Die Alte Kronen-Apotheke – Ein Unikat aus mittelalterlicher Zeit
ErinnerungsortDie Alte Kronen-Apotheke – Ein Unikat aus mittelalterlicher Zeit
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Hauptplatz 13 Die Alte Kronen-Apotheke – Ein Unikat aus mittelalterlicher Zeit Zum Apothekerwesen in der mittelalterlichen Neustadt Seit dem 13. Jahrhundert entstanden Apotheken in Städten Mitteleuropas. Erste Niederlassungen sind im österreichischen Raum 1303 in Innsbruck, 1320 in Wien, 1344 in Krems und 1348 in Wiener Neustadt nachweisbar. Als Hauptstadt des Herzogtums Österreich beherbergte Wien schon im 14. Jahrhundert zeitgleich mehrere Apotheken. In der mittelalterlichen Neustadt gab es 1348 einen Apotheker („Jans der Apotheker“ mit Häusern in der Wiener Straße 17 und am Domplatz 11) und während der Zeit, als Kaiser Friedrich III. seine Residenz in der Stadt hatte (1444-1493) zwei Apotheken. Wir wissen beispielsweise von Apothekern namens Niklas (1445 erwähnt), Andreas (1454 erwähnt), Gabriel Hirnpich (1465 erwähnt), Peter und Ernst (z. B. 1467 urkundlich erwähnt). In einem Protokoll von 1520 über eine Visitation (durch Ärzte und Stadtratsmitglieder) sind die beiden Neustädter Apotheken genannt, wobei jene „auf dem Fischmarkt“ höchstwahrscheinlich die heutige „Alte Kronen-Apotheke“ bezeichnete. Ihr „Verweser“ (also nicht der Besitzer derselben) war ein gewisser Peter Hopfnitz – kein Apotheker, sondern offenbar ein „Lehrjunge“. Die beiden Apotheken der Neustadt standen in starker Konkurrenz zueinander und wiesen laut eines Visitationsberichts von 1533 Mängel (zum Beispiel an Arzneien) auf, weshalb sie auf Befehl des Stadtrats – wenigstens auf Zeit – gesperrt wurden. Von der Neustadt wissen wir – aus einer der ältesten Zunftordnungen der Bader („Freyheitt der Pader“) – aus dem Jahr 1476, dass Bader, „Baderinnen“ und „Dienerinnen“ die städtischen Badestuben betrieben und diese auch zu einfachen ärztlichen Verrichtungen verpflichtet waren, wie dem Aderlassen oder dem Verabreichen von Arzneien. Die Bevölkerung war in früherer Zeit völlig unzureichend medizinisch versorgt. Man musste sich auf die bekannten Hausmittel oder auf Kräuterkundige bzw. Wurzelgräber verlassen. Wundärzte (Ärzte ohne Medizinstudium) versorgten die Landbevölkerung. Darüber hinaus handelten – zum Unmut der Behörden – viele Ungeprüfte und Naturheilkundige ohne Zulassungen. Über den „Viertelmedicus“ und die „Landschaftsapotheke“ Im 16. Jahrhundert verschärfte sich die Kontrolle. 1577 fassten die drei Landstände der Prälaten, Ritter und Herren (ohne den vierten Stand der Städte und Märkte) den Beschluss, für jedes Viertel des Landes einen Medicus (Doktor der Medizin) aufzunehmen: einen „Viertelmedicus“. Dieser Arzt arbeitete als (Stadt-)Physikus oder Landschaftsarzt und hatte nun die Oberaufsicht über das gesamte Sanitätswesen, also Bader bzw. Wundärzte, Hebammen und Apotheker. Damals waren auch Apotheken zur besseren gesundheitlichen Versorgung mit Arzneien vorgesehen und erhielten den Namen „Landschaftsapotheke“. Sie dienten dazu, die Viertelsärzte und die wohlhabenderen gesellschaftlichen Gruppen mit Arzneimitteln zu versorgen. Solche „Landschaftsapotheken“ befanden sich im 16. und 17. Jahrhundert neben der Neustadt beispielsweise in Melk, Horn, Krems, St. Pölten, Wien oder Baden. In der Neustadt wurde eine der beiden Apotheken als „Landschaftsapotheke“ anerkannt – nämlich die spätere Kronen-Apotheke (1681). Die „Landschaftsapotheken“ erhielten jeweils von den Landständen ein festgelegtes Einkommen von zunächst 150 Gulden pro Jahr, sodass sie ihr Lager an Arzneimitteln stets ausreichend und frisch zu halten vermochten. Die Apotheker und deren Gesellen wurden von den Viertelsärzten genau überwacht. Mitte des 17. Jahrhunderts mussten alle Apotheker des Landes unter der Enns (der Apothekerordnung von 1644 für Wien folgend) eine Prüfung vor der Wiener medizinischen Fakultät ablegen. Während seit dem 16. Jahrhundert (Haus-)Apotheken in Stiften Niederösterreichs eingerichtet waren, so zum Beispiel in Klosterneuburg, und ab dem 17. Jahrhundert etwa in Zwettl, Seitenstetten oder Lilienfeld, hatten auch Adlige auf ihren Schlössern und Landsitzen Hausapotheken. Die einfache Landbevölkerung musste sich weiterhin auf traditionelle Hausmittel und Wundärzte verlassen. Die Zeit ab dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts war in Niederösterreich geprägt von „Arzneikramern“, Wundärzten und anderen fahrenden Händlern, die Heilmittel – „betrügerisch teuer“ – verkauften. „Kurpfuscher“ waren am Werk, über die sich die anerkannten Apotheker und Ärzte beschwerten. Standorte der Apotheken Über die Jahrhunderte sind uns einige Apotheker im Zusammenhang mit der Apotheke „Zur goldenen Krone“ überliefert, wobei der Standort der Apotheke nicht immer das Haus Hauptplatz 13 gewesen war. Denn zum Ende des 16. Jahrhunderts war Michael Eder „Hof- und Stadtapotheker“ in der Hofapotheke „Zur goldenen Krone“, deren Standort der Wiener Straße zugeordnet ist. Nachweislich im Hause Hauptplatz 14 betrieb dann Jakob Goldner und 1610 dessen Sohn Christoph die Apotheke. Apotheker Benedikt Mayr verlegte sie in das von ihm erworbene „gegenüberstehende Haus“, also an die Adresse Hauptplatz 13. Aus dem 18. Jahrhundert wissen wir, dass bis 1799 der Landschaftsapotheker Ferdinand von Eyrsperg den Betrieb am Hauptplatz 13 verwaltete. Ihm folgten Josef Kajetan Erco, Josef Stigler und Ferdinand Wohlfart (ab 1813). Der Letztgenannte war Vorsteher des Apothekergremiums des Viertels unter dem Wienerwald. Regelungen für Gesundheitsberufe Die Wiener Neustädter Baderzunft war vermutlich bereits im 17. Jahrhundert für das gesamte Viertel unter dem Wienerwald zuständig. Rechte und Pflichten der Bader sowie der Wundärzte (Chirurgen) waren im 17., spätestens im 18. Jahrhundert durch neue Zunftordnungen geregelt und vereinheitlicht worden. In der Maria Theresianischen „Gesundheitsordnung für alle k. k. Erbländer“ von 1770 wurden alle Pflichten der Apotheker festgeschrieben. Sie hatten zum Beispiel Arzneien in erforderlicher Güte und Menge vorrätig zu haben und wurden dazu von einem verantwortlichen Medicus (Stadt- und Landphysikus) angehalten. Nachdem die Wiener Neustädter Kronen-Apotheke eine „Landschaftsapotheke“ war, wurde Ärzten und Wundärzten nur eine Hausapotheke erlaubt, wenn sie mindestens eine Meile (= 24.000 Fuß oder 7,58 km) entfernt war. Seit der Regierungszeit Maria Theresias wurden approbierte Apotheker – mithin auch Chirurgen und Bader – „wegen der unentbehrlichen Notwendigkeit dieser Gattung von Leuten“ nicht zum Militärdienst einberufen und von der Rekrutierung befreit. Aufgrund der wachsenden Bevölkerungszahlen nahm auch die Anzahl der Apotheken Ende des 18. Jahrhunderts schnell zu. 1837 wurden im Viertel unter dem Wienerwald 18 Apotheken gezählt; ihre Zahl stieg in der Folge bis in die 1930er Jahre kaum mehr an. 1915 bzw. 1933 war die Alte Kronen-Apotheke eine von 131 Apotheken Niederösterreichs. Zeichen der Krone In Österreich gibt es mehrere Apotheken, die die Bezeichnung „Kronen-Apotheke“ führen. Allerdings wird das Führen der Bezeichnung unterschiedlich begründet und abgeleitet. Die Alte Kronen-Apotheke von Wiener Neustadt trug den Namen Apotheke „Zur goldenen Krone“ nachweislich seit 1671. Das Zeichen der Krone ist über dem Eingang vom Hauptplatz und am Hauszeichen zu erkennen. Die farbigen Stukkaturen über dem Eingang, auf denen zwei Adler den Erzherzogshut bzw. die Krone festhalten, eine eiserne, schwarze Krone als Nasenschild an der Hausfront und ein Stammbaum-Fresko stammen aus jüngerer Zeit, Drittes wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Architektur und Fassadengestaltung des Gebäudes Hauptplatz 13 Hinsichtlich seiner Architektur handelt es sich beim Haus Hauptplatz 13 um ein dreigeschoßiges frühneuzeitliches Eckhaus, das mit einem Arkadengang aus der Baulinie hervorspringt, der aus Kreuzgrat- bzw. Kreuzrippengewölben und geböschten Arkadenpfeilern sowie einem gotischen Spitzbogen-Portal (mit einem Wappenstein) aus dem Jahr 1430 besteht. An der Seitenfront zur Wiener Straße findet sich ein Flach-Erker, der auf Kragsteinen ruht. Im Erdgeschoß ist eine zweijochige ehemalige Durchfahrt mit Kreuzrippengewölbe aus der Zeit um 1300. Das Gebäude war immer ein Wohn- und Geschäftshaus. Wie alte Ansichtskarten belegen, war nicht nur die Fassade zum Hauptplatz im Bereich der östlichen beiden Bögen kunstvoll verziert, sondern auch das Innere des Laubenganges. Seit der Zeit um 1900 trug ein zwischen den beiden Fenstern des 1. Stocks aufgemalter Bogen, unter dem ein prachtvolles Gemälde zu finden war, eine Krone. Damals hatten die Schriftenmaler noch die Bezeichnung „Kronen-Apotheke“ in einem Schriftband über dem ersten Bogen (östlichster Bogen der Fassadenfront) verewigt. Später wurde dieses Kunstwerk durch sich nach oben rankenden Efeu völlig verwachsen und zerstört. Der dezente kleine Schriftzug wurde ab der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg von einem auffälligen Schriftzug (auf einer Holzbrett-Unterlage), das sich zwischen dem ersten und zweiten Stock breit zwischen den Fensterreihen zog, ergänzt und dann abgelöst. Er trug die Bezeichnung „Kronen-Apotheke“, welche spätestens in den 1930er Jahren in einem aus Eisen konstruierten Schriftzug auf selber Höhe an der Hauptfassade (aber nunmehr mittig installiert und mit dem heute noch gängigen Zusatz „Alte Kronen-Apotheke“ versehen) weitergeführt wurde. Zumindest seit dem frühen 20. Jahrhundert ziert die südöstliche Hausecke ein schmiedeeisernes Hauszeichen. Dazu eine Anmerkung: Das Gemälde, das im frühen 20. Jahrhundert an der Fassade prangte, sollte nicht eine moderne Form der Heiligen Maria zeigen, die ein Kind zu ihrer Linken an der Hand führt und sich einem armen Bettler zu ihrer Rechten zuwendet. Denn eine solche Mariendarstellung wäre weit von dem von Lucas Cranach dem Älteren 1537 geschaffenen Motiv (Maria mit dem Kinde) entfernt, sondern wir haben es mit einer Darstellung der Heiligen Elisabeth von Thüringen – Schutzpatronin der Witwen und Waisen, Bettler, Kranken, unschuldig Verfolgten und Notleidenden – zu tun. Die Patronin der Kranken wird nämlich gerne beispielsweise mit einem Bettler, Rosen und dem Kronen-Symbol dargestellt. Auch die zweite Apotheke der Neustadt hatte übrigens eine Krone als Zeichen geführt. Jene trug ursprünglich den Namen „Zum schwarzen Bären“, der bis ins frühe 20. Jahrhundert geläufig war, und sie wurde außerdem als „Ungarapotheke“ bezeichnet, weil sie sich im Eckhaus Hauptplatz/Ungargasse befand. Im Jahre 1592 ließ der dortige Apotheker Eustachius Hammer an einem Arkaden-Pfeiler eine Eisentafel mit einem Tiefrelief anbringen, auf dem die genannte Jahreszahl, ein viergeteilter Schild mit Wappen habsburgischer Länder und eine Krone(!) sowie Maria mit dem Christuskind abgebildet waren. Damit sollte sie zur Apotheke „Mariä Hilf“, heute „Zur Mariahilf“ (Hauptplatz 21), werden. Das Haus in den 1930er und 1940er Jahren Im ersten Stock des Hauses Hauptplatz 13 befand sich in den 1930er Jahren zum Beispiel ein „Zahnatelier“ des jüdischen Zahntechnikers Gustav Braunberg, der 1938 vertrieben wurde und an den ein sogenannter „Stolperstein“ vor dem Haus erinnert. Noch heute sind Reste des Schriftzuges „Zahnatelier Braunberg im Hause“ am westlichen Ausgang aus dem Laubengang zu erkennen. Der östliche Teil des Hauses wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen und während der russischen Besatzungszeit wieder aufgebaut, wobei die Lauben und der Erker originalgetreu hergestellt werden konnten. Der Einstützenraum im Erdgeschoß, der wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt, beherbergt heute den Verkaufsraum der Apotheke. Website der Kronen-Apotheke: http://www.kronen-apotheke.at/
Die Konditoren-Familie Ferstl und ihre mehrfach prämierte Zuckerbäckerei
47.813440
16.242710
Hauptplatz 13
Die Alte Kronen-Apotheke – Ein Unikat aus mittelalterlicher Zeit
Zum Apothekerwesen in der mittelalterlichen Neustadt
Seit dem 13. Jahrhundert entstanden Apotheken in Städten Mitteleuropas. Erste Niederlassungen sind im österreichischen Raum 1303 in Innsbruck, 1320 in Wien, 1344 in Krems und 1348 in Wiener Neustadt nachweisbar. Als Hauptstadt des Herzogtums Österreich beherbergte Wien schon im 14. Jahrhundert zeitgleich mehrere Apotheken.
In der mittelalterlichen Neustadt gab es 1348 einen Apotheker („Jans der Apotheker“ mit Häusern in der Wiener Straße 17 und am Domplatz 11) und während der Zeit, als Kaiser Friedrich III. seine Residenz in der Stadt hatte (1444-1493) zwei Apotheken. Wir wissen beispielsweise von Apothekern namens Niklas (1445 erwähnt), Andreas (1454 erwähnt), Gabriel Hirnpich (1465 erwähnt), Peter und Ernst (z. B. 1467 urkundlich erwähnt). In einem Protokoll von 1520 über eine Visitation (durch Ärzte und Stadtratsmitglieder) sind die beiden Neustädter Apotheken genannt, wobei jene „auf dem Fischmarkt“ höchstwahrscheinlich die heutige „Alte Kronen-Apotheke“ bezeichnete. Ihr „Verweser“ (also nicht der Besitzer derselben) war ein gewisser Peter Hopfnitz – kein Apotheker, sondern offenbar ein „Lehrjunge“. Die beiden Apotheken der Neustadt standen in starker Konkurrenz zueinander und wiesen laut eines Visitationsberichts von 1533 Mängel (zum Beispiel an Arzneien) auf, weshalb sie auf Befehl des Stadtrats – wenigstens auf Zeit – gesperrt wurden.
Von der Neustadt wissen wir – aus einer der ältesten Zunftordnungen der Bader („Freyheitt der Pader“) – aus dem Jahr 1476, dass Bader, „Baderinnen“ und „Dienerinnen“ die städtischen Badestuben betrieben und diese auch zu einfachen ärztlichen Verrichtungen verpflichtet waren, wie dem Aderlassen oder dem Verabreichen von Arzneien. Die Bevölkerung war in früherer Zeit völlig unzureichend medizinisch versorgt. Man musste sich auf die bekannten Hausmittel oder auf Kräuterkundige bzw. Wurzelgräber verlassen. Wundärzte (Ärzte ohne Medizinstudium) versorgten die Landbevölkerung. Darüber hinaus handelten – zum Unmut der Behörden – viele Ungeprüfte und Naturheilkundige ohne Zulassungen.
Über den „Viertelmedicus“ und die „Landschaftsapotheke“
Im 16. Jahrhundert verschärfte sich die Kontrolle. 1577 fassten die drei Landstände der Prälaten, Ritter und Herren (ohne den vierten Stand der Städte und Märkte) den Beschluss, für jedes Viertel des Landes einen Medicus (Doktor der Medizin) aufzunehmen: einen „Viertelmedicus“. Dieser Arzt arbeitete als (Stadt-)Physikus oder Landschaftsarzt und hatte nun die Oberaufsicht über das gesamte Sanitätswesen, also Bader bzw. Wundärzte, Hebammen und Apotheker.
Damals waren auch Apotheken zur besseren gesundheitlichen Versorgung mit Arzneien vorgesehen und erhielten den Namen „Landschaftsapotheke“. Sie dienten dazu, die Viertelsärzte und die wohlhabenderen gesellschaftlichen Gruppen mit Arzneimitteln zu versorgen. Solche „Landschaftsapotheken“ befanden sich im 16. und 17. Jahrhundert neben der Neustadt beispielsweise in Melk, Horn, Krems, St. Pölten, Wien oder Baden. In der Neustadt wurde eine der beiden Apotheken als „Landschaftsapotheke“ anerkannt – nämlich die spätere Kronen-Apotheke (1681).
Die „Landschaftsapotheken“ erhielten jeweils von den Landständen ein festgelegtes Einkommen von zunächst 150 Gulden pro Jahr, sodass sie ihr Lager an Arzneimitteln stets ausreichend und frisch zu halten vermochten. Die Apotheker und deren Gesellen wurden von den Viertelsärzten genau überwacht. Mitte des 17. Jahrhunderts mussten alle Apotheker des Landes unter der Enns (der Apothekerordnung von 1644 für Wien folgend) eine Prüfung vor der Wiener medizinischen Fakultät ablegen. Während seit dem 16. Jahrhundert (Haus-)Apotheken in Stiften Niederösterreichs eingerichtet waren, so zum Beispiel in Klosterneuburg, und ab dem 17. Jahrhundert etwa in Zwettl, Seitenstetten oder Lilienfeld, hatten auch Adlige auf ihren Schlössern und Landsitzen Hausapotheken. Die einfache Landbevölkerung musste sich weiterhin auf traditionelle Hausmittel und Wundärzte verlassen. Die Zeit ab dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts war in Niederösterreich geprägt von „Arzneikramern“, Wundärzten und anderen fahrenden Händlern, die Heilmittel – „betrügerisch teuer“ – verkauften. „Kurpfuscher“ waren am Werk, über die sich die anerkannten Apotheker und Ärzte beschwerten.
Standorte der Apotheken
Über die Jahrhunderte sind uns einige Apotheker im Zusammenhang mit der Apotheke „Zur goldenen Krone“ überliefert, wobei der Standort der Apotheke nicht immer das Haus Hauptplatz 13 gewesen war. Denn zum Ende des 16. Jahrhunderts war Michael Eder „Hof- und Stadtapotheker“ in der Hofapotheke „Zur goldenen Krone“, deren Standort der Wiener Straße zugeordnet ist. Nachweislich im Hause Hauptplatz 14 betrieb dann Jakob Goldner und 1610 dessen Sohn Christoph die Apotheke. Apotheker Benedikt Mayr verlegte sie in das von ihm erworbene „gegenüberstehende Haus“, also an die Adresse Hauptplatz 13.
Aus dem 18. Jahrhundert wissen wir, dass bis 1799 der Landschaftsapotheker Ferdinand von Eyrsperg den Betrieb am Hauptplatz 13 verwaltete. Ihm folgten Josef Kajetan Erco, Josef Stigler und Ferdinand Wohlfart (ab 1813). Der Letztgenannte war Vorsteher des Apothekergremiums des Viertels unter dem Wienerwald.
Regelungen für Gesundheitsberufe
Die Wiener Neustädter Baderzunft war vermutlich bereits im 17. Jahrhundert für das gesamte Viertel unter dem Wienerwald zuständig. Rechte und Pflichten der Bader sowie der Wundärzte (Chirurgen) waren im 17., spätestens im 18. Jahrhundert durch neue Zunftordnungen geregelt und vereinheitlicht worden.
In der Maria Theresianischen „Gesundheitsordnung für alle k. k. Erbländer“ von 1770 wurden alle Pflichten der Apotheker festgeschrieben. Sie hatten zum Beispiel Arzneien in erforderlicher Güte und Menge vorrätig zu haben und wurden dazu von einem verantwortlichen Medicus (Stadt- und Landphysikus) angehalten. Nachdem die Wiener Neustädter Kronen-Apotheke eine „Landschaftsapotheke“ war, wurde Ärzten und Wundärzten nur eine Hausapotheke erlaubt, wenn sie mindestens eine Meile (= 24.000 Fuß oder 7,58 km) entfernt war.
Seit der Regierungszeit Maria Theresias wurden approbierte Apotheker – mithin auch Chirurgen und Bader – „wegen der unentbehrlichen Notwendigkeit dieser Gattung von Leuten“ nicht zum Militärdienst einberufen und von der Rekrutierung befreit.
Aufgrund der wachsenden Bevölkerungszahlen nahm auch die Anzahl der Apotheken Ende des 18. Jahrhunderts schnell zu. 1837 wurden im Viertel unter dem Wienerwald 18 Apotheken gezählt; ihre Zahl stieg in der Folge bis in die 1930er Jahre kaum mehr an. 1915 bzw. 1933 war die Alte Kronen-Apotheke eine von 131 Apotheken Niederösterreichs.
Zeichen der Krone
In Österreich gibt es mehrere Apotheken, die die Bezeichnung „Kronen-Apotheke“ führen. Allerdings wird das Führen der Bezeichnung unterschiedlich begründet und abgeleitet. Die Alte Kronen-Apotheke von Wiener Neustadt trug den Namen Apotheke „Zur goldenen Krone“ nachweislich seit 1671. Das Zeichen der Krone ist über dem Eingang vom Hauptplatz und am Hauszeichen zu erkennen. Die farbigen Stukkaturen über dem Eingang, auf denen zwei Adler den Erzherzogshut bzw. die Krone festhalten, eine eiserne, schwarze Krone als Nasenschild an der Hausfront und ein Stammbaum-Fresko stammen aus jüngerer Zeit, Drittes wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Architektur und Fassadengestaltung des Gebäudes Hauptplatz 13
Hinsichtlich seiner Architektur handelt es sich beim Haus Hauptplatz 13 um ein dreigeschoßiges frühneuzeitliches Eckhaus, das mit einem Arkadengang aus der Baulinie hervorspringt, der aus Kreuzgrat- bzw. Kreuzrippengewölben und geböschten Arkadenpfeilern sowie einem gotischen Spitzbogen-Portal (mit einem Wappenstein) aus dem Jahr 1430 besteht. An der Seitenfront zur Wiener Straße findet sich ein Flach-Erker, der auf Kragsteinen ruht. Im Erdgeschoß ist eine zweijochige ehemalige Durchfahrt mit Kreuzrippengewölbe aus der Zeit um 1300.
Das Gebäude war immer ein Wohn- und Geschäftshaus. Wie alte Ansichtskarten belegen, war nicht nur die Fassade zum Hauptplatz im Bereich der östlichen beiden Bögen kunstvoll verziert, sondern auch das Innere des Laubenganges. Seit der Zeit um 1900 trug ein zwischen den beiden Fenstern des 1. Stocks aufgemalter Bogen, unter dem ein prachtvolles Gemälde zu finden war, eine Krone.
Damals hatten die Schriftenmaler noch die Bezeichnung „Kronen-Apotheke“ in einem Schriftband über dem ersten Bogen (östlichster Bogen der Fassadenfront) verewigt. Später wurde dieses Kunstwerk durch sich nach oben rankenden Efeu völlig verwachsen und zerstört. Der dezente kleine Schriftzug wurde ab der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg von einem auffälligen Schriftzug (auf einer Holzbrett-Unterlage), das sich zwischen dem ersten und zweiten Stock breit zwischen den Fensterreihen zog, ergänzt und dann abgelöst. Er trug die Bezeichnung „Kronen-Apotheke“, welche spätestens in den 1930er Jahren in einem aus Eisen konstruierten Schriftzug auf selber Höhe an der Hauptfassade (aber nunmehr mittig installiert und mit dem heute noch gängigen Zusatz „Alte Kronen-Apotheke“ versehen) weitergeführt wurde. Zumindest seit dem frühen 20. Jahrhundert ziert die südöstliche Hausecke ein schmiedeeisernes Hauszeichen.
Dazu eine Anmerkung:
Das Gemälde, das im frühen 20. Jahrhundert an der Fassade prangte, sollte nicht eine moderne Form der Heiligen Maria zeigen, die ein Kind zu ihrer Linken an der Hand führt und sich einem armen Bettler zu ihrer Rechten zuwendet. Denn eine solche Mariendarstellung wäre weit von dem von Lucas Cranach dem Älteren 1537 geschaffenen Motiv (Maria mit dem Kinde) entfernt, sondern wir haben es mit einer Darstellung der Heiligen Elisabeth von Thüringen – Schutzpatronin der Witwen und Waisen, Bettler, Kranken, unschuldig Verfolgten und Notleidenden – zu tun. Die Patronin der Kranken wird nämlich gerne beispielsweise mit einem Bettler, Rosen und dem Kronen-Symbol dargestellt.
Auch die zweite Apotheke der Neustadt hatte übrigens eine Krone als Zeichen geführt. Jene trug ursprünglich den Namen „Zum schwarzen Bären“, der bis ins frühe 20. Jahrhundert geläufig war, und sie wurde außerdem als „Ungarapotheke“ bezeichnet, weil sie sich im Eckhaus Hauptplatz/Ungargasse befand. Im Jahre 1592 ließ der dortige Apotheker Eustachius Hammer an einem Arkaden-Pfeiler eine Eisentafel mit einem Tiefrelief anbringen, auf dem die genannte Jahreszahl, ein viergeteilter Schild mit Wappen habsburgischer Länder und eine Krone(!) sowie Maria mit dem Christuskind abgebildet waren. Damit sollte sie zur Apotheke „Mariä Hilf“, heute „Zur Mariahilf“ (Hauptplatz 21), werden.
Das Haus in den 1930er und 1940er Jahren
Im ersten Stock des Hauses Hauptplatz 13 befand sich in den 1930er Jahren zum Beispiel ein „Zahnatelier“ des jüdischen Zahntechnikers Gustav Braunberg, der 1938 vertrieben wurde und an den ein sogenannter „Stolperstein“ vor dem Haus erinnert. Noch heute sind Reste des Schriftzuges „Zahnatelier Braunberg im Hause“ am westlichen Ausgang aus dem Laubengang zu erkennen.
Der östliche Teil des Hauses wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen und während der russischen Besatzungszeit wieder aufgebaut, wobei die Lauben und der Erker originalgetreu hergestellt werden konnten.
Der Einstützenraum im Erdgeschoß, der wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt, beherbergt heute den Verkaufsraum der Apotheke.
Website der Kronen-Apotheke: http://www.kronen-apotheke.at/