Erinnern am Bahnhofplatz 1

Erinnerungsort

Erinnern am Bahnhofplatz 1

47.811940

16.234560

Gedenktafel über die getöteten Eisenbahner – Bahnhofplatz 1 Bahn im Dritten Reich & Eisenbahn-Bedienstete Neben dem neuen Bahnhof-Hauptgebäude ist an der Gebäudefront des rechts bzw. nördlich anschließenden, zurückversetzten Nebengebäude eine große Tafel angebracht. Diese Gedenktafel weist uns auf die Rolle einzelner Bahnbediensteter in der NS-Zeit hin: Im Allgemeinen muss angemerkt werden, dass die ÖBB 1938 in die Deutsche Reichsbahn eingegliedert wurde. Das Verkehrswesen und insbesondere die Bahn spielte im Zweiten Weltkrieg eine besondere Rolle: nicht nur für den Truppentransport, die Versorgung und den Nachschub, sondern auch innerhalb der Vernichtung von Minderheiten. Denn in den Waggons der Reichsbahn deportierte man Juden und Jüdinnen sowie Roma, Sinti, politisch Verfolgte und andere „Feinde des Deutschen Volkes“ in die Ghettos und Konzentrationslager. Fremd- und Zwangsarbeiter rollten auf den Bahnschienen in die Region und wurden hier ausgebeutet, wie zum Beispiel in den Großunternehmen der Rüstungsindustrie im Norden von Wiener Neustadt. Obgleich sich natürlich Bahnbedienstete, wie alle anderen Beamten im NS-Staat, zum Nationalsozialismus bekennen mussten, waren Angehörige der Reichsbahn dennoch am Widerstand beteiligt. Dieser reichte beispielsweise von der Produktion, Weitergabe und Verteilung von Flugzetteln und Zeitungen, über die Bildung illegaler Organisation bis hin zu Sabotage-Akten. Insgesamt wurden in Österreich 1.438 Bahnbedienstete im Zusammenhang mit Widerstandsaktivitäten zu einer Haftstrafe in einem Zuchthaus verurteilt oder in ein Konzentrationslager eingewiesen, 154 wurden hingerichtet und 135 starben in einem Zuchthaus oder KZ. Die Gedenktafel erinnert an drei „Im Kampf gegen den Nationalsozialismus getötete Eisenbahner“. Es wird dem StellwerkmeisterJosef Höger (verstorben am 6. November 1944 im Kriegslazarett Agram/Zágráb), dem Stations- und Magazinarbeiter Ludwig Huber (vermisst in einer Strafkompanie in Jugoslawien seit 17. Oktober 1944) und dem Weichensteller Heinrich Sauer (verstorben im Kerker in Stein a. d. Donau am 2. Jänner 1945) gedacht. Alle drei waren ÖBB-Bedienstete und als Kommunisten in den frühen 1940er Jahren aktiv geworden: Nachdem Ludwig Huber im Juni 1940 verhaftet worden war, hatte Heinrich Sauer dessen Ehefrau finanziell zu unterstützen versucht und deshalb ein illegales Organisationsnetz gebildet, in das er unter anderem Josef Höger mit einbezog. Sauer und Höger wurden 1942 „wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt, Sauer zu zwölf und Höger zu zehn Jahren Zuchthaus. Während Heinrich Sauer inhaftiert blieb und verhungerte, wurden Josef Höger und Ludwig Huber in Strafkompanien (sogenannte „Bewährungseinheiten“) eingezogen und starben in Jugoslawien. Insofern ist die Überschrift auf der Tafel („Im Kampf gegen den Nationalsozialismus getötete Eisenbahner“) nicht ganz richtig, denn Höger erhielt als Soldat ein „Heldengrab“.   Quellen/Literatur:Gerhard Geissl, Denkmäler in Wiener Neustadt. Orte des Erinnerns, Berndorf 2013.Karl Flanner, Freiheitskampf. Widerstand im Gebiet Wiener Neustadt 1938-1945, Wiener Neustadt 2003.Brigitte Haberstroh/Maximilian Huber/Michael Rosecker (Hg.), Stolpersteine Wiener Neustadt. Stadtführer des Erinnerns, Wiener Neustadt 2011.DÖW (Hg.), Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934-1945. Eine Dokumentation, Bd. 2, Wien 1987.Verdrängte Jahre. Bahn und Nationalsozialismus in Österreich . Eine Ausstellung der ÖBB, Graz 2013.  

Denkmal Heimkehrerstraße/Kollonitschgasse

47.812550

16.235031

Gedenktafel über die getöteten Eisenbahner – Bahnhofplatz 1

Bahn im Dritten Reich & Eisenbahn-Bedienstete

Neben dem neuen Bahnhof-Hauptgebäude ist an der Gebäudefront des rechts bzw. nördlich anschließenden, zurückversetzten Nebengebäude eine große Tafel angebracht. Diese Gedenktafel weist uns auf die Rolle einzelner Bahnbediensteter in der NS-Zeit hin:

Im Allgemeinen muss angemerkt werden, dass die ÖBB 1938 in die Deutsche Reichsbahn eingegliedert wurde. Das Verkehrswesen und insbesondere die Bahn spielte im Zweiten Weltkrieg eine besondere Rolle: nicht nur für den Truppentransport, die Versorgung und den Nachschub, sondern auch innerhalb der Vernichtung von Minderheiten. Denn in den Waggons der Reichsbahn deportierte man Juden und Jüdinnen sowie Roma, Sinti, politisch Verfolgte und andere „Feinde des Deutschen Volkes“ in die Ghettos und Konzentrationslager. Fremd- und Zwangsarbeiter rollten auf den Bahnschienen in die Region und wurden hier ausgebeutet, wie zum Beispiel in den Großunternehmen der Rüstungsindustrie im Norden von Wiener Neustadt.

Obgleich sich natürlich Bahnbedienstete, wie alle anderen Beamten im NS-Staat, zum Nationalsozialismus bekennen mussten, waren Angehörige der Reichsbahn dennoch am Widerstand beteiligt. Dieser reichte beispielsweise von der Produktion, Weitergabe und Verteilung von Flugzetteln und Zeitungen, über die Bildung illegaler Organisation bis hin zu Sabotage-Akten. Insgesamt wurden in Österreich 1.438 Bahnbedienstete im Zusammenhang mit Widerstandsaktivitäten zu einer Haftstrafe in einem Zuchthaus verurteilt oder in ein Konzentrationslager eingewiesen, 154 wurden hingerichtet und 135 starben in einem Zuchthaus oder KZ.

Die Gedenktafel erinnert an drei „Im Kampf gegen den Nationalsozialismus getötete Eisenbahner“. Es wird dem StellwerkmeisterJosef Höger (verstorben am 6. November 1944 im Kriegslazarett Agram/Zágráb), dem Stations- und Magazinarbeiter Ludwig Huber (vermisst in einer Strafkompanie in Jugoslawien seit 17. Oktober 1944) und dem Weichensteller Heinrich Sauer (verstorben im Kerker in Stein a. d. Donau am 2. Jänner 1945) gedacht.

Alle drei waren ÖBB-Bedienstete und als Kommunisten in den frühen 1940er Jahren aktiv geworden: Nachdem Ludwig Huber im Juni 1940 verhaftet worden war, hatte Heinrich Sauer dessen Ehefrau finanziell zu unterstützen versucht und deshalb ein illegales Organisationsnetz gebildet, in das er unter anderem Josef Höger mit einbezog. Sauer und Höger wurden 1942 „wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt, Sauer zu zwölf und Höger zu zehn Jahren Zuchthaus. Während Heinrich Sauer inhaftiert blieb und verhungerte, wurden Josef Höger und Ludwig Huber in Strafkompanien (sogenannte „Bewährungseinheiten“) eingezogen und starben in Jugoslawien. Insofern ist die Überschrift auf der Tafel („Im Kampf gegen den Nationalsozialismus getötete Eisenbahner“) nicht ganz richtig, denn Höger erhielt als Soldat ein „Heldengrab“.

 

Quellen/Literatur:
Gerhard Geissl, Denkmäler in Wiener Neustadt. Orte des Erinnerns, Berndorf 2013.
Karl Flanner, Freiheitskampf. Widerstand im Gebiet Wiener Neustadt 1938-1945, Wiener Neustadt 2003.
Brigitte Haberstroh/Maximilian Huber/Michael Rosecker (Hg.), Stolpersteine Wiener Neustadt. Stadtführer des Erinnerns, Wiener Neustadt 2011.
DÖW (Hg.), Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934-1945. Eine Dokumentation, Bd. 2, Wien 1987.
Verdrängte Jahre. Bahn und Nationalsozialismus in Österreich . Eine Ausstellung der ÖBB, Graz 2013.

 

Bilder

Eingelassene Gedenktafel am Bahnhofsgebäude

Inschrift der Gedenktafel