Luftschutzraum Kasematten

Erinnerungsort

Luftschutzraum Kasematten

47.810740

16.238415

Stadtpark – Schubertweg/Bahngasse Luftschutzraum & Gasschleuse Geht man in den Stadtpark und folgt dem Schubertweg in Richtung Norden, erkennt man nahe der Bahngasse, nur wenige Meter neben den jüdischen Grabsteinen, die sich an der alten Stadtmauer befinden, eine graue Eisentüre. Dies ist ein Zugang zu einem Luftschutzkeller in den Kasematten: Die Kasematten wurden ursprünglich 1551 bis 1557 nach den Plänen des kaiserlichen Baumeisters Johann Tscherte („königlicher Oberstbaumeister der niederösterreichischen Lande“) erbaut und dienten der Aufbewahrung von Waffen und Munition. An der Westseite der Verteidigungsanlage ist eines der zwei Ausfallstore erhalten, wobei dieses seit den frühen 1940er Jahren mit einer Tür versehen ist. Denn während des Zweiten Weltkriegs (ab 1943) wurde ein Teil der Kasematten zu einem Luftschutzraum umfunktioniert. Es handelt sich hierbei um die letzte erhaltenen Gasschleuse eines öffentlichen Luftschutzraumes in Wiener Neustadt. Ziel einer solchen Gasschleuse war es, die Bevölkerung vor der Wirkung etwaiger Gasbomben zu schützen. Der „Gaskrieg“, wie er im Ersten Weltkrieg seinen grausamen Anfang genommen hatte, war eine mit großer Angst behaftete Form des Krieges. Die Furcht vor einem qualvollen Erstickungstod führte zur Einrichtung von Gasschleusen. Dabei handelte es sich um abgeschlossene (Vor-)Räume, die vor den eigentlichen Schutzräumen angelegt wurden und den Weg ins Innere (also die Eingangstür in die Gasschleuse und die Tür in den Schutzraum) mit gut zu verriegelnden, aber auch abgedichteten Türen abschotten sollten. Schutzsuchende durften sich darin im Ernstfall nicht aufhalten, und es sollten nicht beide Türen gleichzeitig geöffnet sein, um das Eindringen von chemischen Kampfstoffen zu verhindern. In tiefen Bunkeranlagen gab es Absaugvorrichtungen und Filteranlagen, die die kontaminierte Luft reinigten. Grundsätzlich sollte aber die „Volksgasmaske“, deren Verwendung im Luftschutz geübt wurde, vor chemischen Stoffen Schutz bieten. Das Verhalten der Personen wurde durch Luftschutzraum- und Gasschleusen-Ordnungen klar geregelt, in welchen es zum Beispiel hieß: „Luftschutzraum und Gasschleusentür nie gleichzeitig öffnen!“„Vor jedem Öffnen der äußeren Gasschleusen­tür Volksgas­maske aufsetzen!“„Volksgas­maske erst absetzen, wenn kein Kampfstoff mehr feststellbar!“ Erwähnenswert ist, dass Türen in Gasschleusen auch einen „Türspion“ (ein Guckloch) aufweisen konnten, sodass man von innen erkennen konnte, ob man den Raum verlassen durfte. An der äußeren Glasschleusentür in Wiener Neustadt gibt es ein solches Guckloch. Eine Absaug- bzw. Filteranlage schien es nicht gegeben zu haben. Es war wohl der Be- und Entlüftungsschacht in der Decke der Gasschleuse als ausreichend befunden worden.   Quellen/Literatur:Michael Müller, Der zivile Luftschutz in Wiener Neustadt während der Jahre 1938-1945, Wiener Neustadt 2010. [= Broschüre des IVM 137]Sammlung Sulzgruber, Zeitzeugen-Berichte.  

Heimkehrer-Gedenktafel

47.811790

16.235101

Stadtpark – Schubertweg/Bahngasse

Luftschutzraum & Gasschleuse

Geht man in den Stadtpark und folgt dem Schubertweg in Richtung Norden, erkennt man nahe der Bahngasse, nur wenige Meter neben den jüdischen Grabsteinen, die sich an der alten Stadtmauer befinden, eine graue Eisentüre. Dies ist ein Zugang zu einem Luftschutzkeller in den Kasematten:

Die Kasematten wurden ursprünglich 1551 bis 1557 nach den Plänen des kaiserlichen Baumeisters Johann Tscherte („königlicher Oberstbaumeister der niederösterreichischen Lande“) erbaut und dienten der Aufbewahrung von Waffen und Munition. An der Westseite der Verteidigungsanlage ist eines der zwei Ausfallstore erhalten, wobei dieses seit den frühen 1940er Jahren mit einer Tür versehen ist.

Denn während des Zweiten Weltkriegs (ab 1943) wurde ein Teil der Kasematten zu einem Luftschutzraum umfunktioniert. Es handelt sich hierbei um die letzte erhaltenen Gasschleuse eines öffentlichen Luftschutzraumes in Wiener Neustadt. Ziel einer solchen Gasschleuse war es, die Bevölkerung vor der Wirkung etwaiger Gasbomben zu schützen. Der „Gaskrieg“, wie er im Ersten Weltkrieg seinen grausamen Anfang genommen hatte, war eine mit großer Angst behaftete Form des Krieges. Die Furcht vor einem qualvollen Erstickungstod führte zur Einrichtung von Gasschleusen. Dabei handelte es sich um abgeschlossene (Vor-)Räume, die vor den eigentlichen Schutzräumen angelegt wurden und den Weg ins Innere (also die Eingangstür in die Gasschleuse und die Tür in den Schutzraum) mit gut zu verriegelnden, aber auch abgedichteten Türen abschotten sollten. Schutzsuchende durften sich darin im Ernstfall nicht aufhalten, und es sollten nicht beide Türen gleichzeitig geöffnet sein, um das Eindringen von chemischen Kampfstoffen zu verhindern. In tiefen Bunkeranlagen gab es Absaugvorrichtungen und Filteranlagen, die die kontaminierte Luft reinigten. Grundsätzlich sollte aber die „Volksgasmaske“, deren Verwendung im Luftschutz geübt wurde, vor chemischen Stoffen Schutz bieten. Das Verhalten der Personen wurde durch Luftschutzraum- und Gasschleusen-Ordnungen klar geregelt, in welchen es zum Beispiel hieß:

„Luftschutzraum und Gasschleusentür nie gleichzeitig öffnen!“
„Vor jedem Öffnen der äußeren Gasschleusen­tür Volksgas­maske aufsetzen!“
„Volksgas­maske erst absetzen, wenn kein Kampfstoff mehr feststellbar!“

Erwähnenswert ist, dass Türen in Gasschleusen auch einen „Türspion“ (ein Guckloch) aufweisen konnten, sodass man von innen erkennen konnte, ob man den Raum verlassen durfte. An der äußeren Glasschleusentür in Wiener Neustadt gibt es ein solches Guckloch. Eine Absaug- bzw. Filteranlage schien es nicht gegeben zu haben. Es war wohl der Be- und Entlüftungsschacht in der Decke der Gasschleuse als ausreichend befunden worden.

 

Quellen/Literatur:
Michael Müller, Der zivile Luftschutz in Wiener Neustadt während der Jahre 1938-1945, Wiener Neustadt 2010. [= Broschüre des IVM 137]
Sammlung Sulzgruber, Zeitzeugen-Berichte.

 

Bilder

Zugangsbereich zum LSR in den Kasematten

Eisentor in den LSR

Innenseite der Gasschleuse mit Blick zur Ausgangstür

Blick vom Eingang in die Gasschleuse

Schriftzug "Gasschleuse" im Inneren

Blick vom LSR in die Gasschleuse

Blick von der Gasschleuse in den LSR der Kasematten

Blick aus der Gasschleuse in den Entlüftungsschacht