Die Stadtgründung der Neustadt - Neunkirchner Straße 17
ErinnerungsortDie Stadtgründung der Neustadt - Neunkirchner Straße 17
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Neunkirchner Straße 17 Die Stadtgründung der Neustadt Wenn man Wiener Neustadt besucht und kennen lernen möchte, dann muss man wissen, dass die Stadt im südlichen Niederösterreich einst den einfachen Namen „Neustadt“ („new statt“) bekam und eine geplante, gegründete Stadt war. Im Mittelalter sollte auf dem Steinfeld eine neue Stadt errichtet werden. Es war eine Entscheidung des Babenberger Herzogs Leopold V., der eine Befestigung im Norden der Steiermark(!) wünschte. Denn das Areal, auf dem sich heute die Stadt erstreckt, gehörte einst zum sogenannten „Pittener Gebiet“, einem besonderen Rechtsgebiet, das ein Bestandteil der Steiermark war. Der Standort schien perfekt für die Grenzstadt zu sein, die im Norden mit dem Piesting-Fluss nahe der natürlichen Grenzlinie zu Österreich stand und mit dem Leitha-Fluss im Osten eine Bastion gegen Ungarn darstellte. Obwohl noch heute behauptet wird, dass die Neustadt im Jahre 1194 bei einer Versammlung (einem „Taiding“) von Ministerialen – also ritterlichen Beamten des Herzogs – in Fischau (westlich von Wiener Neustadt) gegründet worden sei, weil es dazu schriftliche Quellen gibt, so steht inzwischen fest, dass die Gründung zwei Jahre früher, 1192, erfolgte. Der Beweis dafür ist in den Gemäuern des Wiener Neustädter Doms zu finden. Aber nicht in irgendeiner Inschrift, sondern in der Ausrichtung des gesamten Gebäudes nach Osten. Denn der Herzog schickte Fachleute auf das Steinfeld, die Vermessungsarbeiten durchzuführen hatten. Diese steckten nicht nur die Grenzen der Stadt ab, sondern beispielsweise auch die wichtige Hauptkirche für die neue Stadt, den heutigen Dom. Das Langhaus der Kirche ist exakt auf einen Punkt im Osten ausgerichtet: die Stelle des Sonnenaufgangs zu Pfingsten 1192. – Das ist der astronomische Beweis! Kurz davor war Herzog Leopold V. in Worms am Rhein mit der Steiermark, zu der damals auch das südöstliche Niederösterreich mit dem Steinfeld gehörte, belehnt worden; und er machte sich offenbar sofort daran, sein Land auszubauen. Um diese neue Stadt zu errichten, kam alsbald eine erhebliche Geldsumme in die Kassen des Herzogs: Im Jahr 1193 flossen unglaubliche 50.000 Mark in Silber als Lösegeld für den englischen König Richard in die herzogliche Tasche. Ein Teil dieses Erpressungs-Geldes wurde für den Bau der Befestigungen verwendet. Dazu zählten Stadtmauern in einer durchschnittlichen Höhe von fünf Metern und rund einem Meter Breite, aber auch Wehranlagen, wie Türme und große Stadttore: das Neunkirchner, Fischauer, Ungar und Wiener Tor. Hinzu kamen eine Zwingermauer, also eine niedrigere Mauer vor der Hauptmauer, sowie ein sechs Meter tiefer und 20 Meter breiter Stadtgraben, der mit Wasser gefüllt wurde. Dafür wurde Wasser von der Schwarza abgezweigt („abgekehrt“). Dieser „Kehrbach“ speiste unter anderem den Stadtgraben. Sodass sich die Stadt entsprechend gut entwickeln konnte und die Bevölkerung wuchs, wurde sie wirtschaftlich attraktiv gemacht, indem sie besondere Rechte erhielt: beispielsweise in den 1230er Jahren das Münzrecht (also das Recht, Geldmünzen prägen zu dürfen), 1239 das Mautrecht (mit dem die Neustädter in allen Ländern des Herzogs Mautfreiheit genossen) oder später 1448 das Niederlagsrecht (mit dem alle Händler verpflichtet wurden, ihre Waren in der Stadt anbieten zu müssen). Wussten Sie, dass ...? Es gibt zwar die bekannte Sage vom Sänger Blondel, der in Dürnstein in der Wachau seinen inhaftierten König, Richard von England, fand und es dadurch zu Freilassung des festgesetzten Königs kam. Aber es ist auch eine Legende, dass nach der Gründung der Stadt sogleich die Stadtmauer gebaut wurde. Denn die Errichtung zog sich in Wahrheit über viele Jahrzehnte hin. Erkennbar ist dies an einer Kirche, die noch Teil unserer Tour sein wird, die Neukloster Kirche. Sie wurde im 13. Jahrhundert errichtet und reicht östlich über die Stadtgrenze hinaus. Sie war also früher fertig gestellt worden, sodass die Stadtmauer hier keine schützende Wirkung erreichen konnte, weil sie diesen Teil des Gotteshauses nicht umschloss – eine verletzliche Stelle. nächste Station: über die Neunkirchner Straße und den kleinen Parkplatz (Carl-Szokoll-Park) zur Theresianischen Militärakademie & zum Burgplatz
Theresianische Militärakademie & Burgplatz
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Neunkirchner Straße 17
Die Stadtgründung der Neustadt
Wenn man Wiener Neustadt besucht und kennen lernen möchte, dann muss man wissen, dass die Stadt im südlichen Niederösterreich einst den einfachen Namen „Neustadt“ („new statt“) bekam und eine geplante, gegründete Stadt war. Im Mittelalter sollte auf dem Steinfeld eine neue Stadt errichtet werden. Es war eine Entscheidung des Babenberger Herzogs Leopold V., der eine Befestigung im Norden der Steiermark(!) wünschte. Denn das Areal, auf dem sich heute die Stadt erstreckt, gehörte einst zum sogenannten „Pittener Gebiet“, einem besonderen Rechtsgebiet, das ein Bestandteil der Steiermark war.
Der Standort schien perfekt für die Grenzstadt zu sein, die im Norden mit dem Piesting-Fluss nahe der natürlichen Grenzlinie zu Österreich stand und mit dem Leitha-Fluss im Osten eine Bastion gegen Ungarn darstellte.
Obwohl noch heute behauptet wird, dass die Neustadt im Jahre 1194 bei einer Versammlung (einem „Taiding“) von Ministerialen – also ritterlichen Beamten des Herzogs – in Fischau (westlich von Wiener Neustadt) gegründet worden sei, weil es dazu schriftliche Quellen gibt, so steht inzwischen fest, dass die Gründung zwei Jahre früher, 1192, erfolgte. Der Beweis dafür ist in den Gemäuern des Wiener Neustädter Doms zu finden. Aber nicht in irgendeiner Inschrift, sondern in der Ausrichtung des gesamten Gebäudes nach Osten.
Denn der Herzog schickte Fachleute auf das Steinfeld, die Vermessungsarbeiten durchzuführen hatten. Diese steckten nicht nur die Grenzen der Stadt ab, sondern beispielsweise auch die wichtige Hauptkirche für die neue Stadt, den heutigen Dom. Das Langhaus der Kirche ist exakt auf einen Punkt im Osten ausgerichtet: die Stelle des Sonnenaufgangs zu Pfingsten 1192. – Das ist der astronomische Beweis!
Kurz davor war Herzog Leopold V. in Worms am Rhein mit der Steiermark, zu der damals auch das südöstliche Niederösterreich mit dem Steinfeld gehörte, belehnt worden; und er machte sich offenbar sofort daran, sein Land auszubauen.
Um diese neue Stadt zu errichten, kam alsbald eine erhebliche Geldsumme in die Kassen des Herzogs: Im Jahr 1193 flossen unglaubliche 50.000 Mark in Silber als Lösegeld für den englischen König Richard in die herzogliche Tasche. Ein Teil dieses Erpressungs-Geldes wurde für den Bau der Befestigungen verwendet. Dazu zählten Stadtmauern in einer durchschnittlichen Höhe von fünf Metern und rund einem Meter Breite, aber auch Wehranlagen, wie Türme und große Stadttore: das Neunkirchner, Fischauer, Ungar und Wiener Tor. Hinzu kamen eine Zwingermauer, also eine niedrigere Mauer vor der Hauptmauer, sowie ein sechs Meter tiefer und 20 Meter breiter Stadtgraben, der mit Wasser gefüllt wurde. Dafür wurde Wasser von der Schwarza abgezweigt („abgekehrt“). Dieser „Kehrbach“ speiste unter anderem den Stadtgraben.
Sodass sich die Stadt entsprechend gut entwickeln konnte und die Bevölkerung wuchs, wurde sie wirtschaftlich attraktiv gemacht, indem sie besondere Rechte erhielt: beispielsweise in den 1230er Jahren das Münzrecht (also das Recht, Geldmünzen prägen zu dürfen), 1239 das Mautrecht (mit dem die Neustädter in allen Ländern des Herzogs Mautfreiheit genossen) oder später 1448 das Niederlagsrecht (mit dem alle Händler verpflichtet wurden, ihre Waren in der Stadt anbieten zu müssen).
Wussten Sie, dass ...?
Es gibt zwar die bekannte Sage vom Sänger Blondel, der in Dürnstein in der Wachau seinen inhaftierten König, Richard von England, fand und es dadurch zu Freilassung des festgesetzten Königs kam. Aber es ist auch eine Legende, dass nach der Gründung der Stadt sogleich die Stadtmauer gebaut wurde. Denn die Errichtung zog sich in Wahrheit über viele Jahrzehnte hin.
Erkennbar ist dies an einer Kirche, die noch Teil unserer Tour sein wird, die Neukloster Kirche. Sie wurde im 13. Jahrhundert errichtet und reicht östlich über die Stadtgrenze hinaus. Sie war also früher fertig gestellt worden, sodass die Stadtmauer hier keine schützende Wirkung erreichen konnte, weil sie diesen Teil des Gotteshauses nicht umschloss – eine verletzliche Stelle.
nächste Station: über die Neunkirchner Straße und den kleinen Parkplatz (Carl-Szokoll-Park) zur Theresianischen Militärakademie & zum Burgplatz