stelle wurde der erste „Stolperstein“ in Wiener Neustadt verlegt. Insgesamt wurden bis zum Jahr 2014 100 Gedenksteine dieser Art für unterschiedliche Opfergruppen gesetzt, nämlich für Juden und Jüdinnen, „Euthanasie“-Opfer und politische Opfer:
Juden und Jüdinnen zählten zur größten Opfergruppe während der nationalsozialistischen Herrschaft. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung Europas wurde bis 1945 ermordet. Antisemitismus, Ausgrenzung, Stigmatisierung, Beraubung und Vertreibung brachten die Vernichtung mit sich. Aus Österreich wurden ab 1938 rund 130.000 Juden und Jüdinnen vertrieben, 65.000 wurden in der Shoah ermordet und nur zirka 5.500 überlebten.
In Wiener Neustadt befand sich eine große jüdische Gemeinde. Denn es handelte sich in der Mitte der 1920er Jahre um die zweitgrößte israelitische Kultusgemeinde Niederosterreichs und kurz vor 1938 um die drittgrößte (nach der IKG Baden und Mödling). Vor 1938 wohnten über 870 Juden und Jüdinnen im Stadtgebiet. Die jüdische Minderheit bildete 2,3 Prozent der Einwohnerschaft der Stadt Wiener Neustadt.
Die Anzahl jüdischer Todesopfer kann mit mindestens 200 Personen beziffert werden, da zumindest bei diesen Menschen dokumentiert ist, wann und wo (teils sogar wie) sie ermordet wurden und zu Tode kamen. Von rund 200 Juden und Jüdinnen aus Wiener Neustadt weiß man, dass sie sich 1938 und den folgenden Jahren erfolgreich retten konnten bzw. Zuflucht in diversen Exilen (zumeist in Palästina, Großbritannien und den USA) fanden.
Eines der Opfer aus der Gruppe der Juden war der Zahntechniker Gustav Braunberg (geboren am 17.01.1896 in Wien), der mit seiner Frau Olga und seiner Tochter Anna am Hauptplatz 13 wohnte und hier auch seine Praxis führte. Im Juni 1938 ließ sich seine „arische“ Gattin von ihm scheiden und am 5. Juli 1938, wenige Tage nach der Scheidung, fuhr Gustav Braunberg nach Prag, um ein Visum für Südamerika zu beantragen. Seine Wiener Neustädter Praxis wurde am 25. August 1938 von einem nicht-jüdischer Zahntechniker übernommen. Braunberg selbst konnte nicht weiterreisen und verdiente sich deshalb über längere Zeit seinen Lebensunterhalt in Prag. Die Scheidung wurde zu seinem Todesurteil, denn am 18. August 1944 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert und am 29. September 1944 in Auschwitz ermordet.
Quellen/Literatur:
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.