Der Wiener Neustädter Dom & Domplatz
ErinnerungsortDer Wiener Neustädter Dom & Domplatz
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Dom & Domplatz Der Wiener Neustädter Dom und seine Umgebung Das imposante Kirchengebäude auf dem Domplatz wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts, 1279, eingeweiht: zu Ehren der Jungfrau Maria und des Heiligen Rupert. Bereits bei der Stadtgründung 1192 war der Grundriss der Kirche vermessen worden, da man entschieden hatte, genau an dieser Stelle die Hauptkirche der Neustadt zu errichten. Zum Bau der Kirche wurden Fachleute in die Stadt geholt, die das Gotteshaus mit ihrem außerordentlichen mathematischen und technischen Wissen in größter Perfektion in den Himmel bauten. Dieses Wissen wurde innerhalb der Zunft bzw. der Bauhütte geheim gehalten. Schon während ihres jahrzehntelangen Baues war die Kirche ein besonderer Ort. So vermutet man, dass das sogenannte „Brauttor“ an der Südseite der Kirche mit der 1238 stattgefundenen Heirat der Schwester von Herzog Friedrich, dem Streitbaren, namens Gertrude, mit dem Landgraf von Thüringen in der Neustadt in Zusammenhang steht. Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert zum Beispiel durch den Zubau einer Sakristei im Osten erweitert und erhielt den zeitlichen Entwicklungen gemäß diverse Veränderungen. Ursprünglich war das Gebäude beispielsweise ohne hölzerne Sitzbänke für die Gläubigen gewesen; das Innere war schlicht. Fresken bildeten Inhalte der Bibel und Botschaften für die Glaubensgemeinschaft ab. Wussten Sie, dass ...? Es soll beim Bau des Doms zu Fehlern gekommen sein. So ist zum Beispiel die Apsis, der Chor, also der östlichste Teil der Kirche, nicht in einer Linie mit dem Langhaus gebaut, sondern schräg nach rechts. Dies kann jeder Besucher sofort erkennen. Lange Zeit nahm man dies so hin; Baufehler wurden behauptet. Doch dies hätten die Baumeister des Mittelalters niemals zugelassen. Ein Gotteshaus musste immer zu 100 Prozent perfekt sein; auf jedes Detail wurde geachtet; alles hatte Sinn und Zweck. Wie schon die Ausrichtung der Kirche an sich mit dem Sonnenaufgang des Pfingstfestes 1192 direkt zusammenhängt (und die Sonne hier symbolisch für Jesus Christus stand), so war die Apsis zu Pfingsten 1193 vermessen worden und in ihrer Ausrichtung neuerlich nach dem Punkt der aufgehenden Sonne festgelegt worden. Auf diese Weise wurde eine magische Verbindung zwischen dem Bauwerk und dem Himmel mit seinen Gestirnen eingegangen. Man folgte also beim Bau von Gotteshäusern einem klaren Gesetz. Im rechten Domturm befand sich die Turmwachstube, von der aus ein Türmer das Stadtgebiet überwachte. Es war die Angst vor Feuer, die diese Aufgabe notwendig machte. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bestand hier eine solche Feuerwache. Der Türmer stieg über 230 Stufen zu seinem Arbeitsplatz hoch. Das Domturmmuseum kann – nach Anmeldung im Stadtmuseum – übrigens besichtigt werden. Erwähnenswert ist das Bürgerspital am Domplatz 15, das im 16. Jahrhundert als Spital für die Einwohner der Stadt errichtet worden war und dessen Fassade 1738 barockisiert wurde. Es nahm eine wichtige Rolle in der medizinischen Versorgung der Menschen ein, auch noch ab der Regierungszeit von Kaiser Joseph II., der in Wiener Neustadt alle Klöster, abgesehen vom Neukloster und Kapuzinerkloster, schließen ließ. Am Portal des Bürgerspitals finden sich die Figur der „Schmerzhaften Muttergottes“ und jene des „Heiligen Martin“. Im Inneren kann man Säulenarkaden, die sich über mehrere Geschoße ziehen, bewundern. Im Norden des Domplatzes erkennt man aufgrund des auffälligen Tores sogleich die Propstei. Der Platz der späteren Propstei war einst der Sitz der landesfürstlichen Burg gewesen, bevor im Südosten die große Burg (heute Militärakademie) errichtet wurde. 1469 wurde Wiener Neustadt ein Bistum und somit zum Bischofssitz. Peter Engelbrecht war der erste Bischof der Neustadt. Der Name des Bischofs Melchior Klesl (ab 1616 Kardinal) steht in der Stadt für den Prozess der Rekatholisierung, also der Zurückdrängung des Protestantismus, der in der Zeit der Reformation zunehmend in Wiener Neustadt Fuß gefasst hatte. Wussten Sie, dass ...? Wenn man heute über den Platz schreitet oder fährt, dann würde man nicht vermuten, dass man auf einem ehemaligen Friedhof unterwegs ist. Um den Dom – die einstige Pfarrkirche – wurden über Jahrhunderte die Verstorbenen begraben. Um ausreichend „Grab- bzw. Liegeplätze“ für die zu Bestattenden zu haben, wurde auf dem Pfarrplatz-Areal nicht nur einige Male großzügig Erde aufgeschüttet, sondern ein „Knochenhaus“, ein sogenannter Karner, gebaut, in dem man die Knochen aus Grabstellen aufbewahren konnte. In Wiener Neustadt stand der Karner (Michaelskarner) südlich des Doms. In der Regierungszeit Kaiser Josephs II. wurde der Friedhof dann aufgelöst und an den Stadtrand verlegt. Man benützte das Karner-Gebäude später als Depot (etwa für Getreide) und riss ihn schließlich 1870 ab. nächste Station: über das Gässchen zur Petersgasse und weiter zum Reckturm
Ein Eckturm der Neustadt - Reckturm
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Dom & Domplatz
Der Wiener Neustädter Dom und seine Umgebung
Das imposante Kirchengebäude auf dem Domplatz wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts, 1279, eingeweiht: zu Ehren der Jungfrau Maria und des Heiligen Rupert. Bereits bei der Stadtgründung 1192 war der Grundriss der Kirche vermessen worden, da man entschieden hatte, genau an dieser Stelle die Hauptkirche der Neustadt zu errichten.
Zum Bau der Kirche wurden Fachleute in die Stadt geholt, die das Gotteshaus mit ihrem außerordentlichen mathematischen und technischen Wissen in größter Perfektion in den Himmel bauten. Dieses Wissen wurde innerhalb der Zunft bzw. der Bauhütte geheim gehalten.
Schon während ihres jahrzehntelangen Baues war die Kirche ein besonderer Ort. So vermutet man, dass das sogenannte „Brauttor“ an der Südseite der Kirche mit der 1238 stattgefundenen Heirat der Schwester von Herzog Friedrich, dem Streitbaren, namens Gertrude, mit dem Landgraf von Thüringen in der Neustadt in Zusammenhang steht.
Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert zum Beispiel durch den Zubau einer Sakristei im Osten erweitert und erhielt den zeitlichen Entwicklungen gemäß diverse Veränderungen. Ursprünglich war das Gebäude beispielsweise ohne hölzerne Sitzbänke für die Gläubigen gewesen; das Innere war schlicht. Fresken bildeten Inhalte der Bibel und Botschaften für die Glaubensgemeinschaft ab.
Wussten Sie, dass ...?
Es soll beim Bau des Doms zu Fehlern gekommen sein. So ist zum Beispiel die Apsis, der Chor, also der östlichste Teil der Kirche, nicht in einer Linie mit dem Langhaus gebaut, sondern schräg nach rechts. Dies kann jeder Besucher sofort erkennen. Lange Zeit nahm man dies so hin; Baufehler wurden behauptet. Doch dies hätten die Baumeister des Mittelalters niemals zugelassen. Ein Gotteshaus musste immer zu 100 Prozent perfekt sein; auf jedes Detail wurde geachtet; alles hatte Sinn und Zweck.
Wie schon die Ausrichtung der Kirche an sich mit dem Sonnenaufgang des Pfingstfestes 1192 direkt zusammenhängt (und die Sonne hier symbolisch für Jesus Christus stand), so war die Apsis zu Pfingsten 1193 vermessen worden und in ihrer Ausrichtung neuerlich nach dem Punkt der aufgehenden Sonne festgelegt worden. Auf diese Weise wurde eine magische Verbindung zwischen dem Bauwerk und dem Himmel mit seinen Gestirnen eingegangen. Man folgte also beim Bau von Gotteshäusern einem klaren Gesetz.
Im rechten Domturm befand sich die Turmwachstube, von der aus ein Türmer das Stadtgebiet überwachte. Es war die Angst vor Feuer, die diese Aufgabe notwendig machte. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bestand hier eine solche Feuerwache. Der Türmer stieg über 230 Stufen zu seinem Arbeitsplatz hoch. Das Domturmmuseum kann – nach Anmeldung im Stadtmuseum – übrigens besichtigt werden.
Erwähnenswert ist das Bürgerspital am Domplatz 15, das im 16. Jahrhundert als Spital für die Einwohner der Stadt errichtet worden war und dessen Fassade 1738 barockisiert wurde. Es nahm eine wichtige Rolle in der medizinischen Versorgung der Menschen ein, auch noch ab der Regierungszeit von Kaiser Joseph II., der in Wiener Neustadt alle Klöster, abgesehen vom Neukloster und Kapuzinerkloster, schließen ließ. Am Portal des Bürgerspitals finden sich die Figur der „Schmerzhaften Muttergottes“ und jene des „Heiligen Martin“. Im Inneren kann man Säulenarkaden, die sich über mehrere Geschoße ziehen, bewundern.
Im Norden des Domplatzes erkennt man aufgrund des auffälligen Tores sogleich die Propstei. Der Platz der späteren Propstei war einst der Sitz der landesfürstlichen Burg gewesen, bevor im Südosten die große Burg (heute Militärakademie) errichtet wurde. 1469 wurde Wiener Neustadt ein Bistum und somit zum Bischofssitz. Peter Engelbrecht war der erste Bischof der Neustadt. Der Name des Bischofs Melchior Klesl (ab 1616 Kardinal) steht in der Stadt für den Prozess der Rekatholisierung, also der Zurückdrängung des Protestantismus, der in der Zeit der Reformation zunehmend in Wiener Neustadt Fuß gefasst hatte.
Wussten Sie, dass ...?
Wenn man heute über den Platz schreitet oder fährt, dann würde man nicht vermuten, dass man auf einem ehemaligen Friedhof unterwegs ist. Um den Dom – die einstige Pfarrkirche – wurden über Jahrhunderte die Verstorbenen begraben. Um ausreichend „Grab- bzw. Liegeplätze“ für die zu Bestattenden zu haben, wurde auf dem Pfarrplatz-Areal nicht nur einige Male großzügig Erde aufgeschüttet, sondern ein „Knochenhaus“, ein sogenannter Karner, gebaut, in dem man die Knochen aus Grabstellen aufbewahren konnte. In Wiener Neustadt stand der Karner (Michaelskarner) südlich des Doms. In der Regierungszeit Kaiser Josephs II. wurde der Friedhof dann aufgelöst und an den Stadtrand verlegt. Man benützte das Karner-Gebäude später als Depot (etwa für Getreide) und riss ihn schließlich 1870 ab.
nächste Station: über das Gässchen zur Petersgasse und weiter zum Reckturm