Jüdischer Friedhof
ErinnerungsortJüdischer Friedhof
47.829530
16.243916
Der jüdische Friedhof – Wiener Straße 95 Begräbnis- und Gedenkstätte für Juden und Jüdinnen In der Wiener Straße 95 betritt man durch ein Tor den Vorhof des jüdischen Friedhofs von Wiener Neustadt. Er ist der letzte bauliche Hinweis auf die einst große jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt: Mitte des 19. Jahrhunderts war Juden die Wiederansiedlung in Niederösterreich erlaubt worden und es bildete sich in Wiener Neustadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – in der Folge der Zuwanderung aus Böhmen, Mähren, vor allem aber aus Ungarn – eine jüdische Gemeinde mit mehreren hundert Mitgliedern. Die 1871 konstituierte israelitische Kultusgemeinde (IKG) erhielt 1888 einen Friedhof, der bis 1938 belegt wurde und auf dem sich über 280 Personen bestattet finden. Obgleich 1938 zahlreiche jüdische Friedhöfe in Österreich geschändet, demoliert und zerstört wurden, blieb der jüdische Friedhof in Wiener Neustadt nahezu unangetastet und wurde von den Nationalsozialisten nicht zerstört. 1940 erwarb die Stadtgemeinde den Friedhof. Trotz der massiven Bombardierung der Rüstungsstadt im Zweiten Weltkrieg blieb das Areal, das im Industriegebiet der Stadtgemeinde lag, fast unbeschädigt. Nach dem Krieg kam es zu keiner Neukonstituierung der IKG, wenige jüdische Einwohner hatten überlebt und nur vereinzelt kehrten sie in die Stadt zurück. Sucht man auf dem Gelände des jüdischen Friedhofes gezielt nach Gräbern mit der Jahreszahl 1938, so finden sich einige, denn noch bis zum Oktober 1938 durften letzte Beerdigungen stattfinden. Mit der „Reichskristallnacht“ (dem Novemberpogrom 1938) wurde die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. Doch zwei Grabsteine haben in ihrer Inschrift spätere Jahreszahlen. Überlebende der Shoah ließen darauf jeweils eine zusätzliche Inschrift setzen. Folglich lesen wir zum einen auf dem Grab Nr. 145 (am Ende der kleinen Allee im nördlichen Teil des Friedhofs), dass Ferry Mandl – hier „Fery Mandel“ – am 23. September 1943 in Sibirien zu Tode kam, und zum anderen am Grabstein Nr. 185 (nahe dem Eingang an der rechten Seite der Hauptallee) über Julie Moses, dass sie am 3. November 1942 in Treblinka umgekommen ist. Dies sind die einzigen Inschriften, die auf die Ermordung von Juden und Jüdinnen aus Wiener Neustadt in der Shoah informieren. Insgesamt sind mindestens 200 jüdische Bewohner der Steinfeldstadt zur Zeit des Nationalsozialismus ermordet worden. Ausführliche Informationen zur Geschichte des jüdischen Friedhofs finden Sie unter: www.juedische-gemeinde-wn.at Quellen/Literatur:Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.
Bunker in der Stadionstraße
47.828870
16.247885
47.829501
16.243974
47.829472
16.244401
47.829471
16.244695
47.828910
16.246916
47.828772
16.247006
47.828743
16.247110
47.828804
16.247376
47.828927
16.247455
47.828860
16.247820
Der jüdische Friedhof – Wiener Straße 95
Begräbnis- und Gedenkstätte für Juden und Jüdinnen
In der Wiener Straße 95 betritt man durch ein Tor den Vorhof des jüdischen Friedhofs von Wiener Neustadt. Er ist der letzte bauliche Hinweis auf die einst große jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt:
Mitte des 19. Jahrhunderts war Juden die Wiederansiedlung in Niederösterreich erlaubt worden und es bildete sich in Wiener Neustadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – in der Folge der Zuwanderung aus Böhmen, Mähren, vor allem aber aus Ungarn – eine jüdische Gemeinde mit mehreren hundert Mitgliedern. Die 1871 konstituierte israelitische Kultusgemeinde (IKG) erhielt 1888 einen Friedhof, der bis 1938 belegt wurde und auf dem sich über 280 Personen bestattet finden.
Obgleich 1938 zahlreiche jüdische Friedhöfe in Österreich geschändet, demoliert und zerstört wurden, blieb der jüdische Friedhof in Wiener Neustadt nahezu unangetastet und wurde von den Nationalsozialisten nicht zerstört. 1940 erwarb die Stadtgemeinde den Friedhof. Trotz der massiven Bombardierung der Rüstungsstadt im Zweiten Weltkrieg blieb das Areal, das im Industriegebiet der Stadtgemeinde lag, fast unbeschädigt. Nach dem Krieg kam es zu keiner Neukonstituierung der IKG, wenige jüdische Einwohner hatten überlebt und nur vereinzelt kehrten sie in die Stadt zurück.
Sucht man auf dem Gelände des jüdischen Friedhofes gezielt nach Gräbern mit der Jahreszahl 1938, so finden sich einige, denn noch bis zum Oktober 1938 durften letzte Beerdigungen stattfinden. Mit der „Reichskristallnacht“ (dem Novemberpogrom 1938) wurde die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben.
Doch zwei Grabsteine haben in ihrer Inschrift spätere Jahreszahlen. Überlebende der Shoah ließen darauf jeweils eine zusätzliche Inschrift setzen. Folglich lesen wir zum einen auf dem Grab Nr. 145 (am Ende der kleinen Allee im nördlichen Teil des Friedhofs), dass Ferry Mandl – hier „Fery Mandel“ – am 23. September 1943 in Sibirien zu Tode kam, und zum anderen am Grabstein Nr. 185 (nahe dem Eingang an der rechten Seite der Hauptallee) über Julie Moses, dass sie am 3. November 1942 in Treblinka umgekommen ist. Dies sind die einzigen Inschriften, die auf die Ermordung von Juden und Jüdinnen aus Wiener Neustadt in der Shoah informieren. Insgesamt sind mindestens 200 jüdische Bewohner der Steinfeldstadt zur Zeit des Nationalsozialismus ermordet worden.
Ausführliche Informationen zur Geschichte des jüdischen Friedhofs finden Sie unter: www.juedische-gemeinde-wn.at
Quellen/Literatur:
Werner Sulzgruber, Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Wien 2010.
Werner Sulzgruber, Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, Wien/Horn 2013.