Die mittelalterlichen hebräischen Grabsteine - Schubertweg
ErinnerungsortDie mittelalterlichen hebräischen Grabsteine - Schubertweg
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Die mittelalterlichen hebräischen Grabsteine – Schubertweg Der Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde & Grabsteine als europäisches Kulturgut Die jüdische Gemeinde der Neustadt hatte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts eine Synagoge (Judenschulgasse, heute Allerheiligenplatz 1) und einen Friedhof, der sich außerhalb der Stadtmauern im Süden befand. Der „Judenfriedhof“ lag südöstlich des Kapuzinerklosters bzw. südlich des heute nicht mehr bestehenden Städtischen Brauhauses. Er war von einer Mauer umgeben und konnte von den jüdischen Einwohnern am schnellsten über das einstige Neunkirchner Tor erreicht werden. Der jüdische Friedhof wurde nach der Vertreibung der Juden 1496 aus der Neustadt zerstört. Als man dann im 16. Jahrhundert mit dem Bau neuer Verteidigungsanlagen begann und Basteien errichtete, wurden die Grabsteine einfach als Baumaterial, beispielsweise als Abdeckungen, verwendet. Erst rund 350 Jahre nach der Vertreibung der jüdischen Minderheit, nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts, stießen Bauarbeiter beim Abbruch der inzwischen veralteten Befestigungsanlagen, nämlich der Kapuziner-Bastei (einem Verteidigungswall im Südwesten), auf eine größere Anzahl von hebräischen Grabsteinen. Man könnte aus heutiger Sicht meinen, dass dies zu einer Archivierung dieser Kunstschätze geführt habe, aber man hatte damals kein großes Interesse an diesen mittelalterlichen Steinen. Nur die vier am besten erhaltenen Steine beließ man im Eigentum der Stadt, andere wurden mit dem Aushubmaterial fortgeschafft. Diese vier Grabsteine ließ man alsbald in die Stadtmauer ein: „an der äußeren Stadtmauer vor dem Ferdinandsthore“ (also nahe dem Stadtmauer-Durchbruch in der Bahngasse). Ein fünfter Stein – der in Privatbesitz gelangt war – wurde erst später hinzugefügt. Vor zirka 150 Jahren glaubte man noch, dass sich der jüdische Friedhof etwa an der Stelle befunden hätte, wo heute die sechs Grabsteine an der Wand fixiert sind. Der älteste Fund eines jüdischen Grabsteins in Wiener Neustadt ist auf das Jahr 1252 datiert. Wiener Neustadt ist damit nach Wien die zweitälteste Gemeinde in Österreich. Es handelte sich um den Grabstein des am 21. Jänner 1252 verstorbenen Simcha, Sohn des Baruch. Dieser Grabstein wurde im Jahr 1959 in einer Mauer gefunden, als man das sogenannte Lazarett im östlichen Stadtteil abriss. Heute befinden sich also am Schubertweg im Stadtpark Grabsteine mit hebräischer Inschrift aus den Jahren 1252 (Simcha ben Baruch), 1285/88 (Gita, Gattin des Schalom), 1286 (Hanna, Tochter des Jakob), 1353 (Schemarja), 1369 (Ezechiel, Sohn des Rechabja) und 1389 (Israel, Sohn des Jonathan). 1995 wurde an dieser Stelle erstmals nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde 1938 wieder Schabbat gefeiert. Auf Einladung einer Freikirche, der Ichthys-Gemeinde Wiener Neustadt, kamen Überlebende der Shoah und ihre Nachkommen nach Österreich. Eine von der Künstlerin Carola Tengler angefertigte Gedenktafel erinnert an diesen historischen Augenblick. Quellen/Literatur: Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010. Gerhard Geissl, Denkmäler in Wiener Neustadt. Orte des Erinnerns, Berndorf 2013.
Gedenktafel Waldstein - Pöckgasse 4
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Die mittelalterlichen hebräischen Grabsteine – Schubertweg
Der Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde & Grabsteine als europäisches Kulturgut
Die jüdische Gemeinde der Neustadt hatte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts eine Synagoge (Judenschulgasse, heute Allerheiligenplatz 1) und einen Friedhof, der sich außerhalb der Stadtmauern im Süden befand. Der „Judenfriedhof“ lag südöstlich des Kapuzinerklosters bzw. südlich des heute nicht mehr bestehenden Städtischen Brauhauses. Er war von einer Mauer umgeben und konnte von den jüdischen Einwohnern am schnellsten über das einstige Neunkirchner Tor erreicht werden.
Der jüdische Friedhof wurde nach der Vertreibung der Juden 1496 aus der Neustadt zerstört. Als man dann im 16. Jahrhundert mit dem Bau neuer Verteidigungsanlagen begann und Basteien errichtete, wurden die Grabsteine einfach als Baumaterial, beispielsweise als Abdeckungen, verwendet.
Erst rund 350 Jahre nach der Vertreibung der jüdischen Minderheit, nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts, stießen Bauarbeiter beim Abbruch der inzwischen veralteten Befestigungsanlagen, nämlich der Kapuziner-Bastei (einem Verteidigungswall im Südwesten), auf eine größere Anzahl von hebräischen Grabsteinen. Man könnte aus heutiger Sicht meinen, dass dies zu einer Archivierung dieser Kunstschätze geführt habe, aber man hatte damals kein großes Interesse an diesen mittelalterlichen Steinen. Nur die vier am besten erhaltenen Steine beließ man im Eigentum der Stadt, andere wurden mit dem Aushubmaterial fortgeschafft. Diese vier Grabsteine ließ man alsbald in die Stadtmauer ein: „an der äußeren Stadtmauer vor dem Ferdinandsthore“ (also nahe dem Stadtmauer-Durchbruch in der Bahngasse). Ein fünfter Stein – der in Privatbesitz gelangt war – wurde erst später hinzugefügt. Vor zirka 150 Jahren glaubte man noch, dass sich der jüdische Friedhof etwa an der Stelle befunden hätte, wo heute die sechs Grabsteine an der Wand fixiert sind.
Der älteste Fund eines jüdischen Grabsteins in Wiener Neustadt ist auf das Jahr 1252 datiert. Wiener Neustadt ist damit nach Wien die zweitälteste Gemeinde in Österreich. Es handelte sich um den Grabstein des am 21. Jänner 1252 verstorbenen Simcha, Sohn des Baruch. Dieser Grabstein wurde im Jahr 1959 in einer Mauer gefunden, als man das sogenannte Lazarett im östlichen Stadtteil abriss.
Heute befinden sich also am Schubertweg im Stadtpark Grabsteine mit hebräischer Inschrift aus den Jahren 1252 (Simcha ben Baruch), 1285/88 (Gita, Gattin des Schalom), 1286 (Hanna, Tochter des Jakob), 1353 (Schemarja), 1369 (Ezechiel, Sohn des Rechabja) und 1389 (Israel, Sohn des Jonathan).
1995 wurde an dieser Stelle erstmals nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde 1938 wieder Schabbat gefeiert. Auf Einladung einer Freikirche, der Ichthys-Gemeinde Wiener Neustadt, kamen Überlebende der Shoah und ihre Nachkommen nach Österreich. Eine von der Künstlerin Carola Tengler angefertigte Gedenktafel erinnert an diesen historischen Augenblick.
Quellen/Literatur:
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Gerhard Geissl, Denkmäler in Wiener Neustadt. Orte des Erinnerns, Berndorf 2013.