Das einstige Zentrum des jüdischen Viertels - Allerheiligenplatz
ErinnerungsortDas einstige Zentrum des jüdischen Viertels - Allerheiligenplatz
47.812770
16.242250
Das einstige Zentrum des mittelalterlichen Judenviertels – Allerheiligenplatz Das jüdische Viertel im 15. Jahrhundert Das Judenviertel lag im Mittelalter westlich des Hauptplatzes: im Minderbrüderviertel (geringfügig auch im südlichen Teils des Frauenviertels). Das Areal des heutigen Allerheiligenplatzes bildete das Zentrum dieses Viertels, das von Juden und Christen bewohnt wurde und kein abgeschlossenes Ghetto war. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte es seine größte Ausdehnung und wurde im Norden von der Herrengasse, im Osten von der Friedrichsgasse, dem Hauptplatz und der Brodtischgasse, im Süden von der Lange Gasse sowie im Westen von der Singergasse und Reyergasse begrenzt. Der Allerheiligenplatz war im Mittelalter kein Platz, sondern verbaut. Ein „Judenplatz“ ist im Bereich des ehemaligen Gerichtshauses der Stadt, das sich ungefähr in der Mitte zwischen Lange Gasse und Haggenmüllergasse befand, nachweisbar. Die heutige Haggenmüllergasse hieß einst „Judengasse“, die Herzog-Leopold-Straße trug den Namen „Neue Judengasse“. Die 1383 erstmals urkundlich erwähnte Synagoge stand am Allerheiligenplatz 1 (einst „Judenschulgasse“), ihr gegenüber das jüdische Spital (Allerheiligenplatz 4). Es gab einen eigenen Gebetsraum für Jüdinnen („Frauenschul“), weiters eine Fleischbank westlich des Spitals und ein rituelles Tauchbad („Judentuckhaws“, Mikwe) gegenüber der Synagoge. Das Wasser des Kehrbachs floss durch die heutige Allerheiligengasse nach Norden und wurde als Nutzwasser eingesetzt. Die Frischwasserversorgung kam aus gegrabenen Brunnen, von denen heute ein solcher am Platz durch Bodenkennzeichnungen erkennbar gemacht wurde, nachdem er 2014 (wieder-)entdeckt worden war. In einer genauen Untersuchung des gesamten Allerheiligenplatz-Areals im Rahmen eines Forschungsprojekts („Allerheiligenplatz-Initiative“ von Dr. Werner Sulzgruber) konnte 2014 festgestellt werden, dass sich nur noch an zwei Adressen – nämlich am Allerheiligenplatz 3 (Keller) und 5 (östlicher Gastraum) – mittelalterlicher Baubestand findet. 1494 hatte ein Brand große Teile des von der jüdischen Bevölkerung bewohnten Stadtgebiets zerstört. Das jüdische Spital und die Synagoge hatten durch diesen Stadtbrand massiv Schaden genommen. Die „Judensynagoge“ war den Quellen nach nur noch ein „ödes Gemäuer“ gewesen. Auf Basis des Ausweisungsbefehls von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1496 wurde die jüdische Minderheit aus der Neustadt vertrieben. Maximilian schenkte die Synagoge der Stadt, weshalb das Gebäude sogleich zu einer christlichen Kirche umgewandelt und schon 1497 „zu Ehren aller Heiligen“ eingeweiht wurde. Heute trägt der Platz den Namen Allerheiligenplatz, und an der Adresse Allerheiligenplatz 1 erinnert eine kleine Gedenktafel daran, dass der Eisenhändler Christoph von Habermayer hier nach dem Großen Stadtbrand 1834 ein evangelisches Bethaus errichten ließ. 2014 wurde eine Stele mit Informationen zur jüdischen Geschichte platziert, wodurch der kulturhistorisch interessierte Besucher mehr über diesen geschichtsträchtigen Ort erfahren kann. Quellen/Literatur: Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010. Werner Sulzgruber, Der „Allerheiligenplatz“ in der mittelalterlichen Neustadt. Wohin die Suche nach der Lösung des Mikwe-Rätsels führte. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte von Wiener Neustadt, in: Unser Neustadt. Blätter des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereins, August 2014, S. 1-23.
Das ehemalige Zentral-Kino - Brodtischgasse 3
47.812280
16.242760
47.812767
16.242145
47.812598
16.242139
47.812550
16.242183
47.812410
16.242198
47.812404
16.242625
47.812377
16.242751
Das einstige Zentrum des mittelalterlichen Judenviertels – Allerheiligenplatz
Das jüdische Viertel im 15. Jahrhundert
Das Judenviertel lag im Mittelalter westlich des Hauptplatzes: im Minderbrüderviertel (geringfügig auch im südlichen Teils des Frauenviertels). Das Areal des heutigen Allerheiligenplatzes bildete das Zentrum dieses Viertels, das von Juden und Christen bewohnt wurde und kein abgeschlossenes Ghetto war. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte es seine größte Ausdehnung und wurde im Norden von der Herrengasse, im Osten von der Friedrichsgasse, dem Hauptplatz und der Brodtischgasse, im Süden von der Lange Gasse sowie im Westen von der Singergasse und Reyergasse begrenzt. Der Allerheiligenplatz war im Mittelalter kein Platz, sondern verbaut. Ein „Judenplatz“ ist im Bereich des ehemaligen Gerichtshauses der Stadt, das sich ungefähr in der Mitte zwischen Lange Gasse und Haggenmüllergasse befand, nachweisbar. Die heutige Haggenmüllergasse hieß einst „Judengasse“, die Herzog-Leopold-Straße trug den Namen „Neue Judengasse“.
Die 1383 erstmals urkundlich erwähnte Synagoge stand am Allerheiligenplatz 1 (einst „Judenschulgasse“), ihr gegenüber das jüdische Spital (Allerheiligenplatz 4). Es gab einen eigenen Gebetsraum für Jüdinnen („Frauenschul“), weiters eine Fleischbank westlich des Spitals und ein rituelles Tauchbad („Judentuckhaws“, Mikwe) gegenüber der Synagoge.
Das Wasser des Kehrbachs floss durch die heutige Allerheiligengasse nach Norden und wurde als Nutzwasser eingesetzt. Die Frischwasserversorgung kam aus gegrabenen Brunnen, von denen heute ein solcher am Platz durch Bodenkennzeichnungen erkennbar gemacht wurde, nachdem er 2014 (wieder-)entdeckt worden war. In einer genauen Untersuchung des gesamten Allerheiligenplatz-Areals im Rahmen eines Forschungsprojekts („Allerheiligenplatz-Initiative“ von Dr. Werner Sulzgruber) konnte 2014 festgestellt werden, dass sich nur noch an zwei Adressen – nämlich am Allerheiligenplatz 3 (Keller) und 5 (östlicher Gastraum) – mittelalterlicher Baubestand findet.
1494 hatte ein Brand große Teile des von der jüdischen Bevölkerung bewohnten Stadtgebiets zerstört. Das jüdische Spital und die Synagoge hatten durch diesen Stadtbrand massiv Schaden genommen. Die „Judensynagoge“ war den Quellen nach nur noch ein „ödes Gemäuer“ gewesen. Auf Basis des Ausweisungsbefehls von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1496 wurde die jüdische Minderheit aus der Neustadt vertrieben. Maximilian schenkte die Synagoge der Stadt, weshalb das Gebäude sogleich zu einer christlichen Kirche umgewandelt und schon 1497 „zu Ehren aller Heiligen“ eingeweiht wurde.
Heute trägt der Platz den Namen Allerheiligenplatz, und an der Adresse Allerheiligenplatz 1 erinnert eine kleine Gedenktafel daran, dass der Eisenhändler Christoph von Habermayer hier nach dem Großen Stadtbrand 1834 ein evangelisches Bethaus errichten ließ. 2014 wurde eine Stele mit Informationen zur jüdischen Geschichte platziert, wodurch der kulturhistorisch interessierte Besucher mehr über diesen geschichtsträchtigen Ort erfahren kann.
Quellen/Literatur:
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Werner Sulzgruber, Der „Allerheiligenplatz“ in der mittelalterlichen Neustadt. Wohin die Suche nach der Lösung des Mikwe-Rätsels führte. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte von Wiener Neustadt, in: Unser Neustadt. Blätter des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereins, August 2014, S. 1-23.