Café Witetschka – Ein magischer Ort
ErinnerungsortCafé Witetschka – Ein magischer Ort
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Allerheiligenplatz 1 Ein magischer Ort des religiösen Stadtlebens: jüdische Synagoge – christliche Kirche – evangelisches Bethaus – Café Witetschka Der Allerheiligenplatz Das Areal des heutigen Allerheiligenplatzes bildete das Zentrum dieses mittelalterlichen Judenviertels, das kein abgeschlossenes Ghetto war, sondern sowohl von Juden als auch von Christen bewohnt wurde. Das Judenviertel lag westlich des Hauptplatzes: im südwestlichen Stadtviertel, dem sogenannten „Minderbrüderviertel“ (geringfügig auch im südlichen Teil des „Frauenviertels“). In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte es seine größte Ausdehnung und wurde im Norden von der Herrengasse, im Osten von der Friedrichsgasse, dem Hauptplatz und der Brodtischgasse, im Süden von der Lange Gasse sowie im Westen von der Singergasse und Reyergasse begrenzt. Der Allerheiligenplatz war im Mittelalter kein offener Platz. Die Bezeichnung „Judenplatz“ für den heutigen Allerheiligenplatz ist falsch, denn dieser befand sich wiederum im Bereich des ehemaligen Gerichtshauses der Stadt, das ungefähr in der Mitte zwischen Lange Gasse und Haggenmüllergasse lag. Historisch richtig ist, dass die „Judenschulgasse“ hier verlief, also ein Weg zur „Judenschul“, zur Synagoge der jüdischen Gemeinde (Allerheiligenplatz 1). Die wechselhafte Geschichte des Hauses Allerheiligenplatz 1 Das Gebäude am Allerheiligenplatz 1, in dem sich heute das Café Witetschka befindet, hat zwar keine mittelalterliche Bausubstanz mehr. Aber hier stand im Mittelalter die Synagoge der jüdischen Gemeinde der Neustadt, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bestand und 1383 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie hatte auch einen eigenen Gebetsraum für Jüdinnen („Frauenschul“). Ihr gegenüber stand das jüdische Spital („Spitalhaeussl“, Allerheiligenplatz 4). Außerdem gab es eine Fleischbank westlich des Spitals und ein rituelles Tauchbad („Judentuckhaws“, Mikwe) gegenüber der Synagoge. Nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung durch Maximilian I. 1496 schenkte der Kaiser der Stadt die Synagoge. Diese wurde 1497 in eine christliche Kirche „zu Ehren aller Heiligen“ umwandelt. 1494 hatte ein Brand große Teile des von der jüdischen Bevölkerung bewohnten Stadtgebiets zerstört. Die Synagoge, aber auch das jüdische Spital hatten durch diesen Stadtbrand Schaden genommen. Die „Judensynagoge“ war folglich ein „ödes Gemäuer“ gewesen. Bald fand der ‒ durch Verkürzung und Neuverbindung entstandene ‒ Name „Allerheiligenkapelle“ bzw. „Allerheiligenkirche“ und schließlich auch „Allerheiligenplatz“ Gebrauch. 1664 wurde die Allerheiligenkapelle durch Bischof Thuanus restauriert. In den 1780er Jahren soll das Gebäude „in 4 Theile abgetheilt“ und diese Viertelanteile als Bauplätze verkauft worden sein. Zur Profanierung war es in der Regierungszeit von Kaiser Joseph II. gekommen, 1784 erfolgte jedenfalls die Anordnung dazu, erst 1787 die Entweihung. Es wird später davon geschrieben, dass die Kirche versteigert worden sei, nämlich an die Familie Raith, und das „weitläufige Gebäude“ schließlich als Warenlager bzw. Wollmagazin gedient habe, was der Überlieferung von der Aufteilung und vom Verkauf widerspricht. Der Eisenhändler Christoph von Habermayer erwarb das Haus Nr. 162 (heute Allerheiligenplatz 1) am 3. August 1834, das aber nur wenige Wochen später, beim „Großen Stadtbrand“ vom 8. September 1834, abbrannte. Beim Brand sollen sogar die Kellergewölbe geborsten und so das Haus fast vollständig zerstört worden sein. Habermayer ließ hier das evangelische Bethaus errichten, das weniger durch den Umbau der ehemaligen Allerheiligenkirche entstand, sondern ‒ aufgrund der schweren Brandschäden ‒ letztlich ein Neubau war. Der erste Gottesdienst fand am 28. Mai 1837 statt. Die Liegenschaft war allerdings nicht nur der Standort des Bethauses, sondern auch des Pfarr- bzw. Wohnhauses sowie der evangelischen Schule (Letztere von 1861 bis 1865 im Erdgeschoß des Pfarrhauses). Am Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte der Bau der evangelischen Kirche am Grabner-Ring (heute Ferdinand-Porsche-Ring), die 1911 ihrer Bestimmung übergeben wurde. Folglich wurde das Bethaus nicht mehr für religiöse Zwecke verwendet. Der Gastwirt Johann Aibler hatte das Bethaus zwar schon am 5. Dezember 1909 um 40.000,- Kronen gekauft, aber trotzdem konnte es noch bis 1910 von der evangelischen Gemeinde benützt werden und wurde erst am 4. Juli 1911 geräumt. Den letzten Gottesdienst hielt man an diesem Ort am 3. Juli 1910 ab. (Der Turnsaal der evangelischen Schule am Ring wurde bis zur Einweihung der Kirche zum provisorischen Betsaal.) Die Adresse Allerheiligenplatz 1 (einschließlich Allerheiligengasse 3) diente in der Folge der Gastwirtschaft bzw. Gastronomie: zuerst dem Gastwirt Aibler und dann Franz und Johanna Witetschka. Der Haupteingang zur Gastwirtschaft Witetschka befand sich damals, also in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, an der Ecke Allerheiligengasse 3/-platz 1. In Räumen der Liegenschaft wurde über mehrere Jahre in den 1920/30er Jahren auch eine Frauengewerbeschule für Weißnähen und Kleidermachen (mit Öffentlichkeitsrecht) unter Leitung von Direktorin Auguste Behm untergebracht. Seit vielen Jahren steht der Name „Witetschka“ für ein Kaffeehaus am Platz und mit ihm der gesamte Allerheiligenplatz als kommunikativer Treffpunkt im Zentrum der Stadt Wiener Neustadt. Website zur Geschichte der jüdischen Geschichte: http://www.juedische-gemeinde-wn.at/Pages/Gemeinde/Geschichte.aspx Website zur evangelischen Geschichte: http://www.auferstehungskirche-wrn.net/neu/index.php/wir-ueber-uns/unsere-pfarrgemeinde/kurze-geschichte-der-gemeinde Website zum Café Witetschka: http://www.wieneralpen.at/a-cafe-bar-witetschka Online-Stadtspaziergänge zur jüdischen Geschichte: http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/stadtspaziergang-juedisches-wr-neustadt http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/stadtspaziergang-juedisches-wr-neustadt-mit-abstechern
Buchbinderei Wladika – Der Letzte seiner Zunft
47.811870
16.242716
Allerheiligenplatz 1
Ein magischer Ort des religiösen Stadtlebens: jüdische Synagoge – christliche Kirche – evangelisches Bethaus – Café Witetschka
Der Allerheiligenplatz
Das Areal des heutigen Allerheiligenplatzes bildete das Zentrum dieses mittelalterlichen Judenviertels, das kein abgeschlossenes Ghetto war, sondern sowohl von Juden als auch von Christen bewohnt wurde. Das Judenviertel lag westlich des Hauptplatzes: im südwestlichen Stadtviertel, dem sogenannten „Minderbrüderviertel“ (geringfügig auch im südlichen Teil des „Frauenviertels“). In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte es seine größte Ausdehnung und wurde im Norden von der Herrengasse, im Osten von der Friedrichsgasse, dem Hauptplatz und der Brodtischgasse, im Süden von der Lange Gasse sowie im Westen von der Singergasse und Reyergasse begrenzt.
Der Allerheiligenplatz war im Mittelalter kein offener Platz. Die Bezeichnung „Judenplatz“ für den heutigen Allerheiligenplatz ist falsch, denn dieser befand sich wiederum im Bereich des ehemaligen Gerichtshauses der Stadt, das ungefähr in der Mitte zwischen Lange Gasse und Haggenmüllergasse lag. Historisch richtig ist, dass die „Judenschulgasse“ hier verlief, also ein Weg zur „Judenschul“, zur Synagoge der jüdischen Gemeinde (Allerheiligenplatz 1).
Die wechselhafte Geschichte des Hauses Allerheiligenplatz 1
Das Gebäude am Allerheiligenplatz 1, in dem sich heute das Café Witetschka befindet, hat zwar keine mittelalterliche Bausubstanz mehr. Aber hier stand im Mittelalter die Synagoge der jüdischen Gemeinde der Neustadt, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bestand und 1383 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie hatte auch einen eigenen Gebetsraum für Jüdinnen („Frauenschul“). Ihr gegenüber stand das jüdische Spital („Spitalhaeussl“, Allerheiligenplatz 4). Außerdem gab es eine Fleischbank westlich des Spitals und ein rituelles Tauchbad („Judentuckhaws“, Mikwe) gegenüber der Synagoge.
Nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung durch Maximilian I. 1496 schenkte der Kaiser der Stadt die Synagoge. Diese wurde 1497 in eine christliche Kirche „zu Ehren aller Heiligen“ umwandelt. 1494 hatte ein Brand große Teile des von der jüdischen Bevölkerung bewohnten Stadtgebiets zerstört. Die Synagoge, aber auch das jüdische Spital hatten durch diesen Stadtbrand Schaden genommen. Die „Judensynagoge“ war folglich ein „ödes Gemäuer“ gewesen.
Bald fand der ‒ durch Verkürzung und Neuverbindung entstandene ‒ Name „Allerheiligenkapelle“ bzw. „Allerheiligenkirche“ und schließlich auch „Allerheiligenplatz“ Gebrauch.
1664 wurde die Allerheiligenkapelle durch Bischof Thuanus restauriert. In den 1780er Jahren soll das Gebäude „in 4 Theile abgetheilt“ und diese Viertelanteile als Bauplätze verkauft worden sein. Zur Profanierung war es in der Regierungszeit von Kaiser Joseph II. gekommen, 1784 erfolgte jedenfalls die Anordnung dazu, erst 1787 die Entweihung. Es wird später davon geschrieben, dass die Kirche versteigert worden sei, nämlich an die Familie Raith, und das „weitläufige Gebäude“ schließlich als Warenlager bzw. Wollmagazin gedient habe, was der Überlieferung von der Aufteilung und vom Verkauf widerspricht.
Der Eisenhändler Christoph von Habermayer erwarb das Haus Nr. 162 (heute Allerheiligenplatz 1) am 3. August 1834, das aber nur wenige Wochen später, beim „Großen Stadtbrand“ vom 8. September 1834, abbrannte. Beim Brand sollen sogar die Kellergewölbe geborsten und so das Haus fast vollständig zerstört worden sein. Habermayer ließ hier das evangelische Bethaus errichten, das weniger durch den Umbau der ehemaligen Allerheiligenkirche entstand, sondern ‒ aufgrund der schweren Brandschäden ‒ letztlich ein Neubau war. Der erste Gottesdienst fand am 28. Mai 1837 statt. Die Liegenschaft war allerdings nicht nur der Standort des Bethauses, sondern auch des Pfarr- bzw. Wohnhauses sowie der evangelischen Schule (Letztere von 1861 bis 1865 im Erdgeschoß des Pfarrhauses).
Am Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte der Bau der evangelischen Kirche am Grabner-Ring (heute Ferdinand-Porsche-Ring), die 1911 ihrer Bestimmung übergeben wurde. Folglich wurde das Bethaus nicht mehr für religiöse Zwecke verwendet. Der Gastwirt Johann Aibler hatte das Bethaus zwar schon am 5. Dezember 1909 um 40.000,- Kronen gekauft, aber trotzdem konnte es noch bis 1910 von der evangelischen Gemeinde benützt werden und wurde erst am 4. Juli 1911 geräumt. Den letzten Gottesdienst hielt man an diesem Ort am 3. Juli 1910 ab. (Der Turnsaal der evangelischen Schule am Ring wurde bis zur Einweihung der Kirche zum provisorischen Betsaal.)
Die Adresse Allerheiligenplatz 1 (einschließlich Allerheiligengasse 3) diente in der Folge der Gastwirtschaft bzw. Gastronomie: zuerst dem Gastwirt Aibler und dann Franz und Johanna Witetschka. Der Haupteingang zur Gastwirtschaft Witetschka befand sich damals, also in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, an der Ecke Allerheiligengasse 3/-platz 1. In Räumen der Liegenschaft wurde über mehrere Jahre in den 1920/30er Jahren auch eine Frauengewerbeschule für Weißnähen und Kleidermachen (mit Öffentlichkeitsrecht) unter Leitung von Direktorin Auguste Behm untergebracht.
Seit vielen Jahren steht der Name „Witetschka“ für ein Kaffeehaus am Platz und mit ihm der gesamte Allerheiligenplatz als kommunikativer Treffpunkt im Zentrum der Stadt Wiener Neustadt.
Website zur Geschichte der jüdischen Geschichte: http://www.juedische-gemeinde-wn.at/Pages/Gemeinde/Geschichte.aspx
Website zur evangelischen Geschichte: http://www.auferstehungskirche-wrn.net/neu/index.php/wir-ueber-uns/unsere-pfarrgemeinde/kurze-geschichte-der-gemeinde
Website zum Café Witetschka: http://www.wieneralpen.at/a-cafe-bar-witetschka
Online-Stadtspaziergänge zur jüdischen Geschichte:
http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/stadtspaziergang-juedisches-wr-neustadt