Gedenktafel Waldstein - Pöckgasse 4
ErinnerungsortGedenktafel Waldstein - Pöckgasse 4
47.814600
16.238356
Gedenktafel Waldstein – Pöckgasse 4 Der Literat Wilhelm Waldstein Am 9. November 1897 wurde Wilhelm Waldstein in Wiener Neustadt als Sohn des Vizepräsidenten des Kreisgerichts Wiener Neustadt, Hofrat Dr. Wilhelm Anton von Waldstein Edler von Heilwehr, und seiner Frau Katharina geboren. Eine künstlerische Ader scheint dem Knaben damals bereits in die Wiege gelegt worden zu sein, denn sein Vater wirkt als Opernkomponist und Dirigent des „Wiener Neustädter Singvereins“. Sohn Wilhelm maturierte am Staatsgymnasium in Wiener Neustadt (heute BG Babenbergerring) und studierte an der Universität Wien Germanistik, Philosophie und Geschichte. Nach seiner Promotion 1920 arbeitete er als Lehrer in Berndorf, ab 1930 am Mädchenlyzeum und in der Folge am Staatsgymnasium in Wiener Neustadt. Er wohnte – mit seinen Eltern und seinem Bruder Richard bis 1938 in der Pöckgasse 4 in Wiener Neustadt. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde Waldstein zwar aus dem Schuldienst ausgeschlossen, aber er wurde vom nationalsozialistischen Regime nicht verfolgt. Man erlaubte ihm als römisch-katholisch Getauften in der Steinfeldstadt zu verbleiben, was für den damals über 40-Jährigen aber bedeutete, ab 1938 isoliert und in existentieller Unsicherheit zu leben. Dr. Wilhelm Waldstein war in der Zwischenkriegszeit als Künstler bekannt geworden, sowohl als Musiker als auch als Dichter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs betraute ihn Bürgermeister Rudolf Wehrl mit der provisorischen Leitung der Musikschule. Schon 1946 holte man ihn als Mitarbeiter in das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, wo er zum Sektionschef avancierte. Ab 1963 war er Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, dann auch Vorstandsmitglied des Österreichischen PEN-Clubs und Präsident des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Aus der Feder des Lyrikers, Essayisten und Erzählers stammen Lyrik-Sammlungen wie beispielsweise „Lied eines Menschen“ (1937), „Die goldene Blume“ (1948), „Pole der Menschheit. Dichtungen aus den Jahren 1938 bis 1945“ (1949), „Waage des Lebens. Gedichte und Epigramme 1946-1956“ (1956) und „Herbstpastorale. Gedichte 1956-1966“ (1967) sowie die beiden Romane „Frühe Schatten“ (1963) und „Zwischenreich. Geschehnis und Gestalt“ (1968). Die beiden letztgenannten Werke haben autobiographische Elemente und Bezüge zu Wiener Neustadt. Dr. Wilhelm Waldstein verstarb am 22. Juli 1974 im 77. Lebensjahr in Altaussee. Nach dem Literaturschaffenden und Musiker ist die „Dr.-Waldstein-Gasse“ in der Badener Siedlung im Norden von Wiener Neustadt benannt. Quellen/Literatur: Gertrud Buttlar, Dr. Wilhelm Waldstein (1897-1974), in: Sektionschef i. R. Dr. Wilhelm Waldstein (1897-1974). Schriftsteller, Komponist und Pädagoge. Sonderausstellung des Stadtmuseums Wiener Neustadt. Hg. v. Magistrat der Stadt Wr. Neustadt. Wiener Neustadt: Dresel (1988), S. 9-14. Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Gedenktafel Waldstein – Pöckgasse 4
Der Literat Wilhelm Waldstein
Am 9. November 1897 wurde Wilhelm Waldstein in Wiener Neustadt als Sohn des Vizepräsidenten des Kreisgerichts Wiener Neustadt, Hofrat Dr. Wilhelm Anton von Waldstein Edler von Heilwehr, und seiner Frau Katharina geboren. Eine künstlerische Ader scheint dem Knaben damals bereits in die Wiege gelegt worden zu sein, denn sein Vater wirkt als Opernkomponist und Dirigent des „Wiener Neustädter Singvereins“. Sohn Wilhelm maturierte am Staatsgymnasium in Wiener Neustadt (heute BG Babenbergerring) und studierte an der Universität Wien Germanistik, Philosophie und Geschichte. Nach seiner Promotion 1920 arbeitete er als Lehrer in Berndorf, ab 1930 am Mädchenlyzeum und in der Folge am Staatsgymnasium in Wiener Neustadt. Er wohnte – mit seinen Eltern und seinem Bruder Richard bis 1938 in der Pöckgasse 4 in Wiener Neustadt.
Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde Waldstein zwar aus dem Schuldienst ausgeschlossen, aber er wurde vom nationalsozialistischen Regime nicht verfolgt. Man erlaubte ihm als römisch-katholisch Getauften in der Steinfeldstadt zu verbleiben, was für den damals über 40-Jährigen aber bedeutete, ab 1938 isoliert und in existentieller Unsicherheit zu leben.
Dr. Wilhelm Waldstein war in der Zwischenkriegszeit als Künstler bekannt geworden, sowohl als Musiker als auch als Dichter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs betraute ihn Bürgermeister Rudolf Wehrl mit der provisorischen Leitung der Musikschule. Schon 1946 holte man ihn als Mitarbeiter in das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, wo er zum Sektionschef avancierte. Ab 1963 war er Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, dann auch Vorstandsmitglied des Österreichischen PEN-Clubs und Präsident des Österreichischen Schriftstellerverbandes.
Aus der Feder des Lyrikers, Essayisten und Erzählers stammen Lyrik-Sammlungen wie beispielsweise „Lied eines Menschen“ (1937), „Die goldene Blume“ (1948), „Pole der Menschheit. Dichtungen aus den Jahren 1938 bis 1945“ (1949), „Waage des Lebens. Gedichte und Epigramme 1946-1956“ (1956) und „Herbstpastorale. Gedichte 1956-1966“ (1967) sowie die beiden Romane „Frühe Schatten“ (1963) und „Zwischenreich. Geschehnis und Gestalt“ (1968). Die beiden letztgenannten Werke haben autobiographische Elemente und Bezüge zu Wiener Neustadt.
Dr. Wilhelm Waldstein verstarb am 22. Juli 1974 im 77. Lebensjahr in Altaussee. Nach dem Literaturschaffenden und Musiker ist die „Dr.-Waldstein-Gasse“ in der Badener Siedlung im Norden von Wiener Neustadt benannt.
Quellen/Literatur:
Gertrud Buttlar, Dr. Wilhelm Waldstein (1897-1974), in: Sektionschef i. R. Dr. Wilhelm Waldstein (1897-1974). Schriftsteller, Komponist und Pädagoge. Sonderausstellung des Stadtmuseums Wiener Neustadt. Hg. v. Magistrat der Stadt Wr. Neustadt. Wiener Neustadt: Dresel (1988), S. 9-14.
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.