Altes Rathaus & „Anschluss“ 1938
ErinnerungsortAltes Rathaus & „Anschluss“ 1938
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Rathaus – Hauptplatz 1 Der „Anschluss“ im März 1938 Am 11. März 1938 kam es zum so genannten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, also der widerrechtlichen Eingliederung des 1918 ausgerufenen Republik Österreich und des seit 1933/34 bestehenden austrofaschistischen „Ständestaates“. Am Freitagabend 11. März 1938 verkündete der damalige österreichische Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg in einer Radio-Ansprache, dass der Bundespräsident und die österreichische Regierung „der Gewalt weichen“ werden und das österreichische Militär den Befehl erhalten habe, sich „ohne Widerstand“ zurückzuziehen. Dieser Maßnahme war zum einen ein starker außenpolitischer Druck Deutschlands auf Österreich vorausgegangen, und zum anderen hatten Adolf Hitler und Hermann Göring den militärischen Einmarsch angedroht. Sofort nach der Abdankung des Bundeskanzlers erfolgte eine schneller und gewaltsamer Machtwechsel in Österreich. In Wiener Neustadt wurde der Rücktritt Schuschniggs nicht nur über den Rundfunk am Abend des 11. März 1938 kurz vor 20.00 Uhr empfangen, sondern er wurde außerdem von einem Mitglied der Sturmabteilung (SA) auf dem Balkon des Rathauses verkündet. Auf dem Hauptplatz hatten sich hunderte Menschen versammelt und warteten auf Informationen über die politischen Entwicklungen. In Wiener Neustadt lief in der Folge die Machtübernahme relativ schnell ab, nachdem sich schon unmittelbar nach der Abdankungsrede NSDAP-Funktionäre, wie Dr. Edmund Scheidtenberger (der spätere Oberbürgermeister), Ing. Ferdinand Ulz (Beauftragten der NSDAP und Kreisleiter) sowie und Karl Becker (Vizebürgermeister und Führer der SA-Standarte Wiener Neustadt), auf dem Rathausbalkon der Öffentlichkeit präsentierten. Die Nationalsozialisten übernahmen über Nacht wichtige Verwaltungs- und Regierungseinrichtungen, darunter das Post- und Telegraphenamt. Man verhaftet „für Österreich tätige Personen in führender Stellung“, zum Beispiel den ehemaligen Bürgermeister Hans Zach, und transportierte jene in das Kreisgericht oder das „Anhaltelager“ Wöllersdorf. Außerdem nahm man bekannte Juden und Kommunisten in Haft. Als Symbol für die veränderten Machtverhältnisse befestigten Nationalsozialisten auf dem Balkon des Rathauses ein Transparent mit der Aufschrift „Unserem Führer allzeit getreu!“. Am Sonntagnachmittag des 13. März 1938 wurden die einmarschierenden deutschen Truppenkontingente auf dem Wiener Neustädter Hauptplatz stürmisch von Teilen der Bevölkerung begrüßt. Flugzeuge waren an diesem Tag – im Rahmen eines militärischen Einmarsches eigentlich relativ spät – auf dem Wiener Neustädter Flugfeld gelandet und hatten als Erste unter anderem Angehörige der Wehrmacht und der Polizei in die Stadt gebracht. Quellen/Literatur:Werner Sulzgruber, Die sterbende Stadt. Vom Leben in Wiener Neustadt 1933 bis 1938. Wirtschaftslage – Sozialpolitik – Alltagsbilder, Wiener Neustadt 2006.
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Rathaus – Hauptplatz 1
Der „Anschluss“ im März 1938
Am 11. März 1938 kam es zum so genannten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, also der widerrechtlichen Eingliederung des 1918 ausgerufenen Republik Österreich und des seit 1933/34 bestehenden austrofaschistischen „Ständestaates“.
Am Freitagabend 11. März 1938 verkündete der damalige österreichische Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg in einer Radio-Ansprache, dass der Bundespräsident und die österreichische Regierung „der Gewalt weichen“ werden und das österreichische Militär den Befehl erhalten habe, sich „ohne Widerstand“ zurückzuziehen. Dieser Maßnahme war zum einen ein starker außenpolitischer Druck Deutschlands auf Österreich vorausgegangen, und zum anderen hatten Adolf Hitler und Hermann Göring den militärischen Einmarsch angedroht. Sofort nach der Abdankung des Bundeskanzlers erfolgte eine schneller und gewaltsamer Machtwechsel in Österreich.
In Wiener Neustadt wurde der Rücktritt Schuschniggs nicht nur über den Rundfunk am Abend des 11. März 1938 kurz vor 20.00 Uhr empfangen, sondern er wurde außerdem von einem Mitglied der Sturmabteilung (SA) auf dem Balkon des Rathauses verkündet. Auf dem Hauptplatz hatten sich hunderte Menschen versammelt und warteten auf Informationen über die politischen Entwicklungen. In Wiener Neustadt lief in der Folge die Machtübernahme relativ schnell ab, nachdem sich schon unmittelbar nach der Abdankungsrede NSDAP-Funktionäre, wie Dr. Edmund Scheidtenberger (der spätere Oberbürgermeister), Ing. Ferdinand Ulz (Beauftragten der NSDAP und Kreisleiter) sowie und Karl Becker (Vizebürgermeister und Führer der SA-Standarte Wiener Neustadt), auf dem Rathausbalkon der Öffentlichkeit präsentierten.
Die Nationalsozialisten übernahmen über Nacht wichtige Verwaltungs- und Regierungseinrichtungen, darunter das Post- und Telegraphenamt. Man verhaftet „für Österreich tätige Personen in führender Stellung“, zum Beispiel den ehemaligen Bürgermeister Hans Zach, und transportierte jene in das Kreisgericht oder das „Anhaltelager“ Wöllersdorf. Außerdem nahm man bekannte Juden und Kommunisten in Haft.
Als Symbol für die veränderten Machtverhältnisse befestigten Nationalsozialisten auf dem Balkon des Rathauses ein Transparent mit der Aufschrift „Unserem Führer allzeit getreu!“. Am Sonntagnachmittag des 13. März 1938 wurden die einmarschierenden deutschen Truppenkontingente auf dem Wiener Neustädter Hauptplatz stürmisch von Teilen der Bevölkerung begrüßt. Flugzeuge waren an diesem Tag – im Rahmen eines militärischen Einmarsches eigentlich relativ spät – auf dem Wiener Neustädter Flugfeld gelandet und hatten als Erste unter anderem Angehörige der Wehrmacht und der Polizei in die Stadt gebracht.
Quellen/Literatur:
Werner Sulzgruber, Die sterbende Stadt. Vom Leben in Wiener Neustadt 1933 bis 1938. Wirtschaftslage – Sozialpolitik – Alltagsbilder, Wiener Neustadt 2006.