Das ehemalige Warenhaus Lemberger - Herzog-Leopold-Straße 3 (heute 5)
ErinnerungsortDas ehemalige Warenhaus Lemberger - Herzog-Leopold-Straße 3 (heute 5)
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Das ehemalige Warenhaus Lemberger – Herzog-Leopold-Straße 5 Arnold Lemberger und sein Widerstand gegen die Enteignung Arnold Lemberger (*1877) war vor dem Ersten Weltkrieg nach Wiener Neustadt gekommen und hier als Kaufmann tätig. Nach seinem Militärdienst gründete er zirka 1918 ein Geschäft in der Herzog-Leopold-Straße 3: das „Warenhaus Arnold Lemberger“. In seiner Firma konnten vor allem Textilien, Kurz- und Galanteriewaren, aber auch Spiel-, Sport- und Lederwaren gekauft werden. Darüber hinaus gab es Geschirr, Küchenwaren und Haushaltswaren aller Art. Das Warenhaus war nicht nur wegen der großen Auswahl beliebt, sondern auch aufgrund der guten Lage im Stadtzentrum. Das Geschäft von Arnold Lemberger mit insgesamt sechs Angestellten zählte zu den größten Handelsbetrieben in der Stadt. Lemberger wohnte mit seiner Familie im ersten Stock des Hauses Herzog-Leopold-Straße 3: mit Gattin Isabella „Bella“ (*1890) und den drei Kindern: Hans (*1923) und den Zwillingen Alice und Walter (*1925). Das Warenhaus wurde mit 26. April 1938 unter kommissarische Leitung gestellt. Am 15. Juni 1938 musste das Ehepaar Lemberger einen Kaufvertrag unterzeichnen, mit dem ihm der Betrieb genommen wurde. Arnold Lemberger war einer der wenigen jüdischen Geschäftsleute, von denen wir wissen, dass sie sich gegen die Maßnahmen der NS-Behörden zu widersetzen versuchten, denn er verweigerte eine wichtige Unterschrift. Dies verhinderte jedoch nicht, dass das Geschäft im Dezember 1938 „arisiert“ wurde. Nachdem man die Familie, welche die „Reichskristallnacht“ in der Stadt miterlebt hatte, mit vielen anderen jüdischen Mitbürgern im November 1938 aus der Stadt vertrieben hatte, besaß die 5-köpfige Familie keinerlei Mittel, da sie alles zurücklassen musste. Trotzdem vermochten die Eltern die Ausreise von allen drei Kindern nach Großbritannien zu organisieren; sie selbst lebten unter schlechtesten Verhältnissen in der Neulinggasse 23/4 und dann in der Stanislausgasse 4 in Wien. Ohne die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens zu sehen, forderte Arnold Lemberger noch im Frühjahr 1940 über eine rechtliche Vertretung einen Geldbetrag für sein Geschäft ein. Doch längst besaßen andere alle Vollmachten darüber. Arnold und Bella Lemberger wurden am 28. November 1941 nach Minsk deportiert. Sie sind Opfer der Shoah. Das besonders Tragische daran: Arnold Lemberger hatte schon 1939 ein Permit (Einreise-Erlaubnis), die Pässe und die Steuerunbedenklichkeitserklärung für sich und seine Ehefrau in Händen. Quellen/Literatur: Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010. Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.
Wohn- und Geschäftshaus - Herzog-Leopold-Straße 7 (heute 9)
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Das ehemalige Warenhaus Lemberger – Herzog-Leopold-Straße 5
Arnold Lemberger und sein Widerstand gegen die Enteignung
Arnold Lemberger (*1877) war vor dem Ersten Weltkrieg nach Wiener Neustadt gekommen und hier als Kaufmann tätig. Nach seinem Militärdienst gründete er zirka 1918 ein Geschäft in der Herzog-Leopold-Straße 3: das „Warenhaus Arnold Lemberger“. In seiner Firma konnten vor allem Textilien, Kurz- und Galanteriewaren, aber auch Spiel-, Sport- und Lederwaren gekauft werden. Darüber hinaus gab es Geschirr, Küchenwaren und Haushaltswaren aller Art. Das Warenhaus war nicht nur wegen der großen Auswahl beliebt, sondern auch aufgrund der guten Lage im Stadtzentrum. Das Geschäft von Arnold Lemberger mit insgesamt sechs Angestellten zählte zu den größten Handelsbetrieben in der Stadt. Lemberger wohnte mit seiner Familie im ersten Stock des Hauses Herzog-Leopold-Straße 3: mit Gattin Isabella „Bella“ (*1890) und den drei Kindern: Hans (*1923) und den Zwillingen Alice und Walter (*1925).
Das Warenhaus wurde mit 26. April 1938 unter kommissarische Leitung gestellt. Am 15. Juni 1938 musste das Ehepaar Lemberger einen Kaufvertrag unterzeichnen, mit dem ihm der Betrieb genommen wurde. Arnold Lemberger war einer der wenigen jüdischen Geschäftsleute, von denen wir wissen, dass sie sich gegen die Maßnahmen der NS-Behörden zu widersetzen versuchten, denn er verweigerte eine wichtige Unterschrift. Dies verhinderte jedoch nicht, dass das Geschäft im Dezember 1938 „arisiert“ wurde.
Nachdem man die Familie, welche die „Reichskristallnacht“ in der Stadt miterlebt hatte, mit vielen anderen jüdischen Mitbürgern im November 1938 aus der Stadt vertrieben hatte, besaß die 5-köpfige Familie keinerlei Mittel, da sie alles zurücklassen musste. Trotzdem vermochten die Eltern die Ausreise von allen drei Kindern nach Großbritannien zu organisieren; sie selbst lebten unter schlechtesten Verhältnissen in der Neulinggasse 23/4 und dann in der Stanislausgasse 4 in Wien. Ohne die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens zu sehen, forderte Arnold Lemberger noch im Frühjahr 1940 über eine rechtliche Vertretung einen Geldbetrag für sein Geschäft ein. Doch längst besaßen andere alle Vollmachten darüber.
Arnold und Bella Lemberger wurden am 28. November 1941 nach Minsk deportiert. Sie sind Opfer der Shoah. Das besonders Tragische daran: Arnold Lemberger hatte schon 1939 ein Permit (Einreise-Erlaubnis), die Pässe und die Steuerunbedenklichkeitserklärung für sich und seine Ehefrau in Händen.
Quellen/Literatur:
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.